Foto: (Symbolfoto) Bundespolizei

Am Rand des Schwarzwald-Baar-Kreises geht es über den Rand der Legalität weit hinaus

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Beamten staunten nicht schlecht, als anstelle des Rührgeräts 1,1 Kilogramm Marihuana im Karton steckten. Pilze, Falschgeld, Drogen - kaum irgendwer macht so häufig kuriose Funde wie die Zollbeamte. Wie gut ihre Spürnasen sind, geht aus dem Bericht des Hauptzollamts Singen hervor.

In diesem Fall kam den Zollbeamten ein Fahrzeug auf der B31 auf Höhe Döggingen spanisch vor. Anfangs sei der Fahrer auch noch sehr gesprächig gewesen und erzählte launig von einem Freund, den er in Donaueschingen besuchen wolle. Geradezu "schlagartig" habe sich sein Gebaren verändert, als die Fahnder den Karton eines mutmaßlichen Rührgeräts öffneten – kein Küchenhelfer, sondern 1,1 Kilogramm Marihuana im Wert von 11.000 Euro waren darin versteckt.

Alibi entpuppt sich als Bluff

Peanuts im Vergleich zu dem Fund, den Zöllner Ende September bei Geisingen machten. Zwei ältere Herrschaften, ein 88-Jähriger und seine 78-jährige Begleitung, waren offenbar gerade unterwegs nach Hause von einer Schweizer Bank – mit dabei: Goldmünzen und Bargeld im Wert von über 65.000 Euro. Ihr Alibi, gerade einen Bekannten im Raum Singen besucht zu haben, entpuppte sich schnell als Bluff, wie ein Blick in eine Aktentasche voller Goldmünzen und Bargeld im Kofferraum verriet – samt Visitenkarte der Schweizer Bank, die noch darin steckte.

Und dann sind da noch die Fahndungen, die weniger spannend klingen, aber meist noch einträglicher sind, als die Funde in Kofferräumen von Autos und Lieferwagen. So flog im Rahmen einer Finanzkontrolle ein 51-Jähriger im Schwarzwald-Baar-Kreis auf, den das Amtsgericht in Donaueschingen wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt hat. Die Freiheitsstrafe wurde zur Bewährung auf zwei Jahre ausgesetzt. Der Mann habe über mindestens zehn Monate hinweg zu Unrecht Arbeitslosengeld I bezogen, trotz regelmäßiger Einkünfte aus einer Tätigkeit in einem Gastronomiebetrieb. Die zuständige Arbeitsagentur wurde auf diese Weise um mehr als 20 000 Euro betrogen.

Die Jahresbilanz 2019 des Hauptzollamts Singen ist voll mit solchen Fällen. Vordringliche Aufgabe der Bundeszollverwaltung und damit auch der Beschäftigten des Hauptzollamts Singen ist die Erhebung der Ein- und Ausfuhr-abgaben sowie der Verbrauchsteuern auf Energieträger und Genussmittel. Der Zoll nimmt Jahr für Jahr rund die Hälfte der dem Bund zufließenden Steuern ein. 2019 waren das 141 Milliarden Euro. Aber auch die Überwachung der EU-Außengrenze zur Schweiz, die Überwachung des grenzüberschreitenden Bargeldverkehrs sowie die Bekämpfung der Schwarzarbeit stellen Aufgabenschwerpunkte des Hauptzollamts Singen dar.

Beeindruckende Zahlen

Das Hauptzollamt Singen hat 2019 rund 2,755 Milliarden Euro eingenommen – 207 Millionen Euro mehr als 2018. Nach wie vor stellt die Einfuhrumsatzsteuer mit gut 2,32 Milliarden Euro die größte Einnahmequelle dar. Die Abfertigung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs ist die ureigenste Aufgabe der Zollverwaltung. Im Landesinneren überwachen seit Verwirklichung des Binnenmarktes der Europäischen Gemeinschaft mobile Kontrolleinheiten die Einhaltung zollrechtlicher Bestimmungen. Insgesamt führten die Prüfungsmaßnahmen zu Nacherhebungen in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro.

Mit dem Wegfall der Zollgrenzen in der EU wurden aber auch die Zollkontrollen an den EU-Außengrenzen, also auch an der Grenze zur Schweiz, umso wichtiger. Dabei sind innerhalb Deutschlands auch mobile Kontrolleinheiten vor allem auf Autobahnen und Bundesstraßen im Einsatz. Mehr als 6000 Schmuggelfälle gehen in der Region auf ihr Erfolgskonto, daraus resultierten mehr als 3500 Steuerstraf- und 261 Bußgeldverfahren. Die für die geschmuggelten Waren zu entrichtenden Abgaben beliefen sich auf 1,14 Millionen Euro. 2019 wurden bei Bargeldkontrollen über 1,1 Millionen unangemeldete Euro in bar festgestellt. Ebenso begehrte, verbotene Fracht: Waffen. 2019 beschlagnahmten die Beamten des Hauptzollamts Singen rund 440 Waffen, Waffenteile und verbotene Gegenstände wie Totschläger, Schlagringe oder Würgehölzer, zudem fast 1000 Schuss Munition, 780 nicht zugelassene, pyrotechnische Gegenstände und über fünf Kilogramm Sprengstoff.

Drogenfunde explodieren

Nicht minder beeindruckend ist die Bilanz bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität 2019: Es gab mehr als 1900 Aufgriffe, die Folge waren Geldstrafen in Höhe von fast 320.000 Euro und rund 122 Kilogramm festgestellte Drogen – darunter alleine mehr als 81 Kilogramm Cannabis-Produkte, über 1,2 Kilogramm Heroin und Kokain, rund drei Kilogramm Amphetamine sowie 24 Cannabis-Pflanzen. Eine Menge, die sich im Vergleich zum Jahr 2018 mehr als verdreifacht hat.