Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) in einer Szene von "Tatort: Rebland" (undatierte Aufnahme). Der Krimi wird am 27. September 2020 im Ersten ausgestrahlt. Foto: Benoit Linder/SWR /dpa

Nach packendem Start erhält Freiburger Krimi einen Dämpfer. Es geht um Suche nach Vergewaltiger.

Freiburg - Eine Frau wird vergewaltigt. Die Ermittler konzentrieren sich auf drei Verdächtige. Gerne würde man mehr über die Betroffene herausfinden, eigenartige Verdächtige und stümperhafte Ermittlungen lenken davon ab.

In der neuen Folge des Schwarzwald-"Tatorts" geht es um ein sensibles Thema: Eine Radiomoderatorin (Victoria Trauttmansdorff) wird auf dem Rückweg von einem Weinfest vergewaltigt. Als sie am nächsten Morgen zur Polizei geht, trifft sie dort ihre Freundin Cornelia Harms (Steffi Kühnert), die als Chefin bei der Kriminalpolizei Freiburg arbeitet. Die Geschichte nimmt die Polizistin sehr mit - den Ermittlern Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) erteilt sie den Fall mit höchster Priorität. Die Folge "Rebland" (27. September, 20.15 Uhr im Ersten) erhält nach einem packenden Start allerdings mehrere Dämpfer.

DNA-Spur ergibt keinen Treffer

Nach der medizinischen Untersuchung liegen männliche DNA-Spuren vor. Ärgerlich: Es gibt keinen Treffer in den Datenbanken. Mit einer international ausgeweiteten Suche stoßen Tobler und Friedemann aber auf einen Fall aus dem französischen Elsass. Treffer! Unbekannter Mann, aber selbe DNA.

Seit Ende des vergangenen Jahres ist die erweiterte Untersuchung auf DNA-Merkmale in Deutschland erlaubt, in dem Krimi allerdings noch nicht. Die Ermittler können die DNA-Sequenz also vorerst nicht auf Merkmale wie Alter, Haut- und Augenfarbe untersuchen lassen, um den Verdächtigen einzugrenzen. Sie nutzen die Erkenntnisse aber dennoch auf unerlaubte Weise, ohne Abnicken der Chefin.

Ein Verdächtiger ist Polizist

Bei einer groß angelegten Untersuchung in der Region verweigern sich fast 90 Männer einer DNA-Abgabe. Mit den konkreten aber unerlaubten Angaben zum Tätertyp (blaue Augen) schließen sie nach und nach DNA-Test-Verweigerer aus. Auf dem Boden breiten die beiden Ermittler sämtliche Fotos der sich sträubenden Männer aus. Hier fragt man sich: Wie sind sie an die Fotos gekommen? Oftmals ähnelt sich der Bildhintergrund. Haben die Männer in einem Studio Passbilder machen lassen?

Tobler und Berg stoßen auf drei Verdächtige. Der eine ist Polizist (Marek Harloff), er wirkt zugleich ein bisschen wie ein Mann in der Midlife-Crisis, der auf Bali zum Yoga-Lehrer ausgebildet wird. Der zweite Verdächtige ist Friseur (Roman Knizka) mit Palmen-Hemden und einer Vorliebe fürs Keyboardspielen. Der dritte ist ein chronisch überforderter Vater (Fabian Busch), der sich mit der Tochter im eigenen Haus vor dem Jugendamt verbarrikadiert.

Frau möchte nicht als Opfer gesehen werden

Die vergewaltigte Frau wirkt nach außen hin fast immer gefasst, sie möchte nicht als Opfer gesehen werden. Auf den ersten Blick widmet sich der "Tatort" dieser Frau, doch der Fokus wechselt mehr auf die Folgen für die drei Verdächtigen. Leider erfährt man so aber auch recht wenig über die Frau.

Die zum Teil unbeholfen wirkenden und von ihren Gefühlen getriebenen Kommissare könnten so manchen Krimiserien-Fan zur Weißglut bringen, weil auch schludrig gearbeitet wird. Ein Verweigerer des DNA-Tests bekommt ein Test-Kit einfach in die Hand gedrückt; könnte den Test theoretisch verfälschen. Einmal fragt Kripo-Chefin Harms: "Was ist eigentlich los mit Ihnen?" - als die Ermittler erst verspätet einem Hinweis nachgehen, der auf ihrem Bürotisch in Form eines USB-Sticks lag.

Die Kommissarin gefährdet die Ermittlungen auch, indem sie der Bekannten eines Hauptverdächtigen wichtige Informationen gibt. Insgesamt hat der "Tatort: Rebland" einen vielversprechenden Start, aber unrealistische Zufälle und bizarre Charaktere bremsen den Krimi zugleich aus.