Intendant Mark Mast (von links), Junhyung Kim, das „Chaos String Quartet“(mit Sara Marzadori, Eszter Kruchió, Bas Jongen sowie Susanne Schäfer), Yubeen Kim und Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf. Foto: Schwarz

Die Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs bekamen beim Schwarzwald Musikfestival gleich zweimal Gelegenheit, ihr großes musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Die Konzerte in Klosterreichenbach und Freudenstadt waren gut besucht.

Wer den Auftritt der ARD-Preisträger sowohl in der Münsterkirche Klosterreichenbach als auch tags darauf im Kurtheater Freudenstadt besucht hatte, der vermisste am Ende eigentlich nichts. Die beiden unterschiedlichen Programme deckten ein musikalisches Spektrum ab, das die Vielfalt der Kammermusik ab dem 18. Jahrhundert, ergänzt um eine solistische Darbietung am Klavier, in anrührender und bewegender, mitunter auch aufwühlender Art und Weise widerspiegelte.

Die Einführung Die obligatorischen Einführungen von Mark Mast, dem Intendanten des Schwarzwald Musikfestivals, gemeinsam mit jeweils zwei Musikern erleichterten den Zugang vor allem zu den weniger bekannten Kompositionen, die man neben Klassikern von Mozart, Schumann oder auch Beethoven an diesen beiden Abenden zu hören bekam.

Die Musiker Gespielt wurden die Stücke vom „Chaos String Quartett“ mit Susanne Schäfer (Violine), Eszter Kruchió (Violine), Sara Marzadori (Viola) und Bas Jongen (Violoncello) sowie dem Flötisten Yubeen Kim und dem Pianisten Junhyung Kim aus Südkorea. Sie hatten es auf die drei vordersten Plätze beim 71. Internationalen Wettbewerb der ARD in München im vergangenen Jahr geschafft. Die Idee sei es, die „Besten der Besten“ nicht gegeneinander, sondern miteinander spielen zu lassen, damit etwas ganz Besonderes entstehe, erläuterte Mast. Seit dem Jahr 2008 findet das „Festival der ARD-Preisträger“ im Rahmen des Schwarzwald Musikfestivals in Kooperation mit dem Hotel Bareiss statt. Dort waren die Musiker auch untergebracht.

Das Konzert in Klosterreichenbach Eines der eher außergewöhnlichen Stücke des vielseitigen Programms am ersten Konzertabend in der Münsterkirche war Fanny Hensels hochromantisches „Streichquartett in Es-Dur“, das Kruchió mit einem „ungeschliffenen Diamanten“ verglich. Die Komponistin und Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy hat nur ein einziges Streichquartett, „hochemotional und mit einem fulminant virtuosen letzten Satz“, geschrieben, das die Instrumentalisten bei ihrem konzentrierten Spiel auch körperlich spürbar forderte. Sie und ihre durch das Spiel zum Ausdruck gebrachten Emotionen zu beobachten, war neben der grandiosen Musik ein visueller Genuss, der den Beobachter fesselte.

Das „Chaos String Quartet“ in der Münsterkirche Klosterreichenbach. Foto: Schwarz

Zuvor hatte Flötist Yubeen Kim das Konzert gemeinsam mit den Streichern beschwingt mit den für Mozart typischen Klängen der Ouvertüre aus „La Camenzadi Tito“ eingeläutet. Joseph Jongens „Deux pièces en trio“ erinnerte aufgrund der unterschiedlichen Stimmungen, die die Streicher mit ihren Instrumenten in den Raum zauberten, an die typische Hintergrundmusik eines von unterschiedlichsten Emotionen geprägten Spielfilms.

Den Schlusspunkt in Klosterreichenbach setzte nach einem melodischen Quartett von Mozart und Alberto Ginaseras „Impresiones de la Puna“ – Yubeen Kim entlockte seiner Flöte dabei eine unglaubliche Klangvielfalt – das ausdrucksstarke aber auch viel Aufmerksamkeit verlangende Klavierquintett von Anton Arenskij.

Das Konzert in Freudenstadt Im auf Einladung der Irene Kaufmann-Stiftung auch von zahlreichen Senioren besuchten Freudenstädter Konzert spaltete nach Amy Bachs „Thema und Variationen“, ein eher ruhiges und zurückhaltendes Stück für Flöte und Streicher, vor allem György Ligetis „Étude Nr.13 Léscalier du diable“ die Gemüter. Während die von Junhyung Kim geradezu ekstatisch am Klavier interpretierte „Teufelstreppe“ beim für solche Klänge zugänglichen Publikum aufgrund der grandiosen Intensität geradezu für Gänsehaut sorgte, war dieses Stück für die Liebhaber harmonischer Töne am Klavier vermutlich eine einzige Provokation, die aber dennoch eines sehr deutlich zeigte: die Grandiosität des Pianisten.

Junhyung Kim bei seinem beeindruckenden Spiel der „Teufelstreppe“ am Klavier im Freudenstädter Kurtheater. Foto: Schwarz

Beethovens Streichquartett in F-Dur klang im Unterschied dazu geradezu beschwingt. Nino Rotas emotionales Trio für Flöte, Violine und Klavier, ebenfalls mit sehr viel Leidenschaft interpretiert, war schließlich das letzte mit viel Hingabe gespielte Stück vor Schumanns berühmtem und von vielen Besuchern voller Vorfreude erwarteten „Klavierquintett in Es-Dur“.

Die eindrucksvoll interpretierte Komposition voller Lebensfreude sorgte für einen grandiosen Abschluss zweier in ihrer Vielseitigkeit kaum überbietbarer Konzerte. Stehende Ovationen waren der Dank.

Die Preisträger

Der ARD-Wettbewerb,
aus dem die drei Preisträger hervorgegangen sind, wird jedes Jahr für vier Instrumentengattungen ausgeschrieben. Das „Chaos String Quartett“ hatte sich im vergangenen Jahr in der Kategorie Streicher den dritten Platz erspielt, Pianist Junhyung Kim landete auf Platz zwei und Flötist Yubeen Kim auf Platz eins. Er erhielt auch den Sonderpreis für die beste Interpretation. Nach den gemeinsamen Konzerten in Klosterreichenbach und Freudenstadt geht es für die Musiker mit diesem Programm weiter nach Schwetzingen und Würzburg auf Tournee mit Konzertaufnahmen durch den Bayrischen Rundfunk.