Will in die Nato: Schwedens Regierungschefin Magdalena Andersson Foto: dpa/Henrik Montgomery

Schwedens geplanter Beitritt zur Nato mobilisiert die Pazifisten. Das könnte innenpolitisch brisant werden.

Die schwedische Nation wurde um eine Volksabstimmung betrogen“, klagte die Fachreferentin für Sicherheitsfragen der schwedischen Friedensbewegung, Gabriella Irsten, in der Zeitung „Svenska Dagbladet“. Die Organisation, mit vollem Namen „Schwedens Friedens- und Schlichtungsvereinigung“ befürchtet, durch den geplanten Nato-Beitritt des Landes drohe der Einsatz von Atomwaffen, also ein möglicher „Massenmord an Zivilisten“. Seit 1814 ist Schweden bündnisfrei und offiziell in keinen militärischen Konflikt verwickelt – als Mittler zwischen den Blöcken zu stehen, war vor allem die Politik der Sozialdemokraten.

Die Zahl der Nato-Gegner wächst

Die rote Minderheitsregierung unter Magdalena Andersson hatte darum zu Beginn des Ukraine-Kriegs eine Diskussion über eine Nato-Mitgliedschaft abgelehnt. Die Wende kam im April. Da Schweden den Beitrittsprozess mit Finnland zusammen vollziehen wollte, fiel eine breite gesellschaftliche Debatte darüber in Schweden aus. Das rächt sich jetzt: In den vergangenen Monaten ist „Svenska Freds“ um 2000 Mitglieder auf insgesamt 9000 gewachsen. Das scheint nicht viel zu sein. Doch die älteste Friedensbewegung der Welt hat Gewicht in der schwedischen Gesellschaft. „Es gibt viel Frustration“ so Irsten. Dabei billigt Agnes Höllström, die Vorsitzende von „Svenska Freds“, der Ukraine ein Selbstverteidigungsrecht zu und unterstützt auch schwedische Waffenlieferungen. Kritisch sehe man nur die Unterstützung des nationalistischen ukrainischen Asov-Regiments.

Für die Sozialdemokratie könnte das ungemütlich werden. Zwar war sie nie eine reine Friedenspartei – allerdings halten viele Sozialdemokraten das Engagement gegen Atomwaffen als Erbe des 1986 ermordeten Premiers Olof Palme lebendig. Diese Menschen will die Friedensbewegung jetzt auf die Straße bringen.