Die Zukunft des Tourismus im Schwarzwald liegt im Nebel wie der Feldberg im Winter. Foto: Deckert

Ausbleibende Gäste aus China schon Ende 2019. Pläne und Konzepte für Zeit nach Corona.

Freiburg - Der Schwarzwald hat jahrelang immer mehr Touristen angelockt. Nun verhagelt die Corona-Pandemie wohl die nächste Bilanz. Die Verantwortlichen sehen aber auch Chancen.

Auf die "Tränen der Freude" sind "Tränen der Sorge" gefolgt, sagt Dorothea Störr-Ritter, die Aufsichtsratsvorsitzende der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) und Landrätin des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald. Die Corona-Pandemie hat den Tourismus zum kompletten Stillstand gebracht. Die STG habe aber früh in der Corona-Krise damit begonnen, Pläne und Konzepte für die Zeit nach Corona zu schmieden

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"Niemand hat den Kopf in den Sand gesteckt", sagt Störr-Ritter. Sie sei daher zuversichtlich, dass die Region Schwarzwald es schaffen werde, sich mit den neuen Herausforderungen im Tourismus zu arrangieren. Gleichzeitig habe der Corona-Shutdown die Wirtschaft vor enorme Herausforderungen gestellt, sagt Frank Scherer, der Landrat der Ortenau und Vorsitzende der STG-Gesellschafterversammlung. "Wir werden die Folgen noch lange spüren, auch wenn wir derzeit langsam auf dem Rückweg in die Normalität sind."

STG-Geschäftsführer Hansjörg Mair berichtete am Mittwoch im Rahmen der digitalen Jahrestagung der STG, dass 2019 das elfte Rekordjahr in Folge für den Tourismus im Schwarzwald gewesen sei. Während im Nordschwarzwald das Wachstum ins Stocken kam, waren der mittlere und der südliche Schwarzwald mit Zuwachsraten zwischen 3,6 und 5,2 Prozent bei Übernachtungen und Ankünften die Motoren des Aufschwungs.

Ausbleibende Gäste aus China waren schon Ende 2019 zu spüren

Knapp 23 Millionen gewerbliche Übernachtungen und 134,4 Millionen Tagesreisen wurden verzeichnet. Mehr als drei Viertel der Übernachtungen wurden vom Inlandstourismus generiert. Diese "riesigen Quellmärkte" seien nun auch eine wichtige Chance für den Schwarzwald, wieder wirtschaftlich in die Gänge zu kommen, sagt Mair.

Der Bruttoumsatz mit dem Tourismus im Schwarzwald lag 2019 bei knapp 7,5 Milliarden Euro, und auch 2020 habe zunächst positiv begonnen, wenngleich die ausbleibenden Gäste aus China bereits Ende 2019 zu spüren gewesen seien, meint Mair. "Seit Corona fragen wir uns: Ist das nun das Ende des Tourismus, wie wir ihn kennen?" Weltweit sei die Reisebranche zuletzt um 97 Prozent eingebrochen. "Das hätten wir uns vor vier oder fünf Monaten nicht vorstellen können. Es geht um sehr viel Geld und Arbeitsplätze." Und viele Fragen, zum Beispiel wie es im Tagungs-Geschäft in den Städten weitergehen kann, sind noch völlig offen.

Am schlimmsten aber hat Corona die Gastronomie getroffen. "Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und Vollgas geben", erklärt Mair. Es sei richtig, dass die Politik die Betriebe nun unterstütze, die in den meisten Fällen unverschuldet in die Schieflage geraten seien. Mehr Hilfe sei nötig und gut angelegt: "Die Prognosen sind für Deutschland derzeit nicht so schlecht wie für andere Länder in Europa oder die USA, die Aussichten für den Tourismus im Schwarzwald sind also gut." Um mit den Mitbewerbern im Tourismus "auf Augenhöhe" konkurrieren zu können, müsse dennoch viel investiert werden.

Corona sei "ein Brennglas und ein Brandbeschleuniger" künftiger Trends und Krisen im Tourismus. Natur erleben, Sicherheit, Regionalität und Gesundheit seien bei Besucherbefragungen stark im Fokus und hätten durch die aktuelle Krise noch an Bedeutung gewonnen. "All diese Themen können wir im Schwarzwald hervorragend bespielen", sagt Mair.