Drei Beispiele in der Region zeigen, wie Bauer und Tiere zufrieden sind. Foto: dpa

Drei Beispiele in der Region zeigen, wie Bauer und Tiere zufrieden sind. Diversifizierung ist das Zauberwort.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Wann sind Kühe glücklich und die Landwirte auch? Inspirationen satt geben Höfe in der Region.

Kleinere Laufstallhaltungen von Milchkühen waren das Ziel der Kreislehrfahrt des Landwirtschaftsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis. 70 Landwirtsfamilien informierten sich über kleinere Laufstallhaltungen von Milchkühen auf den Höfen von Hansjörg Kienzler und von Familie Fehrenbach im Paradies, beide in Schonach.

Vom Anbinde- zum Laufstall

Hansjörg Kienzler stellte seinen Betrieb vor, der 2012 umstrukturiert wurde. Bevor er seinen Betrieb umgestellt hat, hatte er sein Milchvieh im Anbindestall gehalten. Dieser wurde dann zum Laufstall für 28 Milchkühe umgebaut. Da der Betrieb bereits das Grünland seit etlichen Jahren ökologisch bewirtschaftete, musste nun auch die Rinderhaltung umgestellt werden. "Wir bauen hier in den Weidebetrieben die Ställe eigentlich nur für ein halbes Jahr", betonte Hansjörg Kienzler. Ihm sei es wichtig gewesen, den typischen Schwarzwälder Eindachhof als solchen weiterzuführen, allerdings mit nun befahrbarem Futtertisch und arbeitsgerechter Schieberentmistung in zwei Laufgängen.

Trogtränken und eine Kuhbürste komplettieren die tiergerechte Haltung. Außerdem verfügt jedes Tier über einen Fress- und Liegeplatz. Familie Kienzler hat zudem einen separaten Jungviehstall für 30 Rinder in Schwarzwaldbauweise errichtet – mit deckenlastiger Heu- und Strohlagerung konform mit den Vorgaben für ökologische Rinderhaltung. Auch dort wird mit Liegeboxen und Schieberentmistung gewirtschaftet. Die kleineren Kälber verbleiben bis zum Abtränken in einem separaten hellen, gut durchlüfteten Kälberbereich mit Auslauf, direkt neben dem Milchviehstall.

Hansjörg Kienzler betonte, dass er nicht auf Höchstleistungen bei der Milcherzeugung aus sei, sondern die Milch aus dem Grundfutter, das sein Betrieb biete, gewonnen werde.

Berater Hans-Martin Schwarz vom Landwirtschaftsamt Schwarzwald-Baar-Kreis war für die Investitionsförderung der Betriebsentwicklung verantwortlich. Er hob hervor, dass dieses gelungene Beispiel beweise, dass auch mit kleineren Milchviehbeständen eine Investition in einen Laufstall möglich sei. Es sei eine qualitative, keine quantitative Entwicklung für den Betrieb konzipiert worden. Zusammen mit der Forstbewirtschaftung, den Bio-Milch- und Rindererlösen sowie den Ausgleichsleistungen sei der Betrieb nun breit aufgestellt und weise eine gewisse Risikostreuung auf.

Insgesamt zeigte sich die Betriebsleiterfamilie zufrieden mit der getätigten Investition, zumal sich bereits ein Hofnachfolger gefunden hat. Die Ziele der Arbeitserleichterung und der tiergerechten Haltung wurden vollumfänglich erreicht.

