Positiver Trend, zumindest im Schwarzwald-Baar-Kreis: Es gibt weniger "hochstrittige Trennungsfälle". Foto: Montage: Ulm

Verein kümmert sich seit zehn Jahren um Trennungseltern. Umdenken in vielen Behörden.

Villingen-Schwenningen - Sie würden gerne ihre Kinder sehen, aber trotz gerichtlicher Vereinbarungen wird der Kontakt boykottiert: Der Väteraufbruch im Kreis kümmert sich seit zehn Jahren um »Umgangsprobleme«. Positiv: Hochstrittige Fälle nehmen ab.

Fast alle Mitglieder, berichtet Kreisvorsitzender Jürgen Griese im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, haben Umgangsprobleme, also Probleme damit, ausreichenden Kontakt zu ihren Kindern zu pflegen. Von ihren Expartnern, Ex-Schwiegertöchtern oder Ex-Schwiegersöhnen werde der Umgang unterbunden. »Die Betroffenen sind dann gezwungen, erneut den Umgang mit ihren Kindern vor Gericht einzuklagen.«

Manche »Trennungsväter« nehmen oft lange Fahrten auf sich, um ihre Kinder zu sehen, berichtet Griese. »So fährt einer unserer Väter regelmäßig nach Passau, ein anderer nach Lahr und ein weiterer nach Spanien.« Nicht selten komme es dabei vor, dass diese dann trotz Umgangsvereinbarung vor geschlossenen Türen stehen und ihre Kinder nicht sehen können.
Dies sei allerdings noch die »harmlosere« Art, den Umgang zu torpedieren: Die Methoden, denen sich manche Elternteile bedienen, reichen bis hin zum unbegündeten Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an dem gemeinsamen Kind.

»Juristisch ist ein solches Vorgehen eigentlich unhaltbar«, so der Kreisvorsitzende. Denn Kinder haben ein Recht auf Umgang mit jedem Elternteil. mit Großeltern und Geschwistern. Dies sei im Bundesgesetzbuch geregelt. Im Laufe der letzten Jahre hat sich doch einiges zum Positiven hin bewegt, blickt Griese zurück. So werden Gerichtstermine zügiger anberaumt. Zudem habe sich das »Forum Kind und Familie« im Schwarzwald-Baar-Kreis (ein unverbindlicher Zusammenschluss von Vertretern von Jugendämtern, Familiengerichten, Familienfachanwälten und Beratungsstellen in der Region) das Ziel gesetzt, zum Wohle der Kinder auf eine »humanere« Gestaltung von Trennung und Scheidung hinzuwirken.

All dies hat für den Väteraufbruch spürbare Auswirkungen: Pro Monat wenden sich durchschnittlich neun Neu-Betroffene hilfesuchend an eines der Mitglieder. Während diese früher überwiegend aus der Region kamen, sind es derzeit eher Anfragen aus den Kreisen Rottweil und Tuttlingen: »Dank des Engagements des Forums sind bei uns hochstrittige Fälle seltener geworden.«

Ein Umdenken hat zwar im Laufe der Jahre auch in den Behörden begonnen. Doch nicht überall, berichtet Griese, werden die Anliegen der Väter ernst genommen. »Schwarze Schafe« finden sich mehrheitlich außerhalb des Schwarzwald-Baar-Kreises. Und es werden auch immer wieder von Betroffenen die gleichen Namen von Jugendamtsmitarbeitern, Richtern und Anwälten genannt. Offensichtlich, so Griese, halten diese Mitarbeiter immer noch an alten Denkstrukturen fest: »Kinder gehören zur Mutter und der Vater soll nur zahlen.«
Ein Aufbrechen »verkrusteter Strukturen« würde für den Väteraufbruch auch die Übernahme des mit Ausnahme vom deutschsprachigen Raum üblichen Wechselmodells bedeuten: Kinder wohnen, wenn möglich, abwechselnd bei beiden Elternteilen.

Aktuell steht das Thema »Gemeinsames Sorgerecht unverheirateter Eltern« in der Diskussion. »Das deutsche Familienrecht ist übrigens das einzige Recht, bei dem Menschen (Väter) die Einhaltung ihrer gesetzlich vorgegebenen Sorgepflicht einklagen müssen«, sagt Jürgen Griese.

Zur Info: Verein Väteraufbruch

Bundesweit hat der Väteraufbruch etwa 3200 Mitglieder, davon entfallen etwa 15,6 Prozent (491 Mitglieder) auf Baden-Württemberg und rund 1,2 Prozent (38 Mitglieder) auf die Kreisgruppe Schwarzwald-Baar-Heuberg, die im Land die viertgrößte Gruppe ist. Der Väteraufbruch für Kinder wurde 1988 in Stuttgart gegründet. Der Kreisverband wurde 2002 gegründet. Überwiegend kommen zwar Väter zu der Gruppe, der Verein betreut aber auch Mütter und Großeltern.