In Unterkirnach will die Gemeinde den einzigen Lebensmittelmarkt am Ort betreiben, zumindest vorübergehend. Foto: Schück

Lebensmittel-Nahversorgung auf dem Land in kommunaler Regie: Nicht immer ist das eine Option für das Landratsamt und die IHK.  

Schwarzwald-Baar-Kreis - In Unterkirnach will die Gemeinde den einzigen Lebensmittelmarkt am Ort betreiben, zumindest vorübergehend. Könnte das Beispiel angesichts des demografischen Wandels Schule machen? Es kommt auf den Einzelfall an.

"Die Situation vor Ort war nicht zufriedenstellend. Der Bürgermeister hat uns das überzeugend dargelegt", erklärt Jan Unverhau, Justiziar der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg. Andere Lebensmittelgeschäfte gebe es im Ort nicht, die nächsten seien mehr als zehn Kilometer entfernt.

"Überzeugt hat uns auch das Argument, dass es noch schwieriger wird, einen Betreiber zu finden, wenn der Laden erst mal zu ist", erklärt Unverhau. Die Industrie- und Handelkammer (IHK) wurde als Selbstverwaltungsbehörde gehört, bevor das Landratsamt als zuständige Rechtsaufsichtsbehörde das Vorhaben auf Gesetzmäßigkeit geprüft und genehmigt hat. "In Villingen-Schwenningen würden wir nicht billigen, dass die Stadt einen Lebensmittelladen betreibt", stellt Unverhau als Gegenbeispiel klar.

Von Bedeutung sei nämlich bei einem solchen Vorhaben immer, dass es keine Nachteile für private Einzelhändler oder Einzelhandelsketten gebe. "Die IHK steht dem wirtschaftlichen Engagement von öffentlichen Trägern grundsätzlich skeptisch gegenüber", erklärt der Justitzar. Vor allem Reisebüros, die von Gemeinden betrieben werden, will die IHK nicht billigen.

Allerdings überzeuge in Unterkirnach das Argument, dass die Nahversorgung von älteren Menschen und von Touristen gesichert sein müsse. Dort gibt es nach wie vor viele Touristen, die den einzigen Lebensmittelladen im Ort während ihres Urlaubs brauchen.

"Wir setzen nach wie vor auf einen privaten Betreiber"

Ansonsten bietet nur noch der Kirnacher Näuerinnenladen Produkte aus der Landwirtschaft an. Der langjährige Betreiber des Lebensmittelmarktes mit Non-food-Bereich hatte vor ungefähr einem Jahr aufgehört und den Markt einem Nachfolger anvertraut. Seit Anfang Oktober ist das Geschäft mit Postagentur und Lotto nun geschlossen. Die Suche nach einem privaten Betreiber läuft seither auf Hochtouren. Jetzt wurde die Landmarkt GmbH mit Bürgermeister Andreas Braun als Geschäftsführer als vorrübergehende Konstellation gegründet.

IHK und Landratsamt machen aber deutlich, dass sie nach wie vor auf "eine private Betreiberform oder eine andere Lösung" setzen und die jetzige Konstellation nur übergangsweise billigen wollen. Dabei könnte das Thema in den nächsten Jahren angesichts des demografischen Wandels an Bedeutung gewinnen. Gibt es eine Renaissance der Tante-Emma-Läden? "Mit Sicherheit kommt das wieder, vor allem die Genossenschafts- und Bürgerschaftsmodelle", sagt Jan Unverhau.

In Fischbach, einem Ortsteil von Niedereschach, gibt es wohl so etwas, den Agrarhandel Link mit Postagentur. "Von der Mausefalle bis zu Nudeln hat der alles. Leider ist das der einzige Laden in den Ortsteilen von Niedereschach. Die anderen haben bereits aufgehört", erzählt ein Niedereschacher.

Auch in Bad Dürrheims Ortsteilen hat sich die Nahversorgungs-Infrastruktur in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert. Daniel Schuler hat den einzigen Nahversorger-Markt im Vöhrenbacher Ortsteil Hammereisenbach von seiner Oma Christa übernommen. Daniel Schuler hat auch die Postagentur in Hammereisenbach übernommen. Er ist sehr motiviert, den kleinen Supermarkt weiterzubetreiben und lobt die Bevölkerung. "Er wird sehr gut angenommen." Die Konkurrenz sei allerdings hart. Obwohl die nächsten größeren Märkte weiter entfernt sind. "Die Leute arbeiten woanders und kaufen dort auch ein", erklärt Schuler. Außerdem seien die Preisspannen zwischen Einkauf und Verkauf längst nicht mehr so groß wie früher. "Solange wie möglich" will er trotzdem weitermachen.

Zur Frage, ob nun auch in anderen Orten des Landkreises ähnliche Vorhaben wie in Unterkirnach vom Landratsamt gebilligt werden könnten, äußert sich dessen Pressesprecherin Heike Frank: "Bei der Prüfung zur Gründung beispielsweise einer GmbH für die Lebensmittelversorgung einer Gemeinde handelt es sich stets um eine Einzelfallentscheidung. Bei der Landmarkt-GmbH haben verschiedene Kriterien zu dem Ergebnis geführt, dass der Gründung einer GmbH seitens der Rechtsaufsicht zugestimmt werden konnte. Hintergrund der Prüfung sei, dass verschiedene rechtliche Vorgaben nach der Gemeindeordnung berücksichtigt werden müssten.