Überhöhte Geschwindigkeit und überschätztes eigenes Können sind häufig Ursache von Motorradunfällen. Foto: Kamera24.tv

Polizei verzeichnet deutliche Steigerung. Präsidium: "Wir haben ein Problem". Witterung möglicherweise die Ursache.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Erneut ist ein Motorradfahrer im Schwarzwald verunglückt, diesmal in Furtwangen. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer Serie von tödlichen Motorradunfällen im Kreis. In diesem Jahr wurden schon drei Motorradfahrer bei Unfällen im Kreis getötet, im Vorjahr war es insgesamt nur einer gewesen. Im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen gibt es bis jetzt sieben tödliche Unfälle, im Vorjahr waren es in beiden Halbjahren fünf.

Eine deutliche Steigerung, die sich auch an der Zahl der Unfälle mit Motorradfahrern überhaupt widerspiegelt: Bereits zehn sind es in diesem Jahr im Schwarzwald-Baar-Kreis. Woran es liegt? Vor allem drei Ursachen zählt Michael Aschenbrenner, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen auf: Zu hohe Geschwindigkeit, überschätztes eigenes Können und die mangelnde Einschätzung des Verkehrsgeschehens. Keineswegs nur sehr junge Zweiradfahrer sind unter den tödlich Verunglückten auf den Straßen des Kreises . "Häufig sind das sehr viel ältere Fahrer", sagt Michael Aschenbrenner.

Der Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen berichtet von einem Trend: "Motorradfahrer, die seit zehn, 15 Jahren nicht mehr gefahren sind, steigen plötzlich wieder in auf ihre Maschine. Es ist eher nicht so, dass die Verunglückten zwischen 25 und 30 Jahre alt wären. Das sind immer wieder Leute über 50." Immerhin bei drei schweren Unfällen in diesem Jahr waren ältere Motorradfahrer die Opfer.

Der älteste war 71 Jahre alt und verunglückte während eines Überholvorganges am 16. Mai auf der L 173 bei Gütenbach. Dort bog ein Lkw gerade nach rechts auf einen Rastplatz ein, ein nachfolgender Autofahrer scherte nach links aus uns stieß mit dem Motorradfahrer zusammen, der lebensgefährlich verletzt wurde.

Zwei Motorradfahrer stießen am 29. Mai auf der B 500 zusammen. Ein 25-jähriger Fahrer war von Furtwangen in Richtung Schönwald unterwegs. Auf der kurvenreichen Strecke kam er auf die linke Fahrbahn und stieß mit einem 57 Jahre alten belgischen Motorradfahrer zusammen.

61 Jahre alt war der Biker, der gestern Morgen bei Furtwangen verunglückte. Der Mann habe in einer lang gezogenen Rechtskurve die Kontrolle über seine Maschine verloren, sei damit von der Straße abgekommen, über einen Grünstreifen und einen Parkplatz geschlittert und gegen einen Baum gekracht. Kurz zuvor hatten Zeugen beobachtet, dass er "mit hoher Geschwindigkeit" ein Auto überholt hatte. Überhöhte Geschwindigkeit und möglicherweise Überschätzung der eigenen Fahrkünste? Die Unfallursache steht erst nach Abschluss der Untersuchungen fest. Dass es die Hitze war, kann Michael Aschenbrenner ausschließen, denn der Unfall geschah gegen 9 Uhr am Morgen.

"In Blumberg hatten wir einen Motorradunfall, bei dem wir noch nicht wissen, ob Hitze eine Rolle spielte", erzählt er. Bei dem Unfall am 31. Mai war ein 53 Jahre alter Biker auf der B 314 von Blumberg in Richtung Tengen unterwegs, als er in einer Rechtskurve die Kontrolle verlor, stürzte und noch an der Unfallstelle starb.

Offenbar tragen die warmen Temperaturen aber doch dazu bei, dass mehr Biker als sonst mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs sind. Hinzu kommt, dass kurvige Straßen bei ihnen beliebt sind. "Der Schwarzwald ist natürlich ein Schwerpunkt", sagt Aschenbrenner: "Wir haben ein Problem, das will ich nicht verhehlen. Auch im Raum Freiburg verunglückten mehr Motorradfahrer. Das hängt sicher mit dem Wetter zusammen." Er erinnert sich an einen drastischen Fall, als ein Motorradfahrer in einen querstehenden Traktor fuhr. Nicht immer liegt es am Motorradfahrer, dass ein Unfall geschieht, aber weil keine "Knautschzone" um das Motorrad existiert, sind die Zweiradfahrer die Leidtragenden. So bog am 16. Mai eine 78-jährige Autofahrerin von einem Gemeindeverbindungsweg ab und übersah einen Motorradfahrer, der auf der L 180 zwischen Wolterdingen und Donaueschingen unterwegs war. Der 39-Jährige starb bei dem Unfall.

Die Serie begann im März, der in diesem Jahr schon sehr warm war. Am 31. März kam ein Motorradfahrer bei Hüfingen-Hausen in einer Linkskurve von der Fahrbahn ab und überschlug sich im Acker. Er wurde schwer verletzt. Am 6. April fuhr ein 39-Jähriger in einem Konvoi von Motorradfahrern auf den Vorausfahrenden auf und wurde schwer verletzt. Am 13. April kam in Schonach auf der Landstraße 109 ein 29-jähriger Biker auf einer Linkskurve von der Fahrbahn ab, stürzte und wurde schwer verletzt. Ebenfalls auf der Landstraße 109 ereignete sich ein weiterer Unfall. Ein 46-jähriger Motorradfahrer stürzte in einem Konvoi und zog sich schwerste Verletzungen zu.

Am 24. Mai kam ein Motorradfahrerin ohne Fremdverschulden zwischen Schonach und Triberg in einer Linkskurve von der Fahrbahn ab. Die 26-Jährige stürzte und wurde schwer verletzt. Das Präsidium werde über mögliche Maßnahmen nachdenken, so Aschenbrenner. Aber Prävention von Motorradunfällen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Straßen seien keine Rennstrecken. "Das Problem ist auch, dass wir keinen richtigen Schwerpunkt haben."