Am 28. September muss der Gemeinderat eine Entscheidung in Sachen Therme-Verkauf treffen. Foto: Kugel

350 Stühle standen am Montagabend im Kurhaus bereit. Allerdings kamen nur um die 100 Bad Herrenalber zur Bürgerinformationsveranstaltung. Mit Blick auf das Angebot des Geschäftsmannes Hüseyin Aydogan gab es nicht viel Neues zu hören.

Bad Herrenalb - Im Vergleich zu den Informationen bei der Pressekonferenz am 6. September war zusätzlich zu erfahren: Wenn die Offerte weiterverfolgt werden sollte, habe Aydogan angeboten, einen siebenstelligen Euro-Betrag als Sicherheit und als Bestätigung seines Angebots zu hinterlegen. Sowie der Stadtverwaltung Einblick in seine Geschäftsbücher zu gewähren – wie Bürgermeister Klaus Hoffmann sagte, in die deutschen und die türkischen.

Wie berichtet, geht es um die Übernahme der Siebentäler Therme zu einem symbolischen Preis, verbunden mit der Verpflichtung zum Weiterbetrieb für zehn Jahre. Und zudem um den Kauf von einem angrenzenden 10 000-Quadratmeter großen Areal. Aydogan möchte einen Aquapark (Spaßbad) mit diversen Becken und Rutschen bauen. Die Grobskizzen hierzu sind allerdings nicht aussagekräftig.

Ganz ruhig

Bürgermeister Hoffmann rief gleich zu Beginn der Veranstaltung dazu auf, ganz ruhig zu bleiben. Er verstehe die ganze künstliche Aufregungen in der Stadt nicht. Man müsse nüchtern an die Sache herangehen. Es gehe darum, dass die Bürger Bescheid wüssten, um was es gehe. Sie hätten die Chance, das Ganze sacken zu lassen und sich mit den Stadträten auszutauschen. Das Angebot sei schriftlich eingegangen. Mit Bildern, die zeigten, wie das Projekt mit Rutschen und Verkaufsständen theoretisch aussehen könnte. Allerdings könne nicht genau gesagt werden, was alles auf der 10 000 Quadratmeter großen Fläche geplant sei.

Das Angebot werde ernst genommen. Es habe Auswirkungen auf den städtischen Haushalt – in die eine oder andere Richtung. Kapital sei beim Investor vorhanden. Es sei ein Angebot, das mit vergangenen Offerten nicht verglichen werden könne. Schöne Pläne seien nämlich einige präsentiert worden – aber leider niemand, der das hätte bezahlen wollen. Es gelte, Für und Wider genau abzuwägen.

Nicht vorverurteilen

Beim Blick auf die Revitalisierung der Siebentäler Therme erinnerte der Bürgermeister daran, dass aktuell ein Generalplaner gesucht werde. Die vor einem Jahr erstellte Kostenannahme sei nicht mehr haltbar. Die Stadtwerke müssten sich Gedanken über eine neue Kalkulation machen. Hoffmann machte auf die steigenden Bau-, Gas- und Strompreise aufmerksam.

Das Stadtoberhaupt erklärte des Weiteren, im Rathaus seien die Diskussionen um den Investor bekannt. Dass die Geschäfte nicht so funktionierten. So sei es im Hotel am Kurpark auch längere Zeit dunkel gewesen. Allerdings dürfe man nicht vorverurteilen. Nur der Gemeinderat treffe letztendlich am 28. September die Entscheidung, ob das Angebot weiterverfolgt werden soll.

Workshops

Mehrmals während der Veranstaltung wurden die Bürger ermuntert, sich aktiv einzubringen. Genauer: Werden doch am Montag, 19. September, "Finanzen" das Thema sein. Möglichkeiten und Szenarien für die Finanzierung des Stadtentwicklungsprozesses sollen mit Unterstützung eines Experten analysiert werden mit dem Ziel, besonders geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzsituation der Stadt zu erkennen. Am Donnerstag, 22. September, steht dann ebenfalls ab 18.30 Uhr im Kurhaus beim zweiten Workshop "Natur, Naturschutz, Schutz unserer natürlichen Ressourcen/Gesundheit" im Mittelpunkt.

