Mehr Fälle von "Animal Hoarding" im Landkreis. Viele sind ältere Singles. Auch landwirtschaftliche Betriebe betroffen.
Schwarzwald-Baar-Kreis - Zwölf Katzen in einer Einzimmerwohnung wurden im letzten Moment entdeckt, nachdem ihre Besitzerin weitgehend unbemerkt gestorben war. "Animal Hoarding" ist ein Phänomen, das Kreisveterinär Michael Langer immer öfter beobachtet.
Er sieht einen Zusammenhang mit der steigenden Zahl von Single-Haushalten vor allem von älteren Menschen. "Erst sind es nur ein oder zwei Katzen", erzählt der Kreisveterinär. "Es geht dann so weiter, dass die Tierhalter gefragt werden, ob sie nicht noch das ein oder andere Tier nehmen würden. Von ungefähr ein bis zwei Fälle von "Animal Hoarding" pro Jahr, bei denen Hunde und Katzen oder andere Tiere"gehortet" werden, berichtet das Kreisveterinäramt.
Die Tierhalter seien bald überfordert, könnten Tierarztbesuche nicht zahlen und seien nicht in der Lage, für hygienische Verhältnisse in der Wohnung, oder, beispielsweise bei Nagetieren und Wellensittichen, im Käfig zu sorgen. Nachbarn, Verwandte oder Betreuer sind es dann, die entdecken, was los ist.
Der Tierarzt erzählt vom einem Fall, als ein älterer Mensch, der unter Demenz litt, als Pflegefall ins Krankenhaus musste. So erhielt sein Betreuer einen Schlüssel zur Wohnung und sah 20 Meerschweinchen, von denen acht bereits verendet waren. Auch landwirtschaftliche Betriebe sind betroffen, wenn zum Beispiel Nutztierhalter zu viele Tiere haben, um sie versorgen zu können: Wenn Ställe beispielsweise nicht ausgemistet werden und nicht genug Futter vorhanden ist.
"Es sind Nachbarn, Bekannte und Verwandte, die die Tierschutzvereine alarmieren", erzählt Langer. Dann kommen Polizei und Kreisveterinäramt, die Tiere werden beschlagnahmt und in ein Tierheim gebracht.
Nicht immer sind es die spektakulären Fälle wie in St. Georgen vor einigen Jahren, als mehrere Hunde aus tierquälerischer Haltung befreit wurden. Die Hundehalterin war freilich keine Rentnerin und auch zuvor in einem anderen Landkreis ähnlich aufgefallen. Zwar war ein Tierhalteverbot ausgesprochen, im Nachbarlandkreis aber nicht bekannt gemacht worden. Inzwischen werden Namen der Bürger, gegen die Tierhalteverbot ausgesprochen wurde, innerhalb eines Regierungsbezirks in allen Landkreisen bekannt gemacht.
Nicht zwingend sei mit der Verwahrlosung der Tiere auch eine Vermüllung der Wohnung wie in St. Georgen verbunden, sagt Langer. Oftmals seien die Tierhalter nur einfach gedankenlos. "Wenn man Ratten nicht kastriert, hat man ruckzuck 20 bis 30, dann 40 bis 50 Tiere". Ähnlich schnell könne die Vermehrung bei Kaninchen geschehen.
Schweine und Kälber in der Wohnung gehalten
Der Veterinär erinnert sich an besonders eigenartige Fälle: so wurden beispielsweise in einer Wohnung Schweine und Kälber gehalten. Oder in einem anderen Fall Hunde mit Nasenbären, zwei Tierarten, die sich eigentlich überhaupt nicht vertragen. Ungefähr fünf bis sechs Tierbestände, die man als Animal Hoarding bezeichnen könne, müsse das Kreisveterinäramt pro Jahr auflösen. "Die Tendenz ist leicht steigend. Es sind sehr häufig allein lebende ältere Menschen, die ein Problem haben", sagt Langer. Manchmal sind Depressionen ein Problem. Wie bei der allein lebenden Frau, die Freude daran hatte, Tauben zu füttern und diese so in ihre Wohnung lockte. Den Taubenkot zu beseitigen, dazu war sie auch aufgrund ihrer Erkrankung nicht in der Lage. Was allen Fällen nach Beobachtung des Kreisveterinärs gemeinsam ist, sind sehr schlechte oder mangelnde familiäre Bindungen. Nicht immer hilft das Zusammenleben in einer Familie.
Wie zum Beispiel in einem Fall, der sich 2012 in Vöhrenbach ereignete: Eine Mutter lebte mit ihren beiden Söhnen zusammen, die beide drogensüchtig waren. Die Mutter war an Tiersammelsucht erkrankt, die Söhne nahmen das nicht wahr. Über 40 Katzen, Hunde und Hasen wurden aus dem "Messihaushalt" befreit. Die Tiere waren krank und zum Teil sogar mit Parasiten befallen.
Im gleichen Jahr wurden in St. Georgen zirka 45 Wellensittiche vom Ordnungsamt beschlagnahmt, ein weiterer Fall, der für Aufsehen sorgte.