Viele Menschen arbeiten zur Zeit im Homeoffice. (Symbolbild) Foto: Gollnow / dpa

Achtsamkeit in dieser besonderen Zeit zwingend notwendig. 70 Prozent klagen über Wut und Verärgerung.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Zahlreiche Beschäftigte arbeiten derzeit von zuhause aus – viele zum ersten Mal. "Das ist natürlich eine große Umstellung", sagt Sabine Fröchte-Mink, Leiterin des Gesundheitsteams bei der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die selbst Homeoffice-Erfahrung hat und die Tücken kennt.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Wie wichtig die innere Balance und der Gesundheitsschutz gerade jetzt sind, zeigen Umfragen der Versicherungen im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Zwölf Prozent der Fehltage gehen auf das Konto der Psyche

Erst vergangene Woche wurden Berichte veröffentlicht, wonach die Anzahl der psychischen Erkrankungen in der Region beträchtlich und einer der häufigsten Gründe für Krankmeldungen sind.

2019 ermittelte die AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg auf Grundlage von 49 000 bei ihr versicherten Arbeitnehmer im Landkreis, dass die Mitarbeiter in den hiesigen Firmen zwar deutlich gesünder als im Bundesschnitt sind – die Anzahl der Fehltage in der Region lag 2019 mit elf Prozent unter dem bundesdeutschen Wert. Trotzdem war eines besonders auffällig: Psychische Erkrankungen hatten mit zwölf Prozent aller Krankheitstage fast so häufig zu Arbeitsausfällen geführt wie Atemwegserkrankungen mit 15 Prozent, so Klaus Herrmann, Geschäftsführer der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Die Corona-Krise, die für viele Menschen im Kreis harte Einschnitte und viele Herausforderungen, Ängste und Sorgen mit sich bringt, geht auch mit einer veränderten Arbeitswelt einher. In Zeiten wie diesen wird daher besonders zur Achtsamkeit am Arbeitsplatz aufgerufen – auch im Homeoffice.

"Plötzlich sitzt man allein vor dem Laptop, statt Kollegen hat man jetzt gegebenenfalls sogar die Kinder um sich herum." Um wirklich konzentriert arbeiten zu können, sollte man soweit möglich einen abgesonderten Arbeitsplatz in der Wohnung einrichten, damit die Bereiche für Freizeit und Arbeit räumlich etwas abgegrenzt sind. Dann sollte man sich selbst Regeln geben. Also: Arbeitszeiten festlegen, Aufgabenpakete bestimmen und Zeitpläne erstellen.

Achtsamkeit in der Ausnahmesituation

"Klar ist aber auch, dass gerade in der jetzigen Ausnahmesituation das eine oder andere vielleicht nicht auf Anhieb so gut klappt, wie man es sich vorstellt. Das nimmt man am besten mit einer gewissen Gelassenheit hin", so die AOK-Gesundheitsexpertin.

Sie verweist auf eine repräsentative AOK-Befragung unter 2001 Beschäftigten aus dem vergangenen Jahr.

Demnach sind viele Befragte mit Homeoffice-Arbeitsplatz mit ihrer Arbeit zufriedener und sehen Vorteile darin.

Laut der Studie klagten aber auch 70 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice über gelegentliche Wut und Verärgerung – gegenüber 59 Prozent der Befragten ohne Heimarbeitsplatz. Bei Nervosität und Reizbarkeit waren es im Homeoffice 68 Prozent im Vergleich zu 53 Prozent.

Sabine Fröchte-Mink weiß: Beim digitalen Arbeiten von zuhause aus schleiche sich manchmal ein unbewusster Abkapselungseffekt ein. Man schreibe sich beispielsweise vermehrt E-Mails statt zu telefonieren. "Wenn man die Möglichkeit dazu hat, sollte man lieber mal mit den Kollegen sprechen, auch wenn es nur am Telefon ist. Das allein baut in schwierigen Situationen schon Stress ab."

Ihr zweiter Tipp: Bewusst Pausen machen.