Kandidat Patrick Bausch geht für die Linke im Bundestagswahlkampf seinen eigenen Weg. Foto: Eich

Wahlkampf: Bausch und sein dezenter Wahlkampf. Landesgeschäftsführer sieht Region schwach aufgestellt.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Verpasste Redaktionstermine, keine eigenen Wahlkampf-Events und trotz mehrmaliger Erinnerung ausstehende Antworten auf Interviewfragen – der Bundestagskandidat der Linken im Landkreis, Patrick Bausch, macht nicht die aktivste Wahlwerbung für seine Person. Fühlen sich die Linken durch ihn gut vertreten?

Sein Traum wäre ein Volontariat bei der Deutschen Presseagentur, sagte er im Gespräch mit einer Redakteurin des Schwarzwälder Boten über seine Kandidatur. Doch nur wenige Wochen später, kurz vor der Wahl, lässt er seine eigene Pressearbeit nahezu einschlafen. Er antwortet tagelang nicht mehr auf die ihm gestellten Twitter-Fragen, hat trotz mehrmaliger Erinnerung und stetem Beteuern, das nachzuholen, seine längst fälligen Antworten für eine Frage-Antwort-Seite mit allen Kandidaten noch immer nicht geliefert, und auch sein Aktionstag fällt schließlich ins Wasser. Einen Stadtspaziergang durch Villingen mit der Redaktion des Schwarzwälder Boten und seinen Lesern hatte sich der Bundestagskandidat der Linken, Patrick Bausch, als seine Wahlaktion ausgesucht. Doch wer nicht da war, war die Hauptperson selbst. Zwei Stunden an diesem Montag plötzlich in der Redaktion entschuldigt er sich und verweist auf einen Ausfall bei der Deutschen Bahn – eineinhalb Stunden lang sei er im Bereich Rottweil/Oberndorf gestanden, wer sich auf die Bahn verlasse, sei eben verlassen. Als unsere Redaktion später bei der Deutschen Bahn wegen des Zwischenfalls bei Rottweil recherchiert, weiß der Pressesprecher in Stuttgart auch nach internen Erkundigungen nichts von einer solchen Verzögerung, und tatsächlich meldet sich Bausch selbst tags darauf mit einer weiteren Erklärung zu Wort: "Ursprünglich ging ich davon aus, dass der Anschlusszug von Rottweil nach Villingen stecken blieb, aber ich hatte mich geirrt. Tatsächlich bin ich im Bereich Herrenberg falsch umgestiegen. Ich bitte dies zu entschuldigen."

Am Dienstagnachmittag darf der Schwarzwälder Bote Patrick Bausch dann in der Redaktion begrüßen. Sein Wahlkampf und die Art, wie er ihn führt, ist natürlich eines der Themen. Während andere Direktkandidaten schon vor dem offiziellen Wahlkampfstart mit ganzen Din-A4-Seiten voller Wahlkampftermine auf die Redaktion zukamen, war es um den 21-Jährigen von Beginn an recht ruhig. Er habe kein Auto, sei auf den Nahverkehr angewiesen, erklärt Bausch das und ist prompt bei seinem Lieblingsthema gelandet: Nahverkehr.

Im Dreieck Schwarzwald-Baar-Heuberg funktioniere der Nahverkehr nicht gut, vor allem die Verbindung zwischen Rottweil und Villingen sei mager, wenn nur alle zwei Stunden der Zug auf der Strecke Rottweil-Neustadt durchkomme. Während der ÖPNV innerhalb von Villingen gut sei, werde es drumherum schnell schwierig. Im Bereich Triberg-St. Georgen wachse sich das Ganze, von Villingen her kommend, gar zur Katastrophe aus, meint Bausch. Eine schnellere Taktung, barrierefreie Busse und ein Ausbau der Elektrifizierung der Bahn in einem Landkreis, der sich als fortschrittliche Region begreift, wären ihm ebenso wichtig wie ein geschlossener Ringzug.

Mit der Bahn reiste er auch zu vielen seiner Wahlkampftermine. An der Protestaktion in Villingen während des Besuchs der AfD-Frontfrau in Baden-Württemberg, Alice Weidel, habe er wegen einer Erkältung nicht teilnehmen können, doch bei der Veranstaltung zur inneren Sicherheit habe er sich die AfD angeschaut, erzählt er. Als drittstärkste Kraft in Deutschland sieht er die AfD keineswegs, im Gegenteil: Er sei sehr optimistisch, dass die Linke der Oppositionsführer bleiben könne.

Mit seiner Kandidatur im Schwarzwald-Baar-Kreis wollte er seinen Teil dazu beitragen. Werden seine Mitstreiter mit Kritik an Bauschs Wahlkampf konfrontiert, loben sie ihn ausdrücklich: Er verfüge über eine umfassende Bildung, sei vollumfänglich geeignet als Bundestagskandidat, meint beispielsweise Daniel Nestmann, der sich im Wahlkampf für die Linke vor Ort engagiert und in Bausch einen "Rohdiamanten" sieht. Und auch das Parteimitglied David Schecher, der selbst hauptsächlich für die Linke im Raum Tübingen tätig ist, meint, angesichts der recht schweren Umstände mache Bausch seinen Wahlkampf sehr gut – Bausch wohnt nicht im Wahlkreis, und die Linke ist personell in der Region nicht sonderlich stark besetzt.

Der Landesgeschäftsführer der Linken, Bernhard Strasdeit, räumt ein, dass in den Regionen Schwarzwald-Baar und Sigmaringen "ein bisschen unser Schwachbereich" sei – trotzdem sei die Linke dort aktiv. Den Bundestagskandidaten Patrick Bausch habe er als sehr aktiven und verlässlichen Mann kennengelernt, für die jüngsten Versäumnisse wolle er sich jedoch im Namen der Partei entschuldigen, so Strasdeit.