Zum Thema „Widerstand in Schwenningen“, referierte Ekkehard Hausen (vorne) im Rahmen der Geschichtswoche des Schwenninger Heimatvereins. Foto: Jochen Schwillo

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg und damit die Schreckensherrschaft des Nazi-Regimes.

Auch in Schwenningen bildete sich über Jahre der Widerstand gegen das Unrecht. Viele Menschen mussten mit langen Haftstrafen in den Gefängnissen, im KZ oder mit dem Tod für ihre Unbotmäßigkeit bezahlen.

 

Doch wo bleibt die Erinnerung an diese Männer und Frauen, die ihr Leben einsetzten? Beim Vortrag „Widerstand in Schwenningen“ mahnte Ekkehard Hausen im Rahmen der Geschichtswoche am Dienstagabend, dass man bis heute in Schwenningen oft erfolglos nach Erinnerungsspuren von NS-Gegnern suche.

Neuer Name für Talstraße ?

Zwar gebe es mittlerweile verlegte Stolpersteine, doch im Falle des Schwenninger Sozialdemokraten Karl Schäfer, der im Konzentrationslager Welzheim bei Stuttgart ermordet wurde, sei die zu wenig. Schäfer sprach sich unter anderem dagegen aus, dass Hitler die Ehrenbürgerschaft bekommt.

Ekkehard Hausen könnte sich durchaus vorstellen, dass es an der Zeit wäre, die Talstraße in die Karl-Schäfer-Straße umzubenennen. Schließlich lebte Schäfer in der Talstraße 25 und betrieb dort ein Fahrradgeschäft.

Ein weiteres Beispiel war Karl Glunz, Mitglied der SPD und der Vorsitzende der SAJ, der Sozialistischen Arbeiterjugend. „Er hatte schon vor 1933 engagiert gegen die Nazis gekämpft“, erläuterte Ekkehard Hausen. Etwas anders sieht es dagegen bei den kirchlichen „Widerstandskämpfern“ aus. So sorgte am 9. April 1938 beim Einmarsch deutscher Gruppen nach Österreich der damalige Stadtpfarrer Gotthilf Weber dafür, dass in Schwenningen die Kirchenglocken stumm blieben und er auch den Treueschwur auf Adolf Hitler versagte. Der Saal im evangelischen Muslen-Zentrum trägt heute seinen Namen.

Hausen erinnerte auch an die Vikarin Margarete Hoffer, die 1941 nach Schwenningen kam und im Pfarrhaus der Johanneskirche jüdische Mitbürger versteckte und über die Schweizer Grenze half. In der Johanneskirche selbst erinnert heute der Margarete-Hoffer-Saal und im Neckarpark an einen Weg der ihren Namen trägt.

Viele Schicksale

Viele Menschen waren entsetzt und empört über die Exzesse von Grausamkeit und Barbarei und hatten Mitleid. Doch was konnten sie dagegen machen? Seit dem Ende der Naziherrschaft vor 80 Jahren wird diese Frage immer wieder heftig diskutiert: „Was konnte man schon tun?“ Doch die einhellige Meinung in der Bevölkerung war, dass man so gut wie nichts tun konnte. Denn der Staat mit Polizei und der Gestapo war so übermächtig, dass man keine Chance hatte. „Die Leute wollten ja nicht im Gefängnis oder im Konzentrationslager landen“, so Ekkehard Hausen.

Es waren eine ganze Reihe von Lebensschicksalen, die er in seinem Vortrag porträtierte. Hausen berichtete von zwei russischen Zwangsarbeiterinnen, die bei Kriegsende einen Brief zugunsten der Schwenninger Familie von Johann Eugen und Anna Schlenker schrieben, die in der Gerokstraße lebte. Dort befand sich das Zwangsarbeiterlager „Nord“. Die Frauen beschrieben, dass sie im Lager unter sehr schlechten Bedingungen unter Elend und Mangel leben mussten. Weiter schrieben sie, dass sie hungrig umhergingen, um noch etwas zu essen zu bekommen.

Doch die Familie Schlenker half den beiden Russinnen mit Essbarem, Kleidung oder einem guten Wort. „Es gehörte viel Mut dazu, sich so zu verhalten wie die Familie Schlenker. Viele hätten das vielleicht auch gerne getan, aber sie trauten sich nicht, weil sie Angst hatten und Nachteile befürchteten“, stellte Ekkehard Hausen fest.