Es muss bald eine Entscheidung fallen, ob die Siebentäler Therme zu einem symbolischen Preis verkauft werden soll. Foto: Kugel

Der türkische Geschäftsmann Hüseyin Aydogan will die Siebentäler Therme in Bad Herrenalb zu einem symbolischen Preis kaufen. Zudem möchte er ein angrenzendes Grundstück erwerben, um dort einen Aquapark ("Spaßbad") mit Becken und Rutschen zu bauen. Mit Kommentar

Bad Herrenalb - Am Montag, 29. August, hat sich Aydogan mit Bad Herrenalbs Bürgermeister Klaus Hoffmann unterhalten. Ist er doch Besitzer des Hotels am Kurpark (Nashira Kurpark Hotel) in der Stadt. Beim Treffen wurde auch die Siebentäler Theme angeschaut. Und am vergangenen Donnerstag ging dann das Angebot per E-Mail ein: Kauf der Siebentäler Therme zu einem symbolischen Preis, der Weiterbetrieb werde für zehn Jahre garantiert. Zusätzlich Erwerb eines angrenzenden Grundstücks von circa 10 000 Quadratmetern, um dort einen Aquapark ("Spaßbad") mit diversen Becken und Rutschen zu bauen. Viel mehr konnte das Stadtoberhaupt am Dienstag beim Pressegespräch nicht sagen. Hierzu wurde am Freitag eingeladen, am selben Tag seien auch die Stadträte informiert worden.

Kritik zu Herzen genommen

Beim kurzen Blick zurück sprach Hoffmann in Sachen Schweizer Wiese von einem langen Prozess. Die zurückliegende Kritik der Bürger habe er sich zu Herzen genommen – sie würden nun, wie gewünscht, frühzeitig in Kenntnis gesetzt. Man gehe den Weg an die Öffentlichkeit, ohne weitere Gespräche und Planungen. Es gehe um den Grundgedanken. Er erinnerte daran, dass mit rund 2,5 Millionen Euro der erste Bauabschnitt der Revitalisierung der Siebentäler Therme gefördert werde. Und bis Ende September der Förderantrag für den zweiten Bauabschnitt fertig sein müsse. Wegen der Generalplanung mit allen Gewerken (zwei Anbieter) befinde man sich aktuell im Entscheidungsprozess. Aufträge seien noch keine vergeben worden. Es gebe noch keine Verpflichtungen. Allerdings müsse bis Monatsende auf jeden Fall eine Entscheidung fallen. Zweigleisig könne nicht gefahren werden.

Der Bürgermeister sprach von einer Dramatik in den vergangenen Monaten, so wirke sich die Entwicklung der Preise (Baugewerbe, Strom und Gas) auch auf die Therme aus. Würde sie verkauft, gebe es freilich für den Investor keine Förderung. Nur kommunale Unternehmen profitierten hiervon.

Möchte der Investor die Therme sanieren? Auf diese Frage konnte der Bürgermeister keine Antwort geben. Genauso wenig, wie das Spaßbad aussehen soll. Der Investor wolle hier aufs Hotel und das Familiensegment schauen. Zwar gebe es einige grobe Skizzen des Aquaparks, allerdings sind diese nicht sehr aufschlussreich. Wie und ob das Vorhaben realisierbar ist, steht also noch gar nicht fest.

Jedenfalls habe es in Sachen Liquidität von der Bank die Rückmeldung gegeben, dass Mittel für das Vorhaben vorhanden seien. Dem ersten Anschein nach sei also Geld da. Bei so einem Angebot komme man ins Grübeln und mache sich Gedanken, so Hoffmann. Das Ganze müsse entsprechend geprüft werden. Eine Handvoll Fragen müsse geklärt werden, um zu sehen, wie das Angebot einzuordnen sei.

Bürger informieren

Freilich wirke sich ein Verkauf auf die mittelfristige Haushaltsplanung der Stadt aus. Im Übrigen sei zu klären, wie der Verkauf der Siebentäler Therme als Teil der Stadtwerke überhaupt machbar ist. Über eine Kaufsumme sei im Übrigen mit dem Investor noch gar nicht gesprochen worden.

Der nächste Schritte ist nun eine Informationsveranstaltung für die Bürger am Montag, 12. September, ab 18.30 Uhr im Kurhaus. Bis dahin will die Verwaltung klären, wie das Angebot einzuordnen ist. Ob Aydogan, der in der Türkei eine Ferienanlage betreibt, dann selbst seine Pläne präsentieren wird, weiß im Rathaus noch niemand. Er müsste zum Termin wohl aus der Türkei einfliegen.

Zudem werden Bad Herrenalber aufgerufen, sich im Rahmen der Bürgerbeteiligung des Stadtentwicklungsprozesses 2030 mit dem Angebot auseinanderzusetzen. Die nächsten öffentlichen Workshop-Termine sind am 19. September und am 22. September – jeweils ab 18.30 Uhr im Kurhaus.

Der Gemeinderat wird dann in der Sitzung am 28. September ebenfalls beraten und schlussendlich entscheiden, ob die Verwaltung das Angebot weiterverfolgen und in Verhandlungen mit dem Investor eintreten soll.

