Hier handelt es sich um eine Übung. Aber die Bergwacht muss vermehrt zu Ernstfällen ausrücken. Foto: Seeger

Viele Einsätze im laufenden Jahr. Retter gibt Tipps, wie Unfälle vermieden werden können.

Schwarzwald - Mehr Touristen bedeuten für die Bergwacht Schwarzwald auch mehr Arbeit. Das zehrt an den Kräften - vor allem weil die Retter auf jeden Cent schauen müssen.

Urlaub daheim ist angesagt. Wandern oder mit dem Mountainbike die Wege unsicher machen ebenfalls. Und in wenigen Monaten kommt schon der erste Schnee. Während früher die Saison zeitlich klar abgegrenzt war, ist heute praktisch rund ums Jahr Betrieb im Wald. Die Zahl der Touristen steigt, und mit ihnen auch die Zahl der Un- und Notfälle, bei denen die Retter der Bergwacht gefragt sind, wie der Landesgeschäftsführer der Bergwacht Schwarzwald in Kirchzarten (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), Lutz Scherer, betont.

Mit 1455 Einsätzen im vergangenen Jahr waren die ehrenamtlichen Retter im vergangenen Jahr so stark gefordert wie noch nie. Knapp viermal am Tag mussten sie im Schnitt ausrücken. Und auch 2019 fordert die Retter: "Wir bemerken, dass wir auch in diesem Sommer sehr viele Einsätze haben", sagt Scherer. Früher sei die Bergwacht vor allem am Wochenende und in den Skisportzentren im Einsatz gewesen. "Das hat sich aber aufgrund der veränderten Verhaltensweisen in der Freizeitgesellschaft völlig auf den Kopf gestellt." Sommer- und Wintereinsätze liegen laut Scherer zahlenmäßig mittlerweile ungefähr gleich auf. "Und wir sind unter der Woche genauso oft gefragt wie am Wochenende."

Finanzielle Lage hat sich gebessert

Immerhin: In den vergangenen Jahren hat sich die finanzielle Lage der Retter gebessert – 2016 noch schlugen die Retter auch in Württemberg Alarm, da sie unmittelbar vor der Handlungsunfähigkeit standen und teils sogar mit dem Privatauto zum Einsatzort fahren mussten. Der Protest damals wurde erhört: "Wir bekommen mittlerweile mehr als das Dreifache an Fördermitteln vom Land. Auch die Krankenkassen haben ihre Zahlungen pro Einsatz an uns erhöht", sagt Scherer. Wobei man im Auge behalten müsse, dass die Kosten für die Ausrüstung auch permanent und vor allem überproportional steigen.

"Für den Notfall empfiehlt es sich, ein aufgeladenes Handy dabei zu haben"

"Jedes Fahrzeug braucht heute ein Tablet, wir brauchen eine permanente Internetverbindung, elektronische Alarmsysteme, Digitalfunk ist ein Riesenthema. Das alles treibt die Kosten." Unfälle könne man nicht immer vermeiden, betont Scherer: "Wenn mehr Menschen die Natur aktiv nutzen, haben wir auch mehr Notfälle." Man könne im Wald aber einige Vorkehrungen für den Fall des Falles treffen: "Für den Notfall empfiehlt es sich, immer ein aufgeladenes Mobiltelefon dabei zu haben, um Hilfe zu rufen. Man sollte auch immer wissen, wo man sich befindet." Die Ausschilderung des Schwarzwaldvereins an den Wegkreuzungen sei dafür eine große Hilfe, da dort Angaben zum Standort stehen, die man der Rettungsleitstelle durchgeben kann.

"Wenn man in der Gruppe unterwegs ist, sollte man auch aufeinander achten und sehen, dass die Gruppe zusammenbleibt. Man sollte immer Rücksicht auf die schwächste Person in der Gruppe nehmen", erklärt Scherer weiter. Auch eine angemessene Kleidung sei wichtig: "Auf 1200 Meter Höhe im Schwarzwald ist es acht bis neun Grad kühler als 800 Meter tiefer im Land. Man sollte Essen und Getränke mitnehmen, eine Wanderkarte, Regensachen und Wanderschuhe." Auch die Vorbereitung sei von Bedeutung: Scherer rät demnach, sich vor der Tour zu informieren, wie lange man unterwegs ist und wie viel Höhenmeter zurückgelegt werden. Bei Gewitter und Starkregen sollten Wanderer erst gar nicht in den Wald gehen.