FußballEx-Profi spricht über seine Sperre, seinen Neuanfang beim FV Donaueschingen und das wahre Leben

In den vergangenen zwölf Monaten hat sich im Leben des früheren Profi-Fußballers (SC Freiburg, Fenerbace Istanbul, Besiktas Istanbul) Ali Günes viel verändert. Im Gespräch mit unserer Zeitung äußert er sich zu seiner langen Sperre, seinem Wechsel zum FV Donaueschingen und über das, was er in seinem Leben noch alles erreichen will.

Herr Günes Sie wurden vom Bezirkssportgericht für zwölf Monate gesperrt. Nachträglich wurde dies für dieses Jahr auf neun Monate gekürzt, weil sie im Spiel Türkgücü Bräunlingen gegen den VfL Riedböhringen am 4. November 2012 angeblich den Schiedsrichter tätlich angegriffen und den Spielabbruch provoziert haben sollen. Was ist damals passiert?

Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema in der Öffentlichkeit nicht mehr äußern. Aber ich möchte es nun ein für alle Mal klar stellen: Ich habe weder den Schiedsrichter attackiert noch den Spielabbruch provoziert. Nachdem drei Spieler von uns mit einer Roten Karte vom Platz geschickt wurden, sind die Fans dem Schiedsrichter gegenüber aggressiv geworden. Dann habe ich zu ihm gesagt, dass es so keinen Sinn macht und wir deshalb vom Platz gehen und das Spiel nicht zu Ende spielen wollen.

Im Nachhinein sahen Sie sich selbst in der Opferrolle, weil ihnen in der Öffentlichkeit die Schuld für diesen Vorfall gegeben wurde.

Wissen sie, es gibt immer zwei Seiten einer Geschichte. Ich behaupte nicht, dass ich unschuldig war, aber ich weiß, dass es die Wahrheit ist, wenn ich sage, dass ich den Schiedsrichter nicht tätlich angegriffen habe. Wenn ich einen Fehler mache, stehe ich dazu. So wie ich beispielsweise auch zugegeben habe, dass ich dem Spieler vom FC Pfohren geohrfeigt habe. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, er hatte mich vorher beleidigt, mir einen Ellenbogencheck verpasst und mich aufgefordert ihn zu schlagen, dass er Schmerzensgeld von mir kassieren kann.

Als ehemaliger Fußball-Profi, der in der Champions-League und der türkischen Nationalmannschaft gespielt hat – und dabei nicht ein Mal von Platz gestellt wurde – müssten Sie in so einer Situation doch eigentlich cool bleiben?

Nach meiner Zeit als Profi musste ich mir viel gefallen lassen. Ich kam auf den Sportplatz und wurde von den gegnerischen Spielern und Fans unter anderem als "Scheiß Millionär" und "Scheiß Profi" beleidigt. Ich habe mich lange Zeit bemüht, die Antwort immer auf dem Platz zu geben. Ich bin kein aggressiver Mensch, aber irgendwann lässt du dich auf dieses Niveau herunterziehen. Vielleicht war es auch ein Fehler, so viel Herzblut an Türkgücü zu hängen und ich hab mich zu sehr reingesteigert.

Nachdem Sie damals ausdrücklich gesagt haben, Sie wollen nie wieder Fußballspielen, kehren Sie doch nun wieder zu ihrem Jugendverein FV Donaueschingen zurück. Wie kam es dazu?

Es gibt mehrere Gründe. Toni Szmarach (Er ist Trainer des FV Donaueschingen, Anm.de.Red.) hat mich gebeten, ihm zu helfen, den Verein wieder zu dem zu machen, was er einmal war. Ich möchte den Jungs auf und neben dem Platz helfen, den Abstieg in dieser Saison zu verhindern. Dazu kommt, dass es in der Landesliga ein Schiedsrichter-Gespann gibt und damit nicht einer allein die Macht hat, wie in der Bezirks- und der Kreisliga. Wenn einer etwas übersieht, sieht es der andere. Ein Grund ist auch, dass ich ohne Fußball einfach nicht leben kann.

Apropos Leben abseits des Platzes. Wie sieht eigentlich das Leben des Ex-Profis Ali Günes aus?

Am Anfang fiel es mir schwer, wieder im echten Leben anzukommen. Als Profi hat man viele Jahre ein recht einfaches und schönes Leben. Im Moment mache ich die Trainer-A-Lizenz. Es ist mein großer Wunsch, einmal eine Erstliga-Mannschaft zu trainieren, egal ob in Deutschland oder in der Türkei. Ansonsten bin ich Koordinator beim Türkischen Fußball-Verband und für Besiktas Istanbul. Ich kümmere mich um die türkischen Spieler in der Region Süddeutschland, Schweiz und Österreich. Ich empfehle Spieler und bin für sie auch Ansprechpartner, wenn sie einen Rat, oder eben auch mal Hilfe brauchen.

u Die Fragen stellte Kevin Schuon.