Auch auf der Baar dominierten Sonnenschein, Hitze und der Ausfall von längeren Regen-Perioden die vergangenen Wochen. Foto: Pleul

Baar kommt insgesamt glimpflich davon. Weideland aufgefressen. Bauern müssen zufüttern.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Der extrem trockene Sommer ist von Bundeslandwirtschaftsministerin Juli Klöckner mittlerweile zu einem Witterungsereignis von nationalem Ausmaß erklärt worden.

Das schlägt sich nun konkret in finanzieller Unterstützung nieder: Betriebe, die im Vergleich zum Durchschnitt der drei Vorjahre mehr als 30 Prozent Verlust hinnehmen müssen und dadurch in Existenznot geraten, sollen die Hälfte ihrer Einbußen erstattet bekommen. Besonders betroffen sind Landwirte in Norddeutschland, der Bauernverband sprach von Schäden in einer Höhe von rund drei Milliarden Euro.

Besonders feuchte Sommer werden schnell zum Problem

Auch auf der Baar dominierten Sonnenschein, Hitze und der Ausfall von längeren Regen-Perioden die vergangenen Wochen. "Bei uns in der Region sind wir allerdings noch glimpflich davon gekommen", erklärt Mathias Friedrich vom Breghof in Bruggen. Es habe immerhin sporadisch ein wenig geregnet. Dazu komme, dass der Boden sehr schwer sei und Wasser lange speichern könne. "In einem besonders feuchten Sommer ist das ein Problem, da versinkt man mit dem Traktor beinahe im Acker. Jetzt hilft es uns", sagt der Landwirt.

Dennoch habe auch er Einbußen zu verkraften: "Ich gehe davon aus, dass wir beim Grünland etwa 25 Prozent weniger Erträge haben werden." Im Deutschland-Vergleich habe man damit ziemliches Glück gehabt. Was dennoch treffe, sei die im April erfolgte Futterumstellung. Der Betrieb produziert mit rund 120 Milchkühen sogenannte Heumilch. Das heißt, die Ernährung ist entsprechend angepasst: "Wir haben komplett auf Heu umgestellt und daher auch keine Silo-Reserven mehr vom letzten Jahr", so Friedrich. Jetzt muss Futter aus der Region zugekauft werden. Dort habe man das Glück, auf die Unterstützung von anderen Landwirten zählen zu können.

Wenn die Not mit dem Futter zu groß wird, dann müssen eben Tiere als Schlachtvieh verkauft werden. Das Problem dabei: Die Preise werden sinken. "Ich denke, das wird im Winter noch extremere Ausmaße annehmen, dass der Preis für Futter hoch geht und jener für Schlachtvieh in den Keller", so Friedrich. Die Familie baut auch Getreide an, dort hat das Wetter jedoch kaum einen Einfluss: "Wir haben keine Einbußen, der Ertrag ist sogar fast überdurchschnittlich." Lediglich die Frucht ist nicht ganz so groß, wie sie mit regelmäßigem Regen hätte werden können.

Weideland ist für die Fleischproduzenten essenziell

Dass der Regen auch regional ganz unterschiedlich fiel, bestätigt Christoph Meyer. Er bewirtschaftet in Aufen den Steinenhof: "Wir haben auch Flächen in Grüningen. Dort konnten wir ein doppeltes an Futter machen. Je nach Gemarkung gibt es da große Unterschiede." Besonders betroffen sei bei ihm das Weideland. Als Fleischproduzent ist das für seinen Hof essenziell. "Die Weiden sind mittlerweile dünn und aufgefressen. Wir mussten zufüttern", sagt Meyer. Er ergänzt: "Wir konnten die Flächen nicht beweiden wie üblich. Wir haben manche Bereich überweidet, um andere zu schonen. Ob die Strategie aufgeht, wird sich zeigen." Üblicherweise grasen die Tiere auf einer Weide, in dieser Zeit könne sich die andere erholen.

Beim Getreide erreiche der Hof "einen guten Druchschnitt", manche Körner seien augenscheinlich etwas kleiner. Der Großteil davon wird nicht etwa als Viehfutter verwendet, sondern benutzt, um daraus Brot zu machen. "Hier haben wir weniger Probleme. Die Wintergerste wäre mit mehr Wasser vielleicht etwas größer geworden", so Meyer

Wie er betont, seien die Gelder und Hilfspakete, die es nun wegen der Dürre geben soll, keine Schenkung an die Landwirte: "Das sind zinsverbilligte Darlehen, die kurzzeitig für Liquidität sorgen." Betriebe mit wirtschaftlicher Not werden seiner Meinung nach irgendwann davon eingeholt: "Wenn wieder so ein Ereignis kommt, dann braucht es wieder Kredite." Die Landwirtschaft könne nicht, wie das Handwerk, einen weniger lukrativen Auftrag einfach ablehnen, sondern sei an einen Rhythmus gekoppelt: "Man erwartet eben ein bestimmtes Erntevolumen. Kommt es nicht, dann fehlt Geld."

Meyer kritisiert dabei auch den Handel: "Viehbestand lässt sich im kleinen Rahmen hoch- und runterfahren. Wenn aber Schlachttiere aus Not verkauft werden müssen, dann sollte dafür ein besserer Preis bezahlt werden." Landwirtschaft werde schließlich auch in Zukunft noch gebraucht. Das Problem greife jedoch noch viel weiter: "Die Gesellschaft ist inzwischen leider sehr weit weg von der Landwirtschaft. Viele haben keinen Bezug mehr dazu."

Anhand aktueller Wetterberichte bleibt die Hoffnung auf eine Entspannung: "Wir hoffen, dass es sich erholt und wir die Saison bis Oktober normal laufen lassen können", so der Landwirt. Entspanne sich die Lage auf den Weiden, werde es auch im Winter leichter: "Ich will nicht jammern. Wir müssen auch kämpfen, aber für mich ist das Glas immer halb voll."