Volker Goerz am Klosterweiher in St. Georgen, seiner Heimatstadt. Foto: Schück

Volker Goerz kanididiert für die Grünen. Für Preisanalysen inkognito in Baden-Württemberg unterwegs.

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Ich liebe eine glatte See, die Wellen sollten nicht so stürmisch sein", sagt Volker Goerz und lässt den Blick auf den Klosterweiher schweifen. Außer einem Mandat im Bundestag ist ein Ziel des grünen Kandidaten das Kapitänspatent.

Der Einzelhandelskaufmann darf nach einer entsprechenden Prüfung, die er bestanden hat, schon elf Meter lange Schiffe steuern. Und sogar Fähren, aber nur solche, auf denen sich keine Passagiere befinden. Hätte er das Kapitänspatent, so dürften Fahrgäste mit an Bord. Nautik ist ein gemeinsames Hobby des 50-Jährigen und seiner Ehefrau. "Ich habe das Bodenseeschiffahrtspatent", erzählt Volker Goerz begeistert.

In St. Georgen ist er geboren, im ehemaligen Krankenhaus, und in der Bergstadt aufgewachsen. "Ich war oft am Klosterweiher", erzählt er. In Villingen ist er dann zur Schule gegangen.

Die Eltern führten einen Maler- und Gipserbetrieb in Bad Dürrheim. Volker Goerz absolvierte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann Fachrichtung Baustoffe und erwarb eine zusätzliche Qualifikation zum Handelsfachwirt. Er entschloss sich nach der Hochzeit, das Elternhaus seiner Frau in Schramberg zu übernehmen.

Vom Schwarzwald-Baar-Kreis in den Kreis Rottweil, muss man sich dann umgewöhnen? "Es ist nicht leicht", antwortet Goerz ernst, "aber man lebt überall in Baden-Württemberg gut". Er war im Schwarzwald aufgewachsen. "Ich mag den Wald, Hügel und Täler. Auch die Baar habe er zu schätzen gelernt." Schramberg als Fