Einen großen Bogen von 500 Jahre Bauernkrieg bis zur Entwicklung der Schwenninger Museen und deren Zukunft spannt die Schwenninger Geschichtswoche mit zwölf unterschiedlichen Veranstaltungen, die vom 17. bis 24. Mai vom Heimatverein angeboten werden.
Dabei blickt man auch über den örtlichen Tellerrand hinaus. Zum dritten Mal bereits richtet der Schwenninger Heimatverein diese Veranstaltungsreihe aus, die in den Vorjahren stets gute Besucherzahlen bei den einzelnen Veranstaltungen verzeichnen konnte. Seien es die vielfältigen Vorträge oder Themenführungen gewesen, das Interesse seitens der Bevölkerung war immer gut.
Davon geht die Planungsgruppe auch heuer wieder aus, stellten vom Heimatverein die Vorsitzende Annemarie Conradt-Mach und der stellvertretende Vorsitzende Hans Martin Weber fest. Ihm sei auch das Konzept der Geschichtswoche zu verdanken, lobte die Vereinschefin das Engagement ihres Vizes.
Der Bauernkrieg
Doch was bringt die beste Veranstaltungsreihe, wenn man keine Referenten oder Stadtführer hat? Es sei immer schwierig, gute Leute zu finden, so Annemarie Conradt-Mach. Deshalb ist man im Heimatverein froh, gleich zum Auftakt mit dem Historiker Casimir Bumiller einen ausgewiesenen Fachmann über das Mittelalter gewonnen zu haben, der am Samstag, 17. Mai, im Vortragsort Ob dem Brückle 14 nach der Eröffnung der Geschichtswoche um 17.30 Uhr, ab 18 Uhr zum Thema „Der Bauernkrieg von 1524/1525 in Südwestdeutschland und die Ereignisse auf der Baar“ referieren wird.
Bis auf drei Häuser abgebrannt
Auch die damaligen Ereignisse in Villingen und Schwenningen werden reflektiert. Denn das Dorf am Neckarursprung wurde bis auf drei Häuser völlig abgebrannt und das Vieh raubten die Villinger. Dagegen findet mangels Teilnehmern am Sonntag, 18. Mai, die Fahrt nach Bad Schussenried zur Ausstellung „Uffrur“ zu 500 Jahre Bauernkrieg nicht statt, bedauerte Hans Martin Weber, fügte jedoch an, dass es noch einmal am 1. Juni die Möglichkeit geben werde, zu dieser Ausstellung zu fahren, entweder mit der Bahn oder dem Auto. Hierzu werde es frühzeitig die nötigen Informationen geben, so Weber.
80 Jahre nach Kriegsende
In Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Heimatverein Villingen und der Volkshochschule gibt es am Montag, 19. Mai, 19 Uhr, im Theater am Ring in Villingen eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „1945 – Kriegsende in Villingen und Schwenningen – 80 Jahre danach“. Auf dem Podium sitzen bislang Annemarie Conradt-Mach, Ute Schulze, die Leiterin des Stadtarchivs, und der Politologe Ulrich Eith aus Freiburg. Die Diskussion wird von Rupert Kubon, dem Vorsitzenden des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, und Lisa Hahn von der VHS moderiert. Da diese Veranstaltung bereits geplant war, habe man sich schließlich als Schwenninger Verein angeschlossen, erklärte Annemarie Conradt-Mach den Beweggrund, dass man mit einem Teil der Schwenninger Geschichtswoche nach Villingen gehen würde.
Mit Rudolf Reim auf den Spuren der Zeit
„Auf den Spuren der Zeit“ ist die Überschrift der Führung mit Stadtführer Rudolf Reim am Dienstag, 20. Mai, die um 17 Uhr an der Neckarhalle startet. „In meiner Stadtführung möchte ich die Teilnehmer mitnehmen auf die Spuren der Zeit“, so Rudolf Reim, der auch über die Erntezeit sprechen und der Frage nachgehen will, warum gerade die Eisenbahnzeit so wichtig war für die Entwicklung von Schwenningen. Damit diese besondere Stadtführung nicht zu trocken wird, wird es eine kleine Überraschung geben.
Zeit nehmen sollte man sich auf alle Fälle um 19.30 Uhr, wenn sich der frühere Lehrer und Historiker Ekkehard Hausen in Ob dem Brückle 14 mit dem „Widerstand in Schwenningen 1933 bis 1945 an ausgewählten Beispielen“ beschäftigen wird. Hierbei wird unter anderem an das Engagement des damaligen Pfarrers Gotthilf Weber erinnert, wie auch an die Vikarin Margarete Hoffer, über deren Zeit in Schwenningen und den Einsatz über die Hilfe von verfolgten jüdischen Mitbürgern Brigitte Liebelt einen Roman geschrieben hat.
Kunst- und Bauwerke im Blick
Um „Kunst und Architektur“ geht es am Mittwoch, 21. Mai, 17 Uhr, bei der Führung mit Stadtführer und Architekt Harald Maier. Treffpunkt ist Ob dem Brückle 14. Auf der kleinen Runde durch die Innenstadt geht es zu verschiedenen Kunstwerken und zu sehenswerten und außergewöhnlichen Bauwerken in Schwenningen, mit Erläuterungen und Ausführungen zu Entstehung und Hintergründen. Um 19.30 Uhr geht es im Vortragsraum im Ob dem Brückle 14 mit Stadt- und Museumführerin Jutta Arendt und den Vertreterinnen der Schwenninger Museen, Martina Baleva und Lisa Schmied, um die „Entwicklung der Museen in Schwenningen und ihre Zukunft“, und es wird der Frage nachgegangen, welche Perspektiven es gibt.
Auch soll über die geplanten Veränderungen und ihren aktuellen Stand informiert werden. Hierzu bemerkte Annemarie Conradt-Mach, die seit 25 Jahren die Vorsitzende des Schwenninger Heimatvereins ist, dass in diesen Jahren auch ständig über das Heimatmuseum diskutiert wurde. „Es kann nicht sein, dass in Schwenningen die Schwenninger Geschichte nicht dargestellt wird“, so die Vorsitzende. „Das ist auch ein Grund, dass es die Geschichtswoche gibt“, sagte sie.
Was ist noch sichtbar?
„Alte Relikte der Schwenninger Geschichte“ ist der Titel der Stadtführung mit Hans Martin Weber am Donnerstag, 22. Mai, ab 17 Uhr. Er knüpft an die Vorträge der Geschichtswoche an. Hierbei geht es vor allem um die Frage: Was kann man noch sehen oder was hat noch einen Bezug zum Bauernkrieg 1524/25? Was erinnert in der Stadt an den Widerstand und an die Weimarer Republik? Treffpunkt ist Ob dem Brückle 14. Dieser Führung schließt sich um 19 Uhr der Vortrag der Historikerin Annemarie Conradt-Mach im Ob dem Brückle 14 an, der sich mit den „Wahlen in Schwenningen von 1919 bis 1933“ beschäftigen wird. Am Freitag, 23. Mai, gibt es um 17 Uhr eine Führung mit Klaus Wössner, dem Vertriebsleiter der Firma Isgus, mit dem Titel „Zeitgeschichte erleben von 1888 bis heute“. Bei dieser Führung lernt man beispielhaft den „Schwenninger Unternehmergeist“ von damals bis heute kennen. Auch wird das sonst nicht zugängliche Museum des familiengeführten Betriebs besucht. Treffpunkt ist am Werkseingang in der Oberdorfstraße.
Offenes Volkstanzen
Eingebunden in die Geschichtswoche ist auch die Trachtengruppe des Schwenninger Heimatvereins, die am Freitag um 19.30 Uhr im Hansjakob-Stüble, Bürkstraße 18, ein „offenes Volkstanzen“ anbieten wird. Willkommen sind alle Tanzwilligen, Anfänger und auch Fortgeschrittene. Karin Seifert, die Vorsitzende der Trachtengruppe, berichtete, dass das Tragen der Tracht auch Spaß machen kann. „Denn in vielen Köpfen ist die Tracht verstaubt und langweilig“, so die Schwenningerin. Dem wolle man mit der Aktion entgegentreten und wünscht sich viele Leute, die aktiv mitmachen.
Eine Bindestrichführung
Um das Thema Zeit geht es am Samstag, 24. Mai, 10 Uhr, bei einer Bindestrichführung „Zeit und Zeiten“ mit den Stadtführern Cora Worms aus Schwenningen und Henry Greif aus Villingen. Treffpunkt ist im Ob dem Brückle 14. Diese besondere Stadtführung verbindet Villingen und Schwenningen und es werden die Verbindungspunkte der beiden Stadtbezirke zu allen Zeiten der Geschichte gezeigt. Die Fahrt nach Villingen und zurück erfolgt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Busfahrt ist kostenlos. Die Dauer der Führung beträgt rund drei Stunden.
Zum Abschluss der Schwenninger Geschichtswoche gibt es um 15 Uhr einen Vortrag von Annemarie Conradt-Mach im Ob dem Brückle 14 über „David Würth, Schultheiß in Schwenningen von 1887 bis 1912“. Für die Referentin war der einstige Unterlehrer und Schulmeister ein interessanter Mann mit viel Zivilcourage, der einiges in der Stadt bewirkt hat.