Sirenen auf den Dächern - funktionieren sie überhaupt? (Symbolfoto) Foto: © bluedesign – stock.adobe.com

Am 10. September ist Warntag. Sirenen nur bedingt betriebsbereit.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Erstmals seit 30 Jahren gibt es wieder einen Warntag. Sirenen, Apps und Co. warnen dann für den Ernstfall. Ein Chemieunfall oder Hackerangriff – ist der Kreis für den äußersten Notfall präpariert?

Sind wir für den Ernstfall wirklich vorbereitet?

Am 10. September ist Warntag. Nur einen Tag später, am 11. September, erinnert sich die Bevölkerung an ein historisches Schrecken-Szenario: "Nine-Eleven" ging als Tag in die Geschichte ein.

Tatsächlich ist der bundesweite Warntag genau für solche Fälle vorgesehen: Brände, Bombenfunde – aber auch Großszenarien wie nukleare Katastrophen. Um 11 Uhr wird die Bevölkerung in Alarmbereitschaft versetzt. Denn: "Nur wer eine Warnmeldung wahrnimmt und einordnen kann, kann sich in Gefahrensituationen richtig verhalten", sagt etwa das Innenministerium.

Ausgelöst werden alle an das modulare Warnsystem (MoWaS) angeschlossene Warnmittel, das heißt beispielsweise Radio, Fernsehen oder auch die Warn-App Nina. Doch wer hat schon das Radio oder Fernsehen auf der Arbeit regelmäßig laufen? Wer hat die Nina-App installiert? Sind wir für den Ernstfall wirklich vorbereitet?

Sirenen sind wichtiges Warnsignal

Ein wichtiges Signal im Warn-Mix sind die Sirenen, nämlich durch ihren "Weckeffekt". Darauf weist auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hin. Wenn andere Kommunikationsmittel ungehört bleiben, melden sie sich in voller Lautstärke. Im Kreis - oder zumindest in vielen Kommunen - könnte es am 10. September jedoch ruhig bleiben.

In den städtischen Zentren der Doppelstadt Villingen-Schwenningen etwa gibt es keine betriebsbereiten Sirenen, die zur Verfügung stehen. "Unsere Abfrage bei den Sirenen hat ergeben, dass lediglich zwei Anlagen in den Ortsteilen Marbach und Pfaffenweiler zur Verfügung stehen", so Michael Reimer vom Amt für Feuerwehr, Brand und Zivilschutz. Im eigentlichen Stadtgebiet der Doppelstadt könnte es am 10. September also ruhig bleiben. Hintergrund ist der, dass die Stadt im Zuge der Umstellung auf Funkmeldeempfänger bei der Feuerwehr die Wartungsverträge für die alte Sirenenanlagen bereits vor Jahren hat auslaufen lassen.

Für den Ernstfall gerüstet?

Damit ist Villingen-Schwenningen kein Einzelfall. "Soeben habe ich mit dem Hauptamtsleiter der Gemeinde telefoniert", sagt Jürgen Seemann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Niedereschach. "Dieses Jahr wird es keinen Sirenenalarm geben." Die Anlagen müssten überholt und gewartet werden. Eine Teilnahme ist erst für den Warntag 2021 geplant.

Eine Vorreiter- und Vorbildfunktion hat hier die Gemeinde Bad Dürrheim. Mit neun einsatzbereiten Sirenen ist die Kommune bestens ausgestattet. Diese werden regelmäßig getestet. Die Bevölkerung kennt die Sirenensignale bereits. Jeweils an Samstagen finden Übungen dazu statt.

Sind wir für den Ernstfall gerüstet? Auf diese Frage gibt das Landratsamt ein klares "Ja". Auf Kreis- und auf Stadtebene werde regelmäßig in die Gefahrenabwehr investiert. Ferner würden zur Bekämpfung von Katastrophen vorbeugende Maßnahmen getroffen, Übungen beispielsweise durchgeführt und Alarm- und Einsatzpläne erstellt.

Ob es angesichts fehlender Sirenen am Warntag allerdings ruhig bleiben wird, beantwortet Pressesprecherin Heike Frank mit: "Schauen wir mal". Fahrzeuge mit Lautsprecheranlagen seien für den 10. September jedenfalls nicht vorgesehen, so das Landratsamt. Gehört ein gewisser Überraschungseffekt zur Probe für den Ernstfall also doch dazu?