Facettenreiches Modell

Wie Christian Fehrenbach im Paradies bei der Vorstellung seines Hofes erzählte, war die bauliche Ausgangslage ähnlich, wie auf dem Kienzler-Hof, das Ergebnis jedoch ein völlig anderes. Auch dort existierte bis 2018 eine Anbindehaltung für die Milchkühe, allerdings der Rassen Schwarz- und Rotbunt auf relativ hohem Leistungsniveau. Der Hofnachfolger Christian Fehrenbach schob zusammen mit seiner Frau die Transformation des Betriebs mit Laufstallhaltung und ökologischer Wirtschaftsweise an. So wurde 2018 mit Hilfe der Investitionsförderung ein neuer Milchvieh-Boxenlaufstall mit Melkstand gebaut. Der ehemalige Anbindestall dient für Abkalbeboxen und die Jungviehhaltung. Der Laufstall in Pultdach-Bauweise ist sehr hell mit Sandwichplatten und Hubfenstern ausgeführt. Um die Futtervorlage zu vereinfachen, kann Familie Fehrenbach mit Hilfe einer über ein Seilzugsystem hochzuziehenden Plane die Futtervorlage für einen ganzen Tag bewerkstelligen. Da Christian Fehrenbach noch im staatlichen Forst arbeitet und seine Frau drei Ferienwohnungen bewirtschaftet, wird besonders auf arbeitsvereinfachende Maßnahmen geachtet. Das Leistungsniveau in der Milchproduktion ist in diesem Betrieb trotz ökologischer Umstellung bei guter Grundfutterleistung recht hoch.

Eine Besonderheit ist, dass Familie Fehrenbach drei Ammenkühe in eingestreuten Buchten im Altstall hält, denen jeweils bis zu drei Kälber zugeordnet sind. So kann die wertvolle Biomilch ans Milchwerk vermarktet werden und die Kälber werden dennoch bei der Ammenkuh tiergerecht gehalten und gedeihen prächtig.

Berater Hans-Martin Schwarz betonte die Einkommensdiversifizierung durch Erträge aus der Milchviehhaltung, der Vermietung von Ferienwohnungen und dem außerlandwirtschaftlichen Einkommen. Er räumte auch ein, dass sich das Projekt ohne die Ökoumstellung aufgrund der nun höheren Milchpreise und Flächenprämien nicht rechnen würde: "Bei diesen kleinen Milchviehbeständen im Schwarzwald haben wir im Stallbau keine Degressionseffekte über die Zahl der Kuhplätze, also muss das erzeugte Premiumprodukt einen Zusatznutzen erhalten."

Hofcafé macht’s besonders

Als weiterer Betrieb wurde das geförderte Hofcafé "näbbe duss" von Familie Judith und Dieter Dold auf dem Farnberg in Schönwald besucht. Dieser Betrieb hält Weiderinder in kleinerem Umfang und bewirtschaftet Dauergrünland sowie etwas Wald. Familie Dold hatte vormals auch Feriengäste, fand dann aber mehr Gefallen an einem Hofcafé. So wurde eine bestehende Ferienwohnung 2018 zum Hofcafé umgestaltet, ohne die Kubatur des Gebäudes zu erweitern. Da Judith Dold gerne Kuchen herstellt und Gäste betreut, schien dies der richtige Arbeitsplatz für die Betriebsleiterin zu sein. Die Berechnungen für das Vorhaben nahm das Landwirtschaftsamt unter Federführung von Beraterin Edith Kirner vor. Zwischenzeitlich hat sich das Hofcafé bestens etabliert, vorwiegend für Gäste aus der näheren Umgebung, aber auch Touristen aus ganz Baden-Württemberg und anderen Bundesländern besuchen gerne das gastliche Café mit Außenterrasse, das auch über eine Vesperkarte verfügt. Ein Wermutstropfen sind die streng reglementierten Öffnungszeiten bis 18 Uhr. Die Familie ist hoch zufrieden mit der Investitionsmaßnahme. Die geplanten Umsatzziele konnten bereits erreicht werden und der Umgang mit den Gästen macht dem Ehepaar sichtlich Freude. Auch hier liegt die Diversifizierung des Betriebs im Vordergrund wie Edith Kirner betonte, zumal in einem kleineren Rinderbetrieb ohne Milchvieh kaum ein bedeutender landwirtschaftlicher Gewinn erwirtschaftet werden kann. Die Standbeine Hofgastronomie, Landwirtschaft und außerlandwirtschaftliches Einkommen zusammen genommen, bedeuten allerdings eine Risikoverteilung und ein stabiles Gesamteinkommen in diesem Betrieb.