Die Schweizer Wiese in Bad Herrenalb. Foto: Kugel

Das Bürgerforum Bad Herrenalb (BF-BHA) hat die aufgrund der Corona-Pandemie verschobene Jahreshauptversammlung jetzt nachgeholt. Zur geplanten Bebauung der Schweizer Wiese wurde ein Alternativkonzept vorgelegt.

Bad Herrenalb - Die irrtümlich angekündigten Neuwahlen könnten erst 2022 durchgeführt werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Rückblick des Vorsitzenden Reinhard Domke rief noch einmal die Entstehung des "BF-BHA" in Erinnerung, die ursächlich mit einer konsequenten Meinung zur Bebauung der Schweizer Wiese begonnen habe und in einem Bürgerentscheid mündete. Dieser Entscheid habe ausschließlich die Bebauung mit dem damals geplanten Mega-Freizeit-Bad betroffen. Eine Zustimmung zu diesem Projekt durch die Bürger sei allein hierauf zu beziehen. "Gleichwohl wurde durch diesen Bürgerentscheid die ›Heilige Kuh‹ – Schweizer Wiese – geschlachtet, denn der bislang geltende Grundsatz: die Schweizer Wiese soll unbebaut bleiben, wurde dadurch aufgehoben", heißt es weiter.

 

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Die starke Verschuldung der Stadt Bad Herrenalb und die geplante zukünftige Sanierung und Erweiterung der Siebentäler Therme verlange nach einem Konzept zur Entlastung des defizitären Haushalts. Dies werde nun durch ein neues Planungskonzept zur Bebauung der Schweizer Wiese versucht, welches in der Bevölkerung wieder für eine rege, kontroverse Diskussion sorge.

Das Bürgerforum Bad Herrenalb begrüße die Absicht der Stadtverwaltung, die Schweizer Wiese einer moderaten Bebauung zuzuführen. "Wir haben in der Hauptversammlung beschlossen, die vorgelegte Planung der Stadt kritisch zu würdigen und daraus ein Alternativkonzept zu entwickeln. Das Konzept der Stadt sieht ein Versorgungszentrum für den kurz- und mittelfristigen Bedarf vor, welches an der Einmündung der Bahnhofstraße in die Ettlinger Straße vorgesehen ist. Dieser Standort ist aus einem circa 30 Jahre alten Flächennutzungsplan entnommen, welcher jetzt überholt ist, da die Nahversorgung bereits durch vier Märkte auf Privatgelände am Ortseingang gesichert ist", heißt es weiter.

Der geplante Supermarkt sei daher überflüssig. Ein weiteres Argument gegen diesen Markt und den geplanten Standort sei die städtebauliche Forderung aus dem Gartenschauwettbewerb nach einer fußläufigen Grünraumverbindung von Kurpark und Schweizer Wiese. Diese werde durch den Supermarkt mit seinen notwendigen Auto- Stellplätzen zerstört. "Eine weitere Idee der Gartenschau war ›Das blaue Band der Alb‹, ein Freizeit- und Erholungsweg parallel am Ufer des Flusses, von der Quelle bis zur Mündung. Diese – auch das Stadtbild prägende – Idee konnte bereits zur Gartenschau in verschiedenen Bereichen ausgebildet werden", so der Verein. Diese Idee und ihre Verwirklichung müssten bei einer verantwortlichen Planung zur Stadtentwicklung weiterverfolgt werden.

