Nahversorgung: AG hat das benötigte Eigenkapital beisammen / Info-Abend am 16. Februar geplant
555 Anteile zu je 100 Euro sind für den Dorfladen Schweighausen bisher gezeichnet worden. Damit rückt die Realisierung des Projekts näher.
Schweighausen. Der Aufbau eines Geschäfts über dem Gewölbekeller des ehemaligen Gasthauses Sonne soll insgesamt 574 000 Euro kosten. Eine Summe, die die Beteiligten allein nicht stemmen können, aber auch nicht müssen: Die im September gegründete Genossenschaft erhält 200 000 Euro vom Förderprogramm "Leader" der EU, mit dem innovative Aktionen im ländlichen Raum unterstützt werden. Hinzu kommt ein einmaliger Zuschuss der Gemeinde in Höhe des doppelten Betrags, der von Bürgern als Genossenschaftsanteile gezeichnet wird, beziehungsweise maximal 100 000 Euro.
Allerdings fließen diese Gelder nur dann, wenn zuvor ein Eigenkapital aus Genossenschaftsanteilen von 50 000 Euro zusammengekommen ist. Diese Hürde hat die Genossenschaft bereits am 27. Dezember genommen, als Karl Wangler aus Schweighausen den 500. Anteil zeichnete. Seither sind weitere 55 Anteile hinzugekommen. Insgesamt 268 "Genossen" unterstützen das Projekt – Einzelpersonen, aber auch Betriebe und Vereine. Die meisten Anteile, 30 auf einen Schlag, hat der katholische Frauenbund erworben.
Mit Eintritt in die Genossenschaft erwirbt jedes Mitglied einen Anteil am Dorfladen im Wert von 100 Euro. Die Mitglieder werden später das gute Gefühl haben, "im eigenen Geschäft" einzukaufen, wie Rainer Wenglein es formuliert, der Vorstandsmitglied der Genossenschaft und gemeinsam mit Eugen Göppert Initiator des Projekts ist.
"Wir haben zurzeit keine Möglichkeit im Ort, uns selbst zu versorgen", erklärt Wenglein den Hintergrund für die Gründung der Dorfladen AG. Die Kunden sollen sich dort später mit Produkten des täglichen Bedarfs eindecken können, mit frischen Lebensmitteln vor allem, aber auch mit Drogerieartikeln. Lokale Erzeuger sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Waren dort anzubieten. Vom fertigen Ladengeschäft verspricht Wenglein sich "ein Stück Lebensqualität", zumal gleichzeitig auch ein Café geplant ist, das mitten im Ort zum Treffpunkt der Bürgerschaft werden soll.
Auf der Facebookseite der Dorfladen AG ist eine Ansicht des geplanten Dorfladens zu sehen. Sie zeigt ein Gebäude mit eineinhalb Stockwerken, das "Tradition und Moderne" verbinden soll, wie Wenglein es formuliert, der in Schweighausen eine psychotherapeutische Praxis für Kinder und Jugendliche betreibt. Wenglein und seine Mitstreiter setzen auf den Werkstoff Holz, "weil wir hier im Schwarzwald sind", ohne dass deshalb nun der ganze Dorfladen in Holzbauweise errichtet werden soll.
Mit Erreichen des 500. Anteils hat die AG ein wichtiges Etappenziel erreicht. Nun geht es darum, die umfassenden Unterlagen zur Bewilligung der Fördergelder vorzubereiten, den Bauantrag zu stellen und Angebote von Firmen für den Abriss des Gasthauses einzuholen.
Weitere Anteilseigner sind willkommen
Wenglein ist froh, dass sich so viele Bürger des 1018-Einwohner-Orts für das Projekt haben begeistern lassen. Die Unterstützung wird auch nach wie vor gebraucht – weitere Anteilseigner sind hochwillkommen. "Je mehr Genossenschaftsanteile gezeichnet sind, desto höher unser Eigenkapital und damit unsere finanzielle Unabhängigkeit", heißt es dazu auf der Facebookseite. Beim Bau des Gebäudes werden auch Eigenleistungen gefragt sein. Später wird die Dorfladen AG dann zum Arbeitgeber, ist doch geplant, einen Marktleiter und 450-Euro-Kräfte einzustellen.
Einen detaillierten Zeitplan vermag Wenglein nicht zu nennen, auf jeden Fall sollen die Schweighausener aber 2018 in ihrem Dorfladen einkaufen können. Er soll wochentags, aber auch sonntags geöffnet haben. "Damit man sich dort am Sonntag frische Brötchen holen kann", blickt Wenglein voraus.
Über den Stand der Planung wird bei einem Info-Abend am Donnerstag, 16. März, ab 19.30 Uhr im Bergdorfhaus berichtet. Dabei sollen die Besucher die Gelegenheit haben, eigene Ideen zur Gestaltung des Dorfladens einzubringen.