Ein Schweizer Atomendlager in Grenznähe rückt näher. Bürger sehen dies mit gemischten Gefühlen. (Symbolfoto) Foto: C-stock.adobe.com

Kritik wird in Sachen Mitbestimmung laut. 20 Kilometer von Blumberg entfernt.

Blumberg - Ein Schweizer Atomendlager in Grenznähe scheint näherzurücken. Mit gemischten Gefühlen kamen Bürger aus Blumberg und dem Schwarzwald-Baar-Kreis am Dienstagabend von einer Informationsveranstaltung des Schweizer Bundesamtes für Energie in Hohentengen bei Waldshut zurück.

Der Schwarzwald-Baar-Kreis hatte von Blumberg aus einen kostenlosen Bustransport angeboten, den 21 Interessierte wahrnahmen.

Bei einem Unfall sind auch die deutschen Anrainer betroffen

Klar wurde an diesem Abend, dass nicht nur ein geologisches Tiefenlager für den Atommüll Gefahren bergen kann, sondern auch der Standort für das Endverpacken des schwach, mittel- und hochradioaktiven Mülls aus den Schweizer Kernkraftwerken Gefahren bergen kann. Klar ist: Bei einem Unfall oder auch wenn erhöhte Radioaktivität in die Umgebung gelangt, tragen die deutschen Nachbarn die gleichen Lasten wie die Schweizer Anwohner, so formulierte es Waldshuts Landrat Martin Kistler. Doch bei der "Partizipation", sprich Beteiligung, die von Schweizer Seite auch in Hohentengen betont wurde, legt die Schweiz zweierlei Maßstäbe an: Die Gemeinden und Regionen auf Schweizer Seite werden ungleich stärker beteiligt als die deutsche Seite.

Blumbergs Bürgermeister Markus Keller sagte anschließend im persönlichen Gespräch: "Wir sind die südlichste Gemeinde im Schwarzwald-Baar-Kreis und vom Standort Zürich Nordost keine 20 Kilometer entfernt. In Baden-Württemberg gelten bei einem Kernkraftwerk Gemeinden im Umkreis von 30 Kilometern als betroffen, von Schweizer Seite gibt es Nachsteuerungsbedarf, dass auch wir auf deutscher Seite ernst genommen werden und in den Regionalkonferenzen mitwirken dürfen."

Über die knallharte Vorgehensweise zum Standort schockiert

Blumbergs Stadtrat Rainer Gradinger war froh, in Hohentengen dabei zu sein. Es sei erschreckend, "wie die Schweizer knallhart die Grenze ziehen". Dass zum Beispiel im Fall des Standorts Nördlich Lägern die Wohnbebauung des deutschen Ortes Hohentengen näher liege als der nächste Schweizer Ort. "Das erste Ziel muss werden, dass wir gleichberechtigt werden."

Egon Schneider aus Randen fand den Informationsabend sehr lehrreich, er nahm unter anderem diese Erkenntnis mit: "Atomkraftwerke abschalten ist besser als ein Atomunfall."

Kreisrat Christian Stark aus Döggingen wurde klar, dass es nur noch um das "Wo" gehe, ihm sei die Frustration auf deutscher Seite bewusst geworden und: dass Hohentengen näher an einem Standort liege als der nächstgelegene Schweizer Nachbarort Weiach.

Manfred Stark aus Donaueschingen fand den Abend auch lohnend. Er bedauerte, dass so wenige das Busangebot des Landkreises wahrnahmen. Mitgenommen habe er, dass auch das Zwischenlager, wo der Atommüll vor dem Verbringen in das Tiefenlager umgeladen werde, ein Problem sei. Unbeantwortet blieb für ihn die Frage, was bei einem Flugzeugabsturz passiere.

Kreisrätin Sigrid Fiehn aus Königsfeld hatte nach dem Abend mehr Informationen und konnte sich selbst ein besseres Bild machen. Sie sei froh, dass das Landratsamt die Busfahrt organisiert habe, Kritik kam an den Veranstaltern: "Der Ablauf der Veranstaltung hätte professioneller sein können."

Malte Juchow aus Bräunlingen war sauer: "Die Schweizer sind Rosinenpicker und wir stehen dem Ganzen machtlos gegenüber, weil die Politiker uns nicht unterstützen."