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Landesnaturschutzverbände reagieren enttäuscht auf Ablehnung des Naturschutzgroßprojektes.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die einen sind enttäuscht, die anderen verärgert: Das Naturschutzgroßprojekt Baar bekam von den Kreisbauern kein "gefällt mir". Und es sieht nicht danach aus, dass sich die Landwirte die Sache noch mal anders überlegen.

Die Ablehnung des Naturschutzgroßprojektes Baar durch den BLHV-Kreisverband Villingen hätte nicht deutlicher ausfallen können. 21 Landwirte sprachen sich gegen das ambitionierte Vorhaben aus, nur vier befürworteten es. Nicht nur zur großen Enttäuschung von Landrat Sven Hinterseh, der nach dem deutlichen Nein der hiesigen Landwirte noch auf Gespräche mit den Landwirtschaftsvertretern aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis hofft. Die Enttäuschung ist auch groß bei den Naturschutzverbänden, die die Stellungnahme unterzeichneten: der Landesnaturschutzverband, LNV-Arbeitskreis Schwarzwald-Baar, die NABU-Kreisgruppe, die BUND-Regionalgruppe und der Arbeitskreis Heimische Orchideen BW (AHO). Für die Verbände ist die Ablehnung des landwirtschaftlichen Hauptverbandes "nicht nachvollziehbar", wie es in einer gemeinsamen ausführlichen Stellungnahme nachzulesen ist: Das Projektgebiet sei intensiv mit dem BLHV abgestimmt worden, heißt es darin. "Viele Kritikpunkte konnten durch Planänderungen und Festlegungen ausgeräumt werden", argumentieren die Verbandsvertreter. "Die Ablehnung ist umso bedauerlicher, als bereits heute viele Landwirte freiwillig am Vertragsnaturschutz teilnehmen und sich dadurch einen Einkommenszweig für den Betrieb schaffen. Für den Naturschutz auf der Baar wäre ein Scheitern des Naturschutzgroßprojektes ein herber Rückschlag für viele wichtige Projekte zu Erhalt und Verbesserung der bestehenden Schutzgebiete, die (nur) mit diesem Projekt zu erreichen sind." Die Verbände plädieren an die Kreisgremien, das Projekt trotz Ablehnung durch den BLHV weiter zu verfolgen.

Ohne Bauern läuft nichts

Doch diese Hoffnungen dürften sich zerschlagen. Landrat Sven Hinterseh hofft zwar noch auf ein Einlenken, doch "ohne die Zustimmung der Landwirtschaft ist da nichts zu machen", machte er klar. Und damit dürfte das Vorhaben zunächst einmal zu den Akten gelegt werden können. Denn mit dem Jahreswechsel kam bei den Kreislandwirten auch keine Neubesinnung auf das Projekt. "Jetzt ist erst einmal Ruhe", meinte Bernhard Bolkart, Vorsitzender des BLHV-Kreisverbandes, gestern auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. "Es bleibt bei unserem Nein." Und Bolkart nennt für sich und die große Mehrheit der Kreisbauern "triftige Gründe". Zwar sieht auch er im Grundsatz die Zukunft in einem Vertragsnaturschutz, wie es das Naturschutzgroßprojekt Baar auch vorsehe: "Das Projekt ist so ausgelegt, wie wir den Naturschutz künftig auch brauchen." Doch für den BLHV-Vorsitzenden ist die Schmerzgrenze erreicht. "Wir haben die Befürchtung, dass uns noch mehr Naturschutz aufgedrückt wird", äußerte er sich. Aus seinen Äußerungen spricht eine starke Verärgerung über das Vorgehen vergangener Jahre. Bei Projekten wie Natura 2000 sei man nicht miteinbezogen worden. "Wir wurden hier richtig überfahren", urteilt er. "Dieses Projekt wird uns noch lange beschäftigen", meint er, "und dann soll schon das nächste Großprojekt umgesetzt werden". Irgendwann sehe man sich auch "überfordert" durch diverse Projekte, fügt er hinzu.

Trotz der Ablehnung sieht sich der BLHV-Chef kaum als eine geeignete Zielscheibe für harsche Kritik seitens der Naturschutzverbände. Immerhin habe der Schwarzwald-Baar-Kreis landesweit eine recht hohe Anzahl an landwirtschaftlichen Pflegeverträgen. Stefan Walther, Geschäftsführer des Landwirtschaftserhaltungsverbandes, bestätigte dies. "Wir bewegen uns im Kreis sicherlich im oberen Viertel." Insgesamt gebe es 460 Pflegeverträge mit Landwirten auf rund 1900 Hektar Kreis-Land.