Matthias Klink (Dritter von links), Natalie Karl und "JABB" freuen sich auf einen abwechslungsreichen Abend. Foto: Klink

Abschied, Stille, Ende und Anfang zugleich – das Thema Nacht ist in der Musik omnipräsent. Kein Wunder, dass der Konzert- und Opernsänger Matthias Klink ausgerechnet sie zum Thema seines Konzerts am Sonntag, 31. Oktober, im Rahmen des Schwarzwald Musikfestivals gewählt hat.

Oberndorf - "Es gibt viele Themen, die in klassischer Musik immer wiederkehren. Man hätte auch den Morgen oder das Erwachen wählen können, aber die Nacht bietet interessante Abgründe", sagt der berühmte Tenor aus Stuttgart im Gespräch mit unserer Redaktion.

Doch nicht nur um diese soll es beim Konzert in Oberndorf gehen, sondern auch um die spannende Mischung aus Klassik- und Pop-Musik. In beidem ist Matthias Klink zu Hause. Das Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart ist regelmäßig an den großen Opernhäusern der Welt zu Gast und hat schon einige Auszeichnungen erhalten.

2018 brach der gefeierte Tenor aus der komplexen, klassischen Musik aus, um ein Experiment zu wagen. "Ich wollte einfach mal vier Akkorde spielen und sehen, wie ein Popsong klingt, wenn man ihn so spielt, wie man in einer klassischen Ausbildung zu musizieren gelernt hat", erzählt er. Daraus ging "JABB" ("Just Another Blues Band") hervor, die sich aus den Reihen des Staatsorchesters Stuttgart zusammengefügt hat. Klink ist darin E-Gitarrist. Die Begeisterung für den Wechsel zwischen Musikstilen hat er sich bewahrt.

Zusammen mit "JABB", seiner Frau, der Sopranistin Natalie Karl und dem Pianisten Frédéric Sommer tritt Klink nun auch in Oberndorf auf. Die Idee zum Konzept unter dem Motto "When the Night has Come" entstand während der Planung eines Liederabends für das Beethoven-Jahr 2020.

Stimmung wechselt stetig

Ausgangspunkt des Konzerts bildet ein Jingle, ein Musikschnipsel, aus Beethovens berühmter "Mondscheinsonate". Daraus entstand die Überlegung, bekannte Rock- und Popsongs mit Klassikern berühmter Komponisten zu kombinieren.

Aber wie klingt es, wenn man "Wanderers Nachtlied" von Franz Schubert, in dem es um ein Wandern am Tod entlang geht, mit "Black Bird" von John Lennon und Paul McCartney kombiniert? Wie passen Ben E. Kings "Stand by me" und Robert Schumanns "In der Nacht" zusammen? Allzu viel will Matthias Klink nicht verraten. Nur so viel: Es wird "wahnwitzig abwechslungsreich" und überraschend, denn durch die besondere Kombination werden auch die klassischen Stücke ganz anders erlebt als bisher. "Man hört auch viel genauer hin als sonst", verspricht der 52-jährige Tenor. "So hat man die Lieder auf jeden Fall noch nie erlebt."

Wie die Nacht zwei Seiten hat, nämlich Ende und Beginn zugleich ist, so bleibt auch die Stimmung beim Konzert nicht dieselbe. Ein Gefühl der Melancholie wird erzeugt, die kurz darauf aber wieder anderen Empfindungen weicht.

Ein wenig melancholisch wird Matthias Klink auch, wenn er an die vergangenen eineinhalb Jahre denkt. Es ist der vierte Anlauf für das Konzert, das ursprünglich auf dem Rottweiler Testturm stattfinden sollte und nun in der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche in Oberndorf zu hören sein wird. Klink macht der Ortswechsel nichts aus. Im Gegenteil: Er freut sich darauf, die Klosterkirche kennenzulernen, ist er doch bisher noch nie in Oberndorf aufgetreten.

Für ihn kam die Wiederaufnahme von Kulturveranstaltungen einem Aufatmen gleich. "Es war für mich ein erlösender Moment, als der Stillstand und die Ohnmacht aufgehört haben und man gespürt hat, dass es ein Leben nach Corona gibt", sagt er.

Von Chicago zum Lockdown

Kurz vor dem ersten Lockdown 2020 war er noch in Chicago, um sich dort auf sein Engagement für "Der Ring des Nibelungen" vorzubereiten. Nach fünf Tagen musste er wieder abreisen. "Glücklicherweise war ich durch eine Festanstellung an der Staatstheater Stuttgart nicht in so einer Notlage wie meine anderen Kollegen", sagt er. Dennoch habe er die Zeit als traurig und anstrengend empfunden.

Wehgetan habe auch, zu spüren, welchen Stellenwert die Kultur für die Politik habe. "Manchmal hatte man regelrecht das Gefühl, unser Beruf ist verboten." Ständig auf Abruf zu sein, weil es jeden Moment wieder losgehen könnte, sei auch sehr anders gewesen, so Klink.

"Normalerweise ist mein Leben ganz getaktet, und ich weiß immer im Voraus, was ich in den kommenden zwei bis drei Jahren mache." Plötzlich sei das alles weg gewesen. "Da war viel Selbstdisziplin gefragt."

Umso schöner sei, dass für die kommende Zeit einiges anstehe. So startet unter anderem im November in Stuttgart eine neue Produktion von Wagners "Das Rheingold", bei der Klink dabei ist.

Und dann gibt es da natürlich noch diesen ganz besonderen Liederabend in Oberndorf, auf den sich der Star-Tenor sehr freut. "Ich bin sehr gespannt, wie es den Zuhörern gefallen wird." n "When the Night has Come" in der Oberndorfer Klosterkirche beginnt am kommenden Sonntag, 31. Oktober, um 20 Uhr.

Karten für die Konzerte im Rahmen des Schwarzwald Musikfestivals sind für 19 Euro zuzüglich Versandkosten beim Schwarzwälder Boten unter der Ticket-Hotline 07423/78 790 sowie online unter www.schwabo.de/tickets erhältlich, zudem online unter www.schwarzwald-musikfestival.de.