Viel Rauch gibt es in der Erzdiözese der katholischen Kirche in Freiburg gerade rund um die Frage, ob wieder Verheirateten das Abendmahl ausgeteilt werden darf. Foto: SB-Archiv

Sechs Pfarrer und Diakone rebellieren und geben Abendmahl an wieder Verheiratete aus.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Rebellische Priester sind im Landkreis recht zahlreich geworden. Sie gehören zu den 183 Pfarrern und Diakonen (Stand: 13. Juni) der Erzdiözese Freiburg, die von der katholischen Kirche in einer Unterschriftenliste fordern, erneut Verheirateten das Abendmahl zu spenden.

Erzbischof Zollitsch dürften sie dieser Tage ein besonderer Dorn im Auge sein. Er hatte am Dienstag angekündigt, hart gegen die Rebellen vorzugehen und forderte sie dazu auf, ihre Unterschrift aus der im Internet öffentlich hinterlegten Website zu löschen.

Stattdessen wurden es mehr: Waren es da gerade noch 177 Unterschriften und haben zwischenzeitlich zwei Pfarrer tatsächlich ihre Unterschrift zurückgezogen, stieg die Anzahl der Rebellenpfarrer unter dem Strich doch an: 183 Unterschriften wurden gestern gezählt. Darunter: Diakon Herbert Bintert aus Donaueschingen, Diakon Hans Heuft aus Obereschach, Pfarrer Peter Konetschny, der noch bis September in Niedereschach ist, Pfarrer Wolfgang Kribl aus Brigachtal, Diakon Michael Radigk aus Villingen-Schwenningen und Pfarrer im Ruhestand Wigbert Steinger aus Bräunlingen.

Diese Sechs zählen also zu den Priestern im Land, die sich ausdrücklich gegen die Order widersetzen, Wiederverheirateten das Abendmahl zu enthalten. Zollitschs Generalvikar Fridolin Keck soll an jeden einzelnen einen Brief geschrieben haben, in dem er "ausdrücklich" darauf hinweist, dass "unsere Erzdiözese keine generelle und undifferenzierte Praxis billigen kann, die eigenmächtig gegen Vorgaben der Weltkirche verstößt."

Diakon Hans Heuft aus Obereschach wiederum versteht die Haltung der Amtskirche in dieser Sache so gar nicht und unterschrieb aus Überzeugung, nachdem er den Aufruf der 13-köpfigen Initiative zur Unterschriftenliste erhalten hat. "Das ist mir schon lange ein Anliegen", sagt der Diakon, der bereits seit 32 Jahren als solcher aktiv ist. In all den Jahren habe er schon häufig mit Geschiedenen und wieder Verheirateten über das Thema gesprochen und immer dann, wenn er die Kommunion austeilte und in der Menschenschlange vor sich einen Kirchgänger erblickte, von dem er wusste, dass er zu dieser Personengruppe zählt, habe er auch diesem ganz selbstverständlich die Hostie überreicht.

"Ich bin der Meinung, man kann sich auch hinter Gesetzen verstecken – und diese Gesetze wurden sogar von Menschen gemacht, das ist ja kein Gottesgesetz", so der 75-Jährige gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Die schriftliche Aufforderung Kecks, seine Unterschrift zurückzuziehen, habe er als "Entpflichteter" weil über 70-Jähriger nicht direkt erhalten, "aber ich habe Kenntnis davon". Und wie verhält sich Obereschachs Diakon nun? Frei nach Pilatus: "Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben."