Mit dem Abbau des Intercity-Fernverkehrs der Deutschen Bahn auf der Gäubahn könnten bald nur noch rote Nahverkehrszüge auf der Strecke fahren. Auf der Schwarzwaldbahn ist der Intercity auch schön längere Zeit ein Wackelkandidat. Foto: Schindler

Ab Dezember werden Intercitys auf Gäubahn ausgedünnt. Wird Ausbau torpediert?

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Jetzt ist es offiziell, die Deutsche Bahn (DB) wird ab Fahrplanwechsel im Dezember am Wochenende in den Randlagen im Fernverkehr auf der Gäubahn Intercity-Züge zwischen Stuttgart und Zürich streichen.

Dies könnte erst der Anfang eines Streichkonzertes sein. Dies ist zu vermuten, da bei der internationalen Fahrplankonferenz im vergangenen Frühjahr die DB den Antrag einbrachte, den gesamten Intercityverkehr zwischen der Schweiz und der baden-württembergischen Landeshauptstadt einzustellen. Ein Veto der Schweizer Bahnen verhinderte dieses Vorgehen.

Jetzt versucht die DB, ihr Ziel wohl in Raten zu erreichen. Gestrichen werden ab Fahrplanwechsel Mitte Dezember am Samstagabend der IC von Rottweil, Abfahrt um 20.50 Uhr, nach Stuttgart, Ankunft dort um 22.08 Uhr. Letzte IC-Fahrmöglichkeit wäre um 18.10 Uhr. In der Gegenrichtung wird der letzte Intercity nach Zürich Stuttgart um 17.57 Uhr verlassen. Die bisherige Verbindung um 19.56 Uhr in der Landeshauptstadt nach Rottweil, Ankunft um 21.10 Uhr, fährt nicht mehr. Am Sonntagmorgen fallen in beide Richtungen die ersten Fernzüge zwischen Stuttgart und Zürich aus. Dies wäre um 8.50 Uhr ab Rottweil der IC nach Stuttgart, Ankunft um 10.08 Uhr. An diesem Tag geht dies erst zwei Stunden später. In Gegenrichtung, Stuttgart ab 7.56 Uhr, in Rottweil um 9.10 Uhr oder in Singen um 9.49 Uhr und weiter nach Zürich geht ebenfalls erst 120 Minuten später. Dies bedeutet, dass Reisende die Nahverkehrszüge benutzen müssen, die wesentlich länger unterwegs sind.

Der Wegfall der Intercityzüge bedeutet, dass auf der Gäubahn zwischen Rottweil, Tuttlingen und Singen ein Angebotsloch entsteht. Diese Planung der Deutschen Bahn steht nicht im Einklang mit dem Interessenverband Gäubahn (IVG), der einen zweigleisigen Ausbau der Strecke vorantreibt, damit diese mit höheren Geschwindigkeiten befahren werden kann. Vor allem sollen die Fernzüge dann in Stuttgart und Zürich die Anschlüsse an den weiteren Fernverkehr sicherstellen. Dies wäre mit ICE-Neigetechnikzügen möglich, die schon einmal eingesetzt waren. Technische Mängel brachten deren Aus und werden wohl kaum wieder auf die Gäubahn kommen. Bei Horb sollen die ersten fünf Kilometer des zweigleisigen Ausbaus bis 2018 realisiert werden.

Landtagspräsident Guido Wolf, Vorsitzender des IVG, mahnte im SWR die Deutsche Bahn, die Strecke im Fernverkehr nicht auszudünnen. Dies laufe konträr zu den Ausbauplänen. Sonst müsse man Gespräche mit der Schweizerischen Bundesbahnen AG (SBB) aufnehmen, den Fernverkehr zwischen Zürich und Stuttgart zu übernehmen.

Derzeit fährt die SBB AG bereits den Fernverkehr auf der Gäubahn samt Bordpersonal im Auftrag der DB AG. Die DB ist nicht in der Lage, mangels Masse eigene Züge einzusetzen. Die SBB AG wäre in der Lage, mit Eröffnung des Gotthardbasistunnels Neigetechnikzüge von Alstom der Baureihe ETR 610 zwischen Mailand und Nürnberg verkehren zu lassen.

Kommentar: Rückschlag

Das nennt man Planung: Um die Gäubahn attraktiver für den Reiseverkehr zu machen, soll die Strecke zweigleisig ausgebaut werden. In diesem Jahr sollte ein Teilausbau bei Horb eigentlich fertig sein.

Die Deutsche Bahn benötigt für die fünf Kilometer aber noch einige Jahre – bis 2018 heißt es jetzt. Die Frage ist nur, ob dann noch ein Fernzug der DB auf der Strecke fährt. Im Dezember beginnt das Ausdünn-Programm der Intercitys. Vergessen sind wohl die Versprechen des Bahnchefs Rüdiger Grube, dass der Neigetechnik-ICE nach der Reparatur wieder fahren wird.

Damit wäre eine wichtige Zuführungsstrecke zum Gotthardbasistunnel und Südeuropa auf deutscher Seite zu einer Nahverkehrsstrecke degradiert. Im Folgeschritt wäre dann ein teurer Ausbau der Gäubahn nicht mehr notwendig. Für die Region wäre dies als Wirtschaftsstandort ein Rückschlag.