An Wochenenden und Feiertagen sollten Ärzte Medikamente selbst austeilen dürfen. So würden die langen Anfahrtswege gerade im ländlichen Raum entfallen. Foto: Remmers

Lange Anfahrten wegen Medikamenten am Wochenende / KV-Sprecher Johannes Probst fordert Umdenken

Schwarzwald-Baar-Kreis - Wer am Sonntag Medikamente braucht, benötigt ein Auto-und Zeit. "Höchste Zeit für eine Veränderung" sehen auch die hiesigen Ärzte, die bereits Ideen im Kopf haben. Das Hauptproblem dabei: das geltende Arzneimittelrecht.

Nicht nur der Seniorenrat der Stadt VS macht sich seit geraumer Zeit für Veränderungen stark. Auch für Johannes Probst, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Südbaden ist das alte System mehr als hinfällig. Seit einiger Zeit kursieren mehrere Vorschläge, um den Wochenenddienst für alle Seiten effektiver zu gestalten. Auch Gisela Daiß vom Seniorenrat VS hatte sich einige Gedanken zum Thema gemacht. Um unnötiges Hin- und Herfahren im Kreisgebiet zu vermeiden, könnte der Wochenenddienst habende Arzt bei der eingeteilten Apotheke anrufen, ob diese das benötigte Medikament habe. Doch dieser Weg sei "nicht gehbar", urteilte Probst im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Bei etwa 60 Patienten pro Tag ist dies einfach nicht umzusetzen", so der engagierte Mediziner aus St. Georgen. "Das ist sicherlich nicht die Lösung, aber Bewegung muss es jetzt endlich geben", so Probst, der Notdienstbeauftragte des Kreises. Auch auf Seiten des Gesetzgebers. Lösungen für das Dauerthema im Kreis sähe Probst dennoch, und nicht nur eine, "damit der Patient in unmittelbarer Nähe zu seinem Wohnort auch das benötigte Medikament holen könnte".

u  Die Koffer-Lösung: Der Arzt wird von der jeweiligen Diensthabenden Apotheke mit einem Notfall-Koffer ausgestattet, der alle für den Wochenenddienst relevanten Medikamente wie Antibiotika, Fieber senkende Mittel oder auch Schmerzmittel enthalten soll. Um Ärger zu vermeiden, sollte jede Apotheke in einer Art Rotationssystem mal den Koffer bestücken dürfen. Der Haken aus Sicht der Ärzte ist ein haftungsrechtlicher: Wer bürgt für den Koffer?

 u Die Praxis-Lösung: diese sieht vor, dass der Hausarzt gerade für den Wochenenddienst ein erweitertes Sortiment an Arznei vorhalten darf, die er dann im Bedarfsfall den Patienten aushändigen kann. Diese "ideale Lösung" (Johannes Probst) würde jedoch eine gesetzliche Änderung bedingen.

uDie kleine Hausapotheken-Lösung: Im ländlichen Raum der Schweiz und Österreich ist diese Variante weit verbreitet. Der Landarzt hat eine kleine Haus-Apotheke, aus der er sich im Notfall bedienen kann.

Die weiten Wege für Patienten am Wochenende müssen ein Ende haben: So sieht dies auch Johannes Fechner, stellvertretender Vorsitzender der KV Baden-Württemberg. Diesen Varianten stehen noch rechtliche Bestimmungen entgegen. "Die Ärzte dürfen bislang keine Medikamente abgeben. Dieses Dispensierrecht haben nur die Apotheken. Wir müssen schauen, wo wir rechtlich ansetzen können." Gespräche mit den Apothekern soll es in Bälde geben. Wann, konnte die Sprecherin des Landesapothekenverbandes noch nicht sagen. "Wir sind aber bemüht, den Notdienst zukunftssicher und bürgerfreundlich zu gestalten."