Häusliche Gewalt hat viele Facetten und reicht von verbalen Demütigungen bis hin zu Vergewaltigung. Der Villinger Verein "Frauen helfen Frauen" hilft Betroffenen. Foto: Strobel

Von verbalen Demütigungen bis hin zur Vergewaltigung. Villinger Verein "Frauen helfen Frauen" bietet Schutzhaus für Betroffene.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Körper, die mit blauen Flecken übersät sind, Platzwunden, Brüche: So können die Folgen häuslicher Gewalt aussehen. Der Verein "Frauen helfen Frauen" in Villingen bietet Frauen, die diese Form von Gewalt in den eigenen vier Wänden erfahren, Hilfe an.

Sexuell, psychisch oder körperlich: Die Formen häuslicher Gewalt haben unterschiedliche Formen. Gerade psychische Gewalt in Form von Bloßstellungen, Demütigungen oder Abwertungen werden oft als solche nicht wahrgenommen, meint Sigrid Jaschke, Vorsitzende des Vereins. Oft dächten die Frauen, es liege an ihnen, dass sie so behandelt würden.

Rund um die Uhr erreichbar

Meist sind es jedoch mehrere Formen der Gewalt, die die Frauen erfahren. Meist geht mit der körperlichen die psychische Gewalt einher. Auch Vergewaltigung in der Ehe spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. Nicht selten komme es vor, dass der Mann seine Partnerin zuerst verprügle und danach vergewaltige.

Die Hilfe von "Frauen helfen Frauen" basiert auf drei Säulen: Beratungsstelle, Frauen- und Kinderschutzhaus sowie Nachbetreuung. Anna, deren vollständigen Namen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen, arbeitet als Diplom-Pädagogin in dem Verein und hat täglich mit Frauen zu tun, die Opfer häuslicher Gewalt (geworden) sind. Sie betreut die Frauen und informiert sie, welche Unterstützungen sie erhalten können oder welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt. "Wir haben einen Notruf und sind 24 Stunden erreichbar", sagt Anna.

Es gebe Frauen, die sich bereits nach dem ersten Schlag trennten, aber auch solche, die die Gewalttaten lange über sich ergehen ließen, berichtet Anna aus ihren Erfahrungen. Letzteres seien oft Frauen, die von ihrem Partner wirtschaftlich abhängig seien oder Migrantinnen, die niemanden hätten und kein Deutsch könnten. Allerdings komme häusliche Gewalt in allen Schichten vor. "Akademiker haben aber andere Möglichkeiten und meist ein Netzwerk, in dem sie Hilfe erfahren", sagt Sigrid Jaschke.

Im Frauen- und Kinderschutzhaus im Schwarzwald-Baar-Kreis werden Frauen mit ihren Kinder aufgenommen, die der häuslichen Gewalt entfliehen wollen. Derzeit seien dort vier Frauen und zehn Kinder untergebracht, berichtet Anna. "Die Frauen kommen nicht aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis", informiert sie. Der Grund liegt auf der Hand: Die Sicherheit. Daher wird auch der Ort des Hauses geheim gehalten. "Wenn ein Mann erfährt, wo seine Frau ist, wird sie in ein anderes Haus vermittelt", sagt Anna.

Viele kehren zu ihren Männern zurück

Wichtig sei, dass die Kinder zu Schule oder in den Kindergarten gingen. Das geschehe meist schnell, da "Frauen helfen Frauen" ein großes Netzwerk zu anderen Vereinen und Institutionen habe, erläutert Anna. Die kleinen Hausbewohner werden zudem psychologisch und sozialpädagogisch betreut.

Im vergangenen Jahr blieben die Frauen durchschnittlich 72 Tage im Frauen- und Kinderschutzhaus. Danach ziehen viele in eine eigene Wohnung, beginnen ein eigenständiges Leben. In der Anfangszeit bekommen sie vom Verein nach wie vor Beratung, "dann kapseln sie sich langsam ab", so die Erfahrungen von Anna.

Andere hingegen kehren auch wieder zu ihrem Mann zurück. Tatsächlich gehe es meist auch die ersten Monate gut, doch nach etwa einem halben Jahr fange das Martyrium für viele Frauen wieder an, erzählt Anna.

Damit die schlimmen Geschehnisse der betreuten Frauen keine psychische Belastung für die Betreuerinnen werden, führen sie regelmäßig Gespräche mit den Kolleginnen und haben Supervisionen, psychologische Beratungen, in denen sie über ihre Arbeit und die daraus resultierenden Belastungssituationen sprechen.

Die Betreuung der Mitarbeiterinnen sei dem Vorstand sehr wichtig, betont Sigrid Jaschke. "Sie haben ein bewundernswertes Engagement."

Weitere Informationen:

www.frauen-gegen-gewalt.de

www.polizei-beratung.de