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Stadtwerke rüsten sich rechtzeitig vor dem Sommer gegen erneute Katastrophe im Leitungsnetz.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Es war der Supergau des Jahres 2017 in Villingen-Schwenningen: Die Verunreinigung des Trinkwassers. 26.000 Haushalte erlebten, was es heißt, plötzlich ohne Trinkwasser aus der Leitung klarkommen zu müssen. Und nun naht er wieder, der warme Sommer, in dem sich so etwas wiederholen könnte.

Aber dieses Mal sind die Stadtwerke Villingen-Schwenningen (SVS) gerüstet, wie Pressesprecherin Susanna Kurz auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten erklärt. Die SVS sind in Sachen Trinkwasser nicht nur in Villingen-Schwenningen, sondern auch in Dauchingen zuständig – allerdings sind sie dort nur als technische Betriebsführer tätig und stehen der Gemeinde Dauchingen darüber hinaus lediglich als Berater zur Seite. Erhöhte Probenentnahmen werden dort aktuell nicht geplant.

Für das Netzgebiet im Oberzentrum hat man nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr "aufgerüstet". "Nach und während der Trinkwasserverkeimung im vergangenen August haben wir dazu gelernt und sind jetzt noch besser auf eine solche Situation vorbereitet." Auch die Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Technologiezentrum Wasser (TZW) und dem Gesundheitsamt, der staatlichen Aufsichtsbehörde, wurde zwischenzeitlich intensiviert. Die Trinkwasserverkeimung mit coliformen Bakterien im vergangenen Jahr in Zusammenhang mit einem Abkochgebot war auch für das Team der Stadtwerke ein echtes Novum.

Im August 2017 war bei einem Kunden bei einer Routinekontrolle – nach Informationen unserer Zeitung im AWO-Seniorenheim in Schwenningen – das verunreinigte Wasser entdeckt worden. Schnell war klar, dass der Ursprung der Verkeimung mit coliformen Bakterien nicht dort direkt, sondern irgendwo im Leitungsnetz liegen musste. Nach umfangreichen Probenentnahmen und Analysen wurde ein Abkochgebot erlassen, das zwölf Tage lang Gültigkeit hatte. Im Bereich Schwenningen, Weilersbach, Obereschach, Wöschhalde, Auf Herdenen, Schilterhäusle, Zollhaus, Nordstetten, Mühlhausen sowie Dauchingen galt: Das Wasser musste zehn Minuten abgekocht werden, ehe es konsumiert werden konnte. Weil die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten kein Leitungswasser mehr direkt konsumieren konnte, sorgten die Stadtwerke für Ersatz. Sie richteten Abgabestellen ein und spendierten den betroffenen Bürgern 309.888 Liter Mineralwasser.

Um dafür zu sorgen, dass die Katastrophe einmalig bleibt, wird präventiv viel unternommen. So werden nun systematische Netzspülungen vorgenommen, um dem Auftreten von coliformen Keimen Einhalt zu gebieten. Außerdem werden viel häufiger Proben entnommen als in der Trinkwasserverordnung vorgeschrieben, "um noch schneller und zielgenauer feststellen zu können, ob und – wenn ja – wo coliforme Keime im Trinkwassernetz vorhanden sind".

Im vergangenen Sommer wurde das Trinkwasser aufgrund des Vorfalls im betroffenen Bereich gechlort, erst Ende Januar 2018 wurde die Chlorung wieder abgesetzt. "So können wir so schnell wie möglich feststellen, ob coliforme Keime vorhanden sind und können entsprechend schnell reagieren", erläutert Kurz. Klar ist: Am sichersten wäre eine dauerhafte Chlorung des Trinkwassernetzes. Aber ein solch radikales Vorgehen wäre weder im Sinne der Kunden noch der SVS.

Trotz aller Vorkehrungen betont Kurz: "Wir rechnen nicht damit, dass in diesem Jahr dasselbe geschieht wie 2017." Und sollte der Fall doch wieder auftreten, greift auch der Notfallplan: Derzeit werden Not-Chloranlagen für den Notfall einer Trinkwasserverunreinigung installiert, so dass diese schneller eingesetzt werden können.