Im ländlichen Raum sind junge Menschen oft unzufrieden mit den Möglichkeiten, abends ins Kino, zu einer Party, zum Musikunterricht oder in die Disco zu gelangen. Ein neues Mobilitätskonzept soll jetzt spontanen Fahrwünschen gerecht werden. Foto: Shutterstock

Neues Konzept des Landkreises will ÖPNV und "flinc" vernetzen. Bürgermeister kennen das Projekt.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Bei der Befragung von Jungwählern im Landratsamt wurde eines deutlich: Vor allem im ländlichen Raum sind die Jugendlichen nicht zufrieden mit den Möglichkeiten, abends ins Kino, zu einer Party, zum Musikunterricht oder in die Disco zu gelangen. Ein neues Mobilitätskonzept soll jetzt spontanen Fahrwünschen von Kreisbürgern gerecht werden und Strecken sowie Zeiten abdecken, die vom ÖPNV selbst über das Rufbussystem nicht bedient werden können.

Dieses Thema steht auf der Tagesordnung des Ausschusses für Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheit am nächsten Montag. "Der Schwarzwald-Baar-Kreis verfügt über vor allem für eine ländliche Region attraktive Bus- und Schienenverkehrsangebote, die von der Bevölkerung gut angenommen werden werden", schreibt die Kreisverwaltung zu diesem Tagesordnungspunkt. "Dennoch wird aus der Bevölkerung, insbesondere von der jüngeren Generation, immer wieder der Ausbau gerade auch von flexiblen und individuellen Mobilitätskonzepten gefordert."

Eine Social Media Plattform , beziehungsweise ihre Strukturen sollen genutzt werden, nämlich "flinc". Das ist ein junges Unternehmen aus Ludwigshafen, das über eine Online-Plattform Mifahrgelegenheiten vermittelt. Im Gegensatz zu klassischen Mitfahrzentralen sollen auch spontane Fahrwünsche bedient werden können. So haben sich beispielsweise in St. Georgen bereits mehrere Unternehmem und die Stadtverwaltung zusammengeschlossen und organisieren über "flinc" eine Art Mobilitätsmanagement, in dem sich zum Beispiel Mitarbeiter zu Fahrgemeinschaften zur Arbeit zusammenfinden könne.

Es gilt als bundesweites Pilotprojekt, das die Südbadenbus für drei Jahre im Schwarzwald-Baar-Kreis testen möchte. In dem Konzept sollen dem Nutzer der Plattform, der einen Transport von A nach B sucht, primär die Angebote des ÖPNV und danach mögliche private Mitfahrgelegenheiten anzeigt. Die Südbadenbus will über einen eigenen Server die Vernetzung der flinc-Plattform mit den Fahrplandaten, die ihr von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt würden, übernehmen. Es entstehen sowohl Kosten für Programmierung als auch für Pflege der Software. Darüber hinaus müsste nach Einschätzung der Kreisverwaltung in den ersten Jahren in Marketing und Bürgerinformation investiert werden.

Insgesamt rechnet die Kreisverwaltung mit Gesamtprojektkosten von 262.000 Euro für drei Jahre; 24.500 Euro Bereitstellungskosten und 87.000 Euro Marketingkosten. Hinzu kommen jährliche Kosten von 50.000 Euro für IT-Aufwand, Service, Vermarktung und Kommunikation. SBG und Landkreis wollen sich, so sieht es das Konzept vor, jeweils zur Hälfte die Gesamtkosten teilen. Im Haushalt der SBG stehen bereits 75.000 Euro für Marketing zur Verfügung. Die Verbesserung der individuellen Mobilität sei eine der Hauptforderungen der jüngeren Generation im Kreis, meint die Kreisverwaltung. Mit dem Pilotprojekt könnte man diesem Wunsch nachkommen. Aufgrund des demografischen Wandels werden die Nutzerzahlen im Schülerverkehr nach Einschätzung der Kreisverwaltung langfristig abnehmen. Dies sei aber ein wesentlicher Einnahmefaktor. "Zugleich steigt die Erwartung der Bevölkerung an den ÖPNV im ländlichen Raum. Dieser Erwartung wird man wirtschaftlich darstellbar nur mit neuen Konzepten begegnen können", meint die Kreisverwaltung. Das Projekt wurde den Bürgermeistern im Kreis bereits vorgestellt. Im Beschlussvorschlag ist Zustimmung vorgesehen.