Nach dem ARD-Preisträgerkonzert in Klosterreichenbach (von links): Intendant Mark Mast, Seiji Okamoto (Violine), David Salmon (Geister Duo), Anastasiya Taratorkina (Sopran), Ornelia Tribet (Notenwenderin), Manuel Vieillard (Geister Duo) und Kai Strobel (Schlagwerk). Foto: Günther

Musikgenuss vom Feinsten bot das Festival der ARD-Preisträger II im Rahmen des Schwarzwald Musikfestivals in der Münsterkirche.

Baiersbronn-Klosterreichbach - Anastasiya Taratorkina (Sopran), Seiji Okamoto (Violine), Kai Strobel (Percussion) sowie das "Geister Duo" mit David Salmon und Manuel Vieillard am Klavier interpretierten mit der von ihnen dargebotenen Kammermusik das Motto des Schwarzwald Musikfestivals "eigen.sinnig.welt.bewegend" auf höchst vergnügliche, kurzweilige und wunderbare Weise – und dies in jeweils unterschiedlichen Besetzungen.

Die junge deutsch-russische Sopranistin überzeugte mit dem Chanson Triste, op.2, Nr.2 von Henri Duparc und glänzte mit ihrem glockenreinen, mal kräftigen, mal durchaus auch anmutig leisen Sopran mit sechs Liedern für Sopran und Klavier von Clara Schumann, angefangen bei "Ich stand in dunklen Träumen" bis zu "Der Mond kommt still gegangen". Die Konzertbesucher hielten angesichts des von Taratorkina, Okamoto und Vieilard dargebotenen "Le bonheur est chose légère" für Sopran, Violine und Klavier von Camille Saint-Saëns geradezu die Luft an ob grandioser Koloraturen, überragendem Violinspiel und sensibler Klavierbegleitung.

Ein echter Kunstgenuss

Überhaupt zeigte sich bald, dass das gesamte Konzert ein Kunstgenuss voller Superlative war. Über das perfekte Duettieren des "Geister Duos" konnte man nur staunen. Mit Franz Schuberts Allegro für Klavier, vierhändig, a-Moll, D 947, op. Post. 144 bewies das Duo seine Meisterklasse. Die beiden Pianisten griffen mal beherzt und kräftig, mal sensibel und einfühlsam, stets aber mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit, in die Tasten. Und untermauerten damit gleichzeitig sowohl die eigene als auch die Stärke des Nebensitzers. Einen völlig anderen Musikgenuss bescherte Schlagwerker Kai Strobel dem Publikum, der sein überragendes Können an verschiedenen Rhythmusinstrumenten eindringlich unter Beweis stellte. Strobel erzählte mit seinem Vibraphon sensibel Wolfgang Schlüters "Ballad of Vibes" und verwob darin westliche und fernöstliche Klänge. Ganz anders seine Interpretation des bekannten "Rebonds A" (Iannis Xenakis). Bei diesem kräftigen, geradezu archaischen Werk zelebrierte der Herrenberger seine Trommelkunst mit unglaublichen Klang- und spürbaren Fühleffekten. Mit einem geradezu eruptiven Schlusspunkt beendete er seine Aufführung und ließ dabei ein atem- und sprachloses Publikum zurück.

Auch dem japanischen Violinspieler Seiji Okamoto gelang es mit Bravour, mit seiner Musik das Publikum zu verzaubern und in seinen Bann zu ziehen. Mit Robert Schumanns Violinsonate Nr. 1 für Violine und Klavier a-Moll, op 105 bewies Okamoto Weltklasse. Er überzeugte mit seinem empathischen Spiel, mit Gefühl und Leidenschaft. Einen weiteren Höhepunkt des Abends bildete Henry Cowells "Set of Five" für Violine, Percussion und Klavier. Salmon bewies dabei, dass sich moderne Pianisten nicht mehr nur mit den Tasten zufriedengeben. Vornübergebeugt nutzte er die 230 Stahlsaiten des Flügels wie ein Zupfinstrument. Demgegenüber bewies Strobel bei Cowells Komposition mit Gong, Klangröhren und Marimbaphon, dass Schlagwerker durchaus auch wunderbar sensible, romantisch-leise Töne spielen können. Und herrlich dazu Okamoto, der mit seiner Violine die Melodien geradezu in die Luft malte.

Probewoche zuvor

Vorausgegangen war diesem Preisträgerkonzert eine Probewoche in der Bareiss-Akademie in Mitteltal. Eine Notwendigkeit, denn die fünf Musiker, unterstützt von Ornelia Tribet als Notenwenderin, hatten noch nie zusammen gespielt. Diese gemeinsame Woche sei etwas ganz besonderes gewesen, bekannte Strobel in der Einführung. Zumal, wie Intendant Mark Mast verschmitzt ergänzte, die Bareiss-Akademie ja keine so schlechte Jugendherberge sei.

Dass die Absolventen eines Musikwettbewerbs – weltweit gilt der ARD-Wettbewerb als einer der größten und renommiertesten Wettbewerbe für klassische Musik – zwar gegeneinander antreten, andererseits aber Musik ein Miteinander voraussetzt, machte Mast in seiner Einführungsrede deutlich.

Mit Blick auf die Umgebung stellte Mast strahlend fest: "Was braucht ein Künstler? Stille, Natur und eine harmonische Umgebung, all’ das haben wir hier im Schwarzwald."

Was das ARD-Preisträgerkonzert anbelangt. hatte der Intendant dem Publikum vorab im Programm angekündigt, dass dabei "auf höchstem Niveau die Stars von morgen erlebt werden könnten", doch damit hatte er eher untertrieben. Das zeigte auch der lang anhaltende Beifall.