Fehlende Erschließung

Eine Wohnbebauung mit der Rückseite der Gebäude und Auto-Stellplätze am Ufer der Alb, wie sie in der Planung durch die Stadt vorgestellt worden sei, sei daher an dieser Stelle abzulehnen, weil sie dieser Idee widerspreche. Ein weiterer Punkt gegen die Bebauung im Nahbereich der Alb, im westlichen Bereich der Schweizer Wiese, sei die fehlende Erschließung des Wohngebietes, die erst noch herzustellen wäre. Hierzu gehöre zusätzlich zu der eigentlichen Straße mit Gehweg, die Wasser-Abwasser-, Elektro-, Gasversorgung und die Trassen für digitale Medien. Diese Kosten müssten rechnerisch von den zu erwartenden Einnahmen durch den Verkauf des Geländes abgezogen werden. Es sei vielmehr naheliegend, die Wohnbebauung in einem Bereich vorzusehen, wo diese Erschließung offensichtlich bereits vorhanden ist. "Nämlich unserer Meinung nach entlang der Ettlinger Straße! Hier könnten freistehende, einzelne Wohngebäude mit Versatz zur Bestandsbebauung vorgesehen werden, die eine Blickeinschränkung zur Schweizer Wiese und den Falkensteinfelsen von der Ettlinger Straße aus vermeiden."

Die Schweizer Wiese sei noch vornehmlich ein Freizeitareal mit Liegewiesen, Spazierwegen, Teich mit Fontäne, Flüsschen, Spielplatz, Bike-Platz und nicht zuletzt auch Tennisplätzen. Dies könnte auch so bleiben, wenn man obige Idee weiterentwickele: Im Bereich nach den Tennisplätzen bis zur Mündung des Dobelbaches in die Alb könnten weitere Freizeitaktivitäten entstehen, die die Attraktivität der Schweizer Wiese noch steigerten. "Hier seien nur einige Beispiele genannt: Minigolf, Stretchingstationen, Bewegungsgeräte, Slackline, Boulebahn, BMX-Parcours usw." In diesem Bereich biete sich auch die Einrichtung eines "Albstrandes" an.

Die wirtschaftliche Notwendigkeit eines Hotels vor der Siebentäler Therme müsse geprüft werden. Auf jeden Fall seien die offenen Stellplätze zu minimieren und nicht im Bereich des Albufers zu verorten.

Eine Parkierungsfläche für die Dauerparker sei nur in einer Tiefgarage unter dem Gebäude vorzusehen. Das Bürgerforum sehe der städtebaulichen Entwicklung der Schweizer Wiese mit Interesse entgegen.

Kommentar: Umfassende Infos

Von Markus Kugel

Klare Sache: Der Verein Bürgerforum Bad Herrenalb musste sich zu Wort melden. Am 14. September wurde in einer Pressekonferenz im Rathaus darüber informiert, dass ein Investor rund 200 Wohneinheiten, ein Hotel sowie einen Nahversorgungsmarkt auf der Schweizer Wiese bauen will. Und jetzt liegt ein Alternativkonzept des Vereins, der einst aus der Bürgerinitiative "Schweizer Wiese" entstanden ist, vor. Verständlich, wenn das Bürgerforum darauf hinweist, dass mit dem Ja beim Bürgerentscheid 2013 zu einer Erlebnis- und Thermalbadlandschaft die ›heilige Kuh Schweizer Wiese" geschlachtet worden sei. Bekanntlich entstand keine der modernsten Bäderlandschaften Europas, doch die Suche nach Investoren vonseiten der Stadt ging weiter. Immerhin wird nun vom Verein einer moderaten Bebauung zugestimmt.

Da es zu keiner von der Stadt vorgesehenen Grundsatzentscheidung des Gemeinderats am 22. September kam und die Investorenpläne nur zur Kenntnis genommen wurden, muss freilich bei der Bürgerversammlung am Dienstag, 19. Oktober, alles zur Sprache kommen. So auch die Alternativplanung und die eilig gegründete Bürgerinitiative "Lebensraum Schweizerwiese". Konnte doch auf einer Webseite mitgeteilt werden, was man von den vorgelegten Plänen hält.

Interessant ist freilich zudem, ob sich der Investor (Divaco Immobilien Gruppe), der Hotel- und Nahversorger-Betreiber mit ins Kurhaus bringen will, überhaupt grundlegende Änderungen vorstellen kann.

Wird es letztendlich erneut einen Bürgerentscheid geben? Bekanntlich kennen sich die Bad Herrenalber mit dem Instrument der direkten Demokratie ganz gut aus.