"Total heruntergewirtschaftet"

Nebenbei: Wie die Badische Neueste Nachrichten im April 2021 berichteten, tue sich am Babo-Hochhaus in Baden-Baden nur wenig. Die Stadt würde die Nutzung gerne selbst in die Hand nehmen. Der Investor, Hüseyin Aydogan, habe jedoch ein Kaufangebot der Stadt abgelehnt. Das Babo-Hochhaus liegt am Charles-de-Gaulle-Platz in Baden-Oos, es war früher Hauptquartier der französischen Streitkräfte. Bürgermeister Alexander Uhlig habe in einer Sitzung des Bauausschusses gesagt: "Das Gebäude ist einem erbarmungswürdigen Zustand." Aydogan habe es "total heruntergewirtschaftet". Die Rathausspitze moniere, dass der türkische Investor keine Fachfirmen beauftrage, sondern eine "Handlangertruppe" einsetze. Es gebe mit dem Eigentümer nur auf der Verwaltungsebene Kontakt. "Wir arbeiten nur noch mit Verfügungen. Das ist die einzige Sprache, die er versteht", habe Uhlig betont.

Aydogan habe das Babo 2014 gekauft, um daraus ein Hotel mit etwa 170 Zimmern zu machen. Er betreibe unter anderem im türkischen Side ein 500-Betten-Haus der gehobenen Klasse. Uhlig zufolge sei der türkische Geschäftsmann der falsche Eigentümer für dieses Gebäude.

Info: Schweizer Wiese

Fast vor einem Jahr, am 14. September 2021, wurde in einer Pressekonferenz mitgeteilt: Ein Investor will etwa 200 Wohneinheiten, ein Hotel und einen Nahversorgungsmarkt auf der Schweizer Wiese errichten. Bernhard Scholtes, Sprecher des Vorstands der DFH Deutsche Fertighaus Holding AG und Geschäftsführer der Divaco Immobilien Gruppe, konnte noch nicht genau sagen, ob "60 Millionen, 70 Millionen oder 80 Millionen Euro" investiert werden.

Der Verkauf der Flächen auf der Schweizer Wiese – 15 000 bis 20 000 Quadratmeter – wirke sich, so die Information, unmittelbar auf die aktuelle Haushaltssituation aus.

In der Gemeinderatssitzung am 22. September gab es aber keine von der Stadt vorgesehenen Grundsatzentscheidung – die Investorenpläne wurden nur zur Kenntnis genommen. Nur eine Gegenstimme gab es bei dem Antrag aus dem Gremium, erst mal in einer Bürgerversammlung zu informieren.

Auf der Webseite der eilig gegründeten Bürgerinitiative "Lebensraum Schweizerwiese" wurde informiert: Es habe in der Zeit von 19. September bis 3. Oktober 2889 Seitenaufrufe gegeben. Zum Meinungsbild: 20 Ja- und 436 Nein-Stimmen seien gezählt worden. Rund 250 Bad Herrenalber informierten sich sodann bei der Bürgerversammlung am 19. Oktober über die Weiterentwicklung der Schweizer Wiese.

Die Beschlussfassung zum geplanten Großprojekt stand dann auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung Ende November im Kurhaus. Allerdings: Direkt zu Beginn strich Bürgermeister Klaus Hoffmann diesen Punkt. Gespräche mit den Fraktionen im Vorfeld hätten gezeigt, dass noch Beratungsbedarf bestehe – die Stadträte sähen "sich nicht beschlussfähig".

Danach hatte die BI "Lebensraum Schweizerwiese" eine Pressemitteilung verfasst. Offensichtlich sei die Arbeit der BI und vieler engagierter Bürger und Vereine nicht umsonst gewesen. Mitglieder der BI machten bei der Bürgerbeteiligung mit, so BI-Sprecher Martin Middeke im Juli im Gespräch mit unserer Redaktion. Er gehöre beispielsweise dem sogenannten Kernteam an. Hier noch ein weiterer Blick zurück: Große Hoffnungen wurden einst in ein Bäderprojekt gesetzt, das in einem gewaltigen Flop endete. Auf der Schweizer Wiese hätte eine der modernsten Bäderlandschaften Europas entstehen sollen. Um die 160 Millionen Euro waren im Gespräch. Ein Bürgerentscheid wurde in die Wege geleitet. Zum Leidwesen der Projektgegner stimmte am 1. Dezember 2013 die Mehrheit für den Bau des Erlebnisbades. Gebaut wurde allerdings trotzdem nicht.

Kommentar: Fragezeichen

Von Markus Kugel

Es war am Dienstag ein Pressegespräch mit vielen Fragezeichen. Deshalb muss sich die Bad Herrenalber Stadtverwaltung sputen und für die Informationsveranstaltung am Montagabend im Kurhaus weiteres Wissenswertes zusammentragen. Dass ein Angebot vorliegt und der türkische Geschäftsmann Hüseyin Aydogan die Siebentäler Therme sowie ein angrenzendes Grundstück für einen Aquapark kaufen will, reicht nicht. Es ist sicher erst mal löblich, die Bürger so schnell als möglich zu informieren. Doch die Veranstaltung muss Hand und Fuß haben.

Nicht zu vergessen: Die Bürgerversammlung zur Weiterentwicklung der Schweizer Wiese lief im Oktober vorigen Jahres nicht wie vorgesehen ab. So traten bereits während und nach der Bürgerfragerunde etliche Teilnehmer wieder den Nachhauseweg an. Weil bei der Revitalisierung der Therme der Förderantrag für den zweiten Bauabschnitt bis Ende September einzureichen ist, ist Eile geboten.

Doch wenn es um das Herrenalber Filetstück geht, darf nicht mit heißer Nadel gestrickt werden. Letztendlich entscheidet der Gemeinderat. Ob sich die Stadträte binnen weniger Tage in der Lage sehen, eine Entscheidung pro Spaßbad zu treffen? Spannend wird vor allem die Frage sein, wie viele Bürger sich zu Wort melden.