Verein zur Hagelabwehr auf 2410 Mitglieder angewachsen. 2012 bereits neun Einsatzflüge.
Schwarzwald-Baar-Kreis - "Die Piloten haben gute Arbeit geleistet". Spontanen Applaus spendeten die Mitglieder bei der Hauptversammlung des Vereins zur Hagelabwehr in den Kreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen bei den lobenden Worten des Vorsitzenden Heinz Messner.
Er erinnerte an den 30. Juni, als Pilot Rainer Schopf und seine Mitarbeiter fünf Gewitterzellen bekämpften und deshalb "größere Schäden ausgeblieben sind". Messner machte deutlich, dass das Ausbringen von Silberiodid direkt unter den Wolken Hagel nicht komplett verhindern, die Schäden aber um 50 Prozent und mehr verringern könne.
Die Flüge in die Gewitter seien nicht ungefährlich, Seitenwinde von 48 Knoten, das entspricht 88 Stundenkilometern, seien keine Seltenheit. Messner wusste Erfreuliches zu berichten. Der Verein ist auf 2410 Mitglieder angewachsen und mit der Basler Versicherung habe man nach der Gothaer und der Württembergischen Gemeindeversicherung einen weiteren Schadensregulierer gewinnen können, der zur Versammlung auch gleich einen Scheck über 2000 Euro mitbrachte. Nicht erfreut sei er hingegen über das Dauerargument "wissenschaftlich nicht bewiesen", das als "faule Ausrede" benutzt werde, um dem Verein nicht beizutreten, maulte der Vorsitzende. Hunderte Hagelflieger weltweit würden allein von Versicherungen finanziert, in den meisten deutschen Regionen von den Städten und Landkreisen. "Der Hagelschutz ist doch eine gemeinschaftliche Aufgabe", rief Messner der kommunalen Politik zu – gerade in einem Gebiet, das in der Rangliste der Gefährdung durch Hagelunwetter weltweit an sechster Stelle stehe. In diesem Jahr hat Rainer Schopf bereits 27 Bereitschaftstage mit neun Einsatzflügen absolviert. Von Ende April bis Mitte September stehe er in Stuttgart Gewehr bei Fuß und erfahre jeden Morgen von der Wetterwarte Karlsruhe, ob Gewitter wahrscheinlich sind. Sei dies der Fall, fahre er mit dem Zug nach Rottweil, wo ein Fahrzeug für die Fahrt zum Hagelflieger am Flughafen Donaueschingen immer bereitstehe, berichtete Schopf über seine Arbeitsweise.
"Das ist kein Hokuspokus, sondern eine sinnvolle Maßnahme", urteilte Georg Enssle vom Landratsamt des Rems-Murr-Kreises, der seit 2007 zwei Hagelflieger unterhält. Die anfallenden Kosten werden hauptsächlich von den Städten und Gemeinden und von den dortigen Winzergenossenschaften bezahlt. Und immer häufiger auch von Versicherungen, deren Botschaft sei, dass die Hagelereignisse in den überflogenen Gebieten abgenommen, während sie landesweit zugenommen haben, wusste Enssle.
Kassier Karl-Heinz Heinzelmann konnte für den hiesigen Hagelflieger eine gesicherte Finanzierung im laufenden Jahr für vier Monate melden. 20 000 Euro braucht der Verein pro Monat. Das größte Ziel sei nach wie vor, so Messner, die beiden Landkreise dafür ins Boot zu holen. Nach dem Vorbild des "Rosenheimer Modells", in dem drei Landkreise und ein Förderverein mit 8000 Mitgliedern zusammenarbeiten, strebt der Messner zudem eine Mitgliederzahl von 5000 an. "Nach den jüngsten Unwettern gehen die Anmeldungen wieder nach oben", stellt der Vorstand fest und sieht die Zukunft auch durch die zugesagte Hilfe des Landtagsabgeordneten Karl Rombach positiv.