Peter Hesselbach (37) hat Mut bewiesen und in Königsfeld im vergangenen Oktober eine Praxis eröffnet. Foto: Kienzler

In St. Georgen und der Raumschaft Triberg gibt es keine Gynäkologen mehr. Lage entspannt sich Königsfeld.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Eine positive Bilanz beim Kampf gegen den Hausärztemangel auf dem Land zog jüngst die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD). Die Realität jedoch sieht vielerorts immer noch ganz anders aus.

Altpeter betonte, grundsätzlich sei die ambulante ärztliche Versorgung in Baden-Württemberg nach wie vor gut. Lediglich in Einzelfällen komme es in ländlichen Regionen zu Engpässen.

Einen solchen Engpass gibt es in der Raumschaft Triberg und St. Georgen. Denn momentan gibt es dort beispielsweise keinen Frauenarzt. Hier suchen die Beteiligten fieberhaft nach einer Lösung. "Es gibt eine konzertierte Aktion von Bürgermeister und Vertragsärzten, die schon Früchte zu tragen scheint", informiert Johannes Probst aus St. Georgen. Der Sprecher der niedergelassenen Ärzte in St. Georgen ist sich sicher, dass die Beteiligten in den nächsten drei Wochen schon einen Lösungsweg skizzieren können, mit dem der Versorgungsengpass weitgehend aufgehoben werden könne.

"Das Landärzteprogramm vermag einen zusätzlichen Impuls geben, sich statt in der Stadt auf dem Land niederzulassen, allerdings führt es nicht zu mehr niederlassungswilligen Ärzten, weshalb die Förderung sich streng nach dem Grad der Not und weniger nach der Lautstärke des Hilferufs richten sollte", meint Probst.

In Königsfeld hat sich die Lage zumindest etwas entspannt. Vor wenigen Tagen präsentierte der dortige Bürgermeister Fritz Link gleich zwei Ärzte, die in einer Gemeinschaftspraxis ab Juli im CuraVital praktizieren wollen. Seit Oktober bereits ist Peter Hesselbach (37) dort. Der Notfallmediziner und Facharzt für innere Medizin arbeitete zuvor am Schwarzwald-Baar-Klinikum. "Die kassenärztliche Vereinigung hat mir mitgeteilt, wo es brennt, und ich habe mir daraufhin mehrere Praxen angeschaut, so der junge Mediziner. "Mir hat Königsfeld gut gefallen", sagt er, und so stand sein Entschluss fest, sich auf dem Land niederzulassen. Als Vorteil im Vergleich zu seinem Job am Klinikum nennt er beispielsweise weniger Wochenendarbeit. Dennoch hatte er Pech, denn Hesselbach kam nicht mehr in den Genuss der Landes-Fördermittel, weil er seinen Antrag zu früh gestellt hatte. "Das ist schon dramatisch und ärgerlich zugleich, schließlich habe ich große Investitionen gehabt."

2004 legte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) dem Allgemeinmediziner Michael Walter aus Riedböhringen nahe, seine Praxis "wegen drohender ärztlicher Überversorgung" aufzugeben. Nun wollte die KV dem 77-Jährigen aufgrund des Landärztemangels eine Kassenzulassung ermöglichen, damit er wieder praktizieren könne. Für ihn jedoch kein Thema mehr. "Das Landärzteprogramm ist gut und richtig, geht aber nicht weit genug". Nach Ansicht von Walter schrecke die Budgetierung viele junge Ärzte ab, sie würden lieber nach Skandinavien oder in die Forschung gehen. "Leistung wird einfach nicht bezahlt", so Walter.