Nicolo M. wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfen. Foto: Eich

Plädoyers für verbliebene Angeklagte gesprochen. Knallharte Strafe für Schützen gefordert.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Fast 18 Monate nach dem Auftakt des Mammut-Prozesses gegen eine italienische Drogenbande, die im Kreisgebiet einen schwunghaften Handel mit Rauschgift betrieben hatte und der eine Verbindungen zur Mafia nachgesagt wurde, hat die Staatsanwaltschaft auch für die beiden verbliebenen Angeklagten die Plädoyers gesprochen. Für einen der Hauptangeklagten wurden 13 Jahre Haft gefordert.

Das Verfahren gegen ihn und seinen Sohn wurde im vergangenen Herbst abgetrennt, nachdem sich beide nicht geständig zeigten. Der Prozess vor dem Landgericht Konstanz dürfte sich damit dem Ende zuneigen.

Im Mittelpunkt steht dabei der 51-jährige Nicolo M., der mit dem Gastronomen Placido Anello (dieser hatte unter anderem in Rottweil und Villingen-Schwenningen Restaurants geführt) zu den Führungsfiguren der Bande gehörte. Dieser wurde ein organisierter Rauschgifthandel mit knapp 400 Kilogramm Marihuana und Haschisch sowie eine grenzüberschreitende, organisierte Kriminalität nachgewiesen.

M. ist nach der Überzeugung der Staatsanwaltschaft dabei insbesondere für einen versuchten Mord im Zusammenhang mit den Drogengeschäften verantwortlich. Demnach kam es am 27. Mai 2017 in einer Kneipe in Hüfingen zu jener Tat. Fünf Mal soll M., der zuletzt als Geschäftsmann in Donaueschingen tätig war, durch die Scheibe des Lokals gefeuert haben. Zuvor habe er sich zum Tatort chauffieren lassen, um dann über den Fahrer hinweg mit einem Revolver zu schießen. Der Anschlag galt dabei Kontrahenten, die in der Kneipe vermutet wurden. Letztendlich saßen dort aber der Wirt und ein Gast, die mit dem Schrecken davon kamen.

Im Rahmen der Verhandlung wurde dabei – unter anderem durch die Innenraumüberwachung – deutlich, dass der 51-Jährige wohl ohne Vergewisserung in die beleuchtenden Scheiben des Lokals geschossen hatte.

Kritik an Verteidigung

Der Vorsitzende Richter Arno Hornstein machte dabei bereits in der Vergangenheit deutlich: "Man hat einfach reingeballert." M. habe sich außerdem in der Kneipe ausgekannt und müsse ebenso – aufgrund des Schussverlaufes – damit gerechnet haben, dass jemand getroffen wird.

Auch Oberstaatsanwalt Joachim Speiermann geht in diesem Fall von Vorsatz aus, wie er in seinem vierstündigen Plädoyer ausführte. Er ging dabei insbesondere mit der Verteidigung – vor allem Rechtsanwalt Bernd Behnke – hart ins Gericht, die in der Vergangenheit immer wieder für zahlreiche Verzögerungen gesorgt hatten und nicht müde wurden, die Taten kleinzureden. Dabei sprach man von einer hohlen und aufgeblasenen Anklage, herbeigeschriebenen Tatvorwürfen und einem ehrenwerten Kaufmann als Angeklagter, den die Justiz nun vernichtet habe. Die Ausführungen und die Taktik sorgten auch bei Prozessbeobachtern und anderen Verteidigern für Kopfschütteln und Unverständnis.

Für den versuchten Mord, neun Drogentaten (davon unter anderem bandenmäßigen Handel mit Rauschgift mit einer Gesamtmenge von 155 Kilogramm Marihuana und 60 Gramm Kokain), einer gefährlichen Körperverletzung in einem Club in Donaueschingen wurde deshalb eine Gesamtfreiheitsstrafe von 13 Jahren gefordert.

Sein 27-jähriger Sohn Giacomo soll nach der Auffassung der Staatsanwaltschaft für seine Taten im Zusammenhang mit den Drogengeschäften drei Jahre und zehn Monate erhalten. Die Plädoyers der Verteidigung werden am 2. April erwartet.

Placido A. wurde bereits im September 2019 unter anderem wegen bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln zu fast neun Jahren Haft verurteilt.