Dem Gemeinderat könnten Dinge mit auf den Weg gegeben werden, so Hoffmann. Dieser, so der Bürgermeister, würde nicht darüber entscheiden, ob Grundstück oder Therme verkauft würden, sondern, ob man sich mit dem Angebot des Investors weiterbeschäftigen soll.

Fragen abarbeiten

Inwiefern die Celenus Klinik beeinträchtigt werde, Lärm eine Rolle spiele, oder es mit Parkgelegenheiten für Besucher aussieht – solche Fragen müssten dann abgearbeitet werden. Bei einem möglichen Weiterverhandeln kämen eine Bürgschaft oder ein Treuhandkonto ins Spiel.

Ungefähr zehn Fragen wurden aus den Reihen der Zuhörer im Kurhaus gestellt. So meinte eine Frau, dass das Spaßbad nur an wenigen Monaten betrieben werden könne – und was passiere im Rest des Jahres? Hoffmann meinte hierbei, er empfehle eine Überdachung, wolle der Investor für sein Hotel am Kurpark doch das ganze Jahr über mehr Familien anlocken.

Derzeit fahre man zweigleisig – werde das Angebot abgelehnt, sei man vorbereitet. Muss doch bis zum 30. September der Förderantrag für den zweiten Therme-Bauabschnitt beim Regierungspräsidium eingereicht werden.

Der Bürgermeister sagte in der Fragerunde zudem, man dürfe nicht pauschal sagen, dass Bäder mit Rutschen sich automatisch nicht tragen könnten.

Achtstellige Summe

Ein Zuhörer bekam mit am meisten Applaus mit seiner Feststellung, dass man sich einen schöneren Eingang wie die Schweizer Wiese nicht wünschen könne. Und man sie erhalten solle. Fraglich sei, ob ein Spaßbad noch zeitgemäß sei. Wenn die Sommer immer heißer werden, würden bestimmt mehr Menschen aus der Rheinebene zu Besuch kommen. Wenn die Siebentäler Therme Pi mal Daumen eine Million Euro Verlust im Jahr verursache, so eine aufgestellte Rechnung, dann sei bei zehn Jahren eine Garantie in der Größenordnung "achtstellige Summe" erforderlich.

Es sei natürlich, dass ein Unternehmer zuerst an sich denke, bemerkte der Bürgermeister in der Aussprache. Seiner Auffassung nach komme im Übrigen nur Fläche im bebauten Bereich der Schweizer Wiese in Betracht.

Nur noch Pflichtaufgaben?

Eine Anregung im Kurhaus war auch, ein Spaßbad eventuell mit dem Bad Herrenalber Freibad zu verbinden. Beim aktuellen Bürgerbeteiligungsprozess sei jetzt jede Diskussion sinnlos und eine Zeitverschwendung, so eine weitere Meinung. Wobei Hoffmann hierzu erwähnte, dass der Gemeinderat durchaus beschließen könne, während des Prozesses keine Angebote mehr anzunehmen.

Stadtkämmerer Albert Wilhelm erinnerte daran, dass der nächste Haushalt ausgeglichen werden müsse. Deshalb sei wichtig, jetzt schon die Richtung zu wissen. Es könne passieren, dass nur noch Pflichtaufgaben erfüllt werden könnten. Ein Zuhörer warnte daraufhin ausdrücklich davor, den Verkauf der Siebentäler Therme als Problemlösung zu sehen.

Info: Sachlich

Nach der Veranstaltung sagte Bürgermeister Hoffmann gegenüber unserer Redaktion, er hoffe, dass die Diskussionen so sachlich weitergingen. Dann habe man alles richtig gemacht. Die geäußerten Gedanken der Zuhörer würden ernst genommen. Aufgabe sei es nun, bis Ende des Monats alles zu sortieren. Der Gemeinderat treffe eine wichtige Entscheidung für die Stadt