Erwin Teufel bricht in seiner unnachahmlich besonnenen Art im Münsterzentrum eine Lanze für Europa. Foto: Heinig

Ehemaliger Ministerpräsident zeigt im Münsterzentrum Lösungen für die Eurokrise auf und unterstützt Kandidatur von Norbert Schnee.    

Schwarzwald-Baar-Kreis - Eine Lanze für Europa brach am Montagabend im Münsterzentrum der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel. Als Gast des CDA-Kreis- und des CDU-Stadtverbandes unterstützte Teufel damit die Kandidatur von Norbert Schnee aus Denkingen für die Europawahl am 25. Mai. Acht Wahlen hat Erwin Teufel miterlebt, und er gab zu, dass er immer "lieber Abgeordneter war als Mitglied der Regierung". Seinen größten Verdienst habe Europa bisher als Friedensunion erreicht, begann Teufel zum Thema "Europa – Unsere Herkunft. Unsere Zukunft". Seit dem als "ewiger" bezeichneten Westfälischen Frieden am Ende des 30-jährigen Krieges habe es in Europa 48 Kriege gegeben, die sich im 20. Jahrhundert zu Weltkriegen steigerten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dann die Erkenntnis: Wir brauchen eine Friedenspolitik, und Deutschland und Frankreich müssen damit beginnen. Seither gäbe es Befürworter und Gegner von Europa. "Letztere angeblich in wachsender Zahl", konstatierte Teufel. Verantwortlich machte er dafür vor allem die Eurokrise. Die wiederum sei durch das Nichteinhalten der vereinbarten Stabilisierungskriterien – als erstes ausgerechnet von den Deutschen und den Franzosen – entstanden. Diese wieder streng einzuhalten, Banken höheres Eigenkapital vorzuschreiben und eine Kapitalverkehrssteuer einzuführen, sah Teufel als Ausweg aus der Krise.

Mit einem stabilen Euro wachse das Vertrauen der Bürger in die Europäische Union (EU) wieder, zeigte er sich überzeugt. Und Teufel hatte noch mehr Verbesserungsvorschläge. Das europäische Parlament soll sich nur mit den Problemen beschäftigen, deren Lösung über die Kraft der einzelnen Nationalstaaten hinausgehe.

Dieses als "Subsidiaritätsprinzip" benannte Vorgehen überlässt es auch den Kommunen, den Kreisen und den Ländern, ihre eigenen Angelegenheiten zu klären, so sie es denn vermögen. "Das ist das Gegenteil von Zentralismus", untermauerte Teufel seine These, die er auch in seinem demnächst erscheinenden Buch beschreibt.

Ins Gericht ging Teufel auch mit den Kommissaren aller 28 Staaten der EU in Brüssel. Sie auf die Hälfte zu reduzieren, verhindere, dass sie sich nur als Interessensvertreter ihrer jeweiligen Nationen missverstehen. Dafür seien die Botschafter da. "Kommissare sind vielmehr für die Interessen Europas zuständig", sagte Teufel und verspricht sich dadurch eine Europapolitik, die die Bürger auch begreifen und verfolgen könnten.