Ben Walker gehört seit Saisonbeginn dem Trainerstab seines Vaters an. Der 24-Jährige ist sowohl als Videocoach als auch im Kraftraum und auf dem Eis tätig.
„Wir haben diesen Job quasi für ihn erschaffen“, erzählt Wild-Wings-Headcoach Steve Walker vom neuesten Mitglied seines Trainerstabs – seinem Sohn Ben. Der 24-Jährige füllt bei den Schwenningern eine Doppelrolle aus: Zum einen arbeitet er im Kraftraum und auf dem Eis mit den Spielern, zum anderen trägt er als Videocoach viel Verantwortung bei der Analyse des kommenden Gegners und dem sogenannten „Live-Tagging“ während der Spiele, bei dem kurze Videoclips in Echtzeit bereitgestellt werden.
Geboren in Berlin
Gänzlich neu ist Ben Walker bei den Wild Wings – und in Deutschland – nicht. „Ich habe schon einmal ein Praktikum hier gemacht“, erzählt der junge Kanadier. Außerdem wurde er in Berlin geboren, während sein Vater bei den Eisbären spielte, und verbrachte die ersten Jahre seines Lebens in der Hauptstadt. „Das hilft mir definitiv. Ich spreche ganz gut Deutsch und kenne die Kultur schon ein wenig“, meint der 24-Jährige.
Auch die DEL ist alles andere als Neuland für ihn: „Ich liebe das deutsche Eishockey und ich bin schon seit meiner Kindheit Fan der Liga. Selbst in Kanada habe ich so oft wie möglich DEL-Spiele geschaut. Das hilft natürlich beim Scouting der Gegner.“
Energie und Leidenschaft
Seinen Einstand beim neuen Arbeitgeber hätte sich Walker kaum besser vorstellen können: „Es ist in vielerlei Hinsicht wirklich cool, mit meinem Vater zusammenzuarbeiten. Bislang bin ich sehr glücklich.“ Und auch sein Chef ist zufrieden mit dem 24-Jährigen. „Er bringt sehr viel Energie und Leidenschaft ins Team. Und klar, gemeinsam mit ihm diese Reise anzutreten, ist ein Traum, der wahr wird“, schwärmt Steve Walker von seinem Sohn. Dennoch ist es den beiden Walkers wichtig, sich bei der Arbeit professionell zu begegnen, von Coach zu Coach – und eben nicht von Vater zu Sohn. „Das fällt uns nicht besonders schwer“, so der Schwenninger Headcoach. „Natürlich bin ich stolz auf ihn, aber er wird nicht anders behandelt als andere Coaches. Wenn wir zur Arbeit kommen, ist es genau das: Arbeit.“
Auch Ben betont die Wichtigkeit der Professionalität, auch unter diesen besonderen Umständen: „Ich gehe meine Arbeit hier an wie jeden anderen Job auch. Aber es ist schon ein großer Vorteil, dass ich meinen Vater und seine Spielidee so gut kenne. Es gibt immer noch viel zu lernen, aber die Eingewöhnung am Anfang war einfacher als bei einem Team, bei dem ich die Philosophie und den Coaching-Stil von Grund auf hätte kennenlernen müssen.“ In seinen Augen wurde Walker also schnell in eine Position gebracht, dem Team mit seiner Expertise möglichst gut weiterhelfen zu können.
Früher Schritt ins Coaching
Ben spielte in seiner Kindheit selbst Eishockey, entschied sich aber früh dafür, in die Welt der Trainer einzusteigen. „Ich hatte das Pech, dass Corona gerade angefangen hat, als ich 18 Jahre alt wurde. Ich war nicht gut genug, um professionell zu spielen. Und auf den niedrigeren Leveln gab es keine Möglichkeit.“ Also machte er sich seine Leidenschaft für den Sport auf anderen Wegen zunutze. Er studierte Sportwissenschaft und begann schon bald damit, als Athletiktrainer mit verschiedenen Profis zusammenzuarbeiten – unter anderem mit Cale Makar, der in acht NHL-Saisons insgesamt 433 Scorerpunkte sammelte und mit den Colorado Avalanche 2022 den Stanley Cup gewann. Bis heute arbeitet Walker über den Sommer hinweg mit verschiedenen NHL-Spielern und Profis aus anderen Ligen.
Lernen von Papa
Mit dieser Mischung aus taktischem Verständnis sowie Athletik- und Skills-Expertise will Ben Walker den Wild Wings nun zu möglichst viel Erfolg verhelfen. In welche Richtung sich seine weitere Karriere bewegen wird, weiß der 24-Jährige noch nicht genau. Ein Job als Headcoach reizt ihn – zumindest aktuell – nicht besonders. Bei den Wild Wings hat er nun die Möglichkeit, von dem jahrelangen Erfahrungsschatz seines Vaters als DEL-Spieler und -Trainer zu profitieren. Da Vater und Sohn nicht nur Kollegen sind, sondern auch zusammen leben, „tauschen wir uns im Prinzip den ganzen Tag über Eishockey aus“, erzählt der 52-jährige Headcoach.
Bleibt die Frage, wie Steves Frau und Bens Mutter Delia zu diesen Gesprächen im Hause Walker steht. „Die Beiden sind schon sehr lange zusammen, sie ist das gewohnt und mag es auch“, meint Ben. Vater Steve ist sich da nicht ganz so sicher. Auf die Frage, ob es am Esstisch ein Eishockey-Verbot gibt, antwortet er lachend: „Wahrscheinlich sollte es das geben!“