Unterschiedliche Auffassung zum Wegfall der Gebühren. Viele wissen nicht, wie Hochschulen finanziert werden.
Schwarzwald-Baar-Kreis.Noch laufen die Koalitionsverhandlungen, doch hatte Grün-Rot sich bereits im Wahlkampf die Abschaffung der Studiengebühren im Land auf die Banner geschrieben. Wie sieht man das an den hiesigen Hochschulen? Wir haben nachgefragt.
"Gerade den Studenten mit sozial schwachem Hintergrund würde durch die geplante Abschaffung der Gebühren die Möglichkeit gegeben werden, zu studieren", sagt Ludwig Ott, Student der Betriebswirtschaft, Fachrichtung Industrie an der Dualen Hochschule. "Wenn das Geld für tolle Projekte der Hochschule fehlen würde, wäre es natürlich schade."
Lisa Münster studiert Banken und Bausparen, ebenfalls an der Dualen Hochschule. Sie ist von den Studiengebühren nicht so stark betroffen, da sie diese durch ihr Gehalt selbst finanzieren kann. "Auch wenn viele in andere Bundesländer gehen, um den Gebühren auszuweichen: Studieren an sich ist schon enorm teuer." Dank der Geschwisterregelung muss Benedikt Zellhausen keine Gebühren zahlen. Er ist klarer Befürworter der Abschaffung. "Man weiß oft sowieso nicht, wo die Gelder hinfließen und wofür sie genutzt werden."
Eine differenzierte Meinung hat Martin Kirner, Student der Bio-Prozess-Technologie an der Hochschule Furtwangen University (HFU): "Wenn man die Studiengebühren abschafft, muss man natürlich selbst wieder mehr für Tutorate und Skripte ausgeben. Vorteil davon ist, dass man aber auch die Kontrolle darüber hat, wofür man sein Geld ausgibt." Ob er bei einer Abschaffung der Studiengebühren wirklich weniger ausgeben würde als die bisherigen 500 Euro pro Semester, kann er nicht sagen. "Um das mal genau ausrechnen zu können, muss eine detaillierte Aufschlüsselung davon aufgestellt werden, wofür die Studiengebühren von den Hochschulen genau verwendet werden." Jennifer Walter sieht den Wegfall der Studiengebühren eher positiv. Sie studiert Medizintechnik an der HFU, profitiert aber auch von der Geschwisterregelung. Um sich eine Meinung zu bilden, fehlt ihr das Hintergrundwissen. "Vom ASTA wurde uns nie richtig erklärt, wofür die Gebühren genutzt werden."
Insgesamt haben die Studierenden unterschiedliche Standpunkte zum Thema, allerdings wissen einige nicht, wie die Hochschulen finanziert werden. Sophie Erdmann, AStA-Mitglied auf dem Campus Schwenningen der HFU, weiß, dass die Studierendenvertretung über fünf Prozent der Studiengebühren verfügen kann. "Unsere Verwendungsvorschläge müssen wir allerdings zuvor mit der Hochschulleitung besprechen". Wieviel Euro für das Budget des AStA beim letzten Hochschulhaushalt veranschlagt wurden, will sie nicht preisgeben, da sie nicht weiß, ob sie das vorher ebenfalls mit der Hochschulleitung absprechen müsste.
Immerhin ist auf der Homepage der HFU zu erfahren, dass im Haushalt 2007 der HFU 2,75 Millionen Euro Studiengebühren investiert wurden in die Lehre. Auf der Homepage der Dualen Hochschule sind die Zahlen für das Haushaltsjahr 2009 zugänglich, dort waren es etwas mehr als 1,4 Millionen Euro, die aus den Studiengebühren in Sachleistungen und Zuschüsse flossen. Jede Hochschule stellt die Verwendung der Gelder übrigens genau dar, wenn auch nicht jedes Haushaltsjahr im Internet abrufbar ist.
Ulrich Sommer, Rektor der Dualen Hochschule in Schwenningen, hat einen klaren Standpunkt zur Abschaffung der Studiengebühren: "Ich halte die Entscheidung zwar für falsch, es wird aber dennoch geschehen."
Wie Rolf Schofer, sein Amtskollege von der Hochschule Furtwangen University, geht er in diesem Fall jedoch davon aus, dass die Gebühren dann aus Mitteln des Landeshaushaltes ersetzt werden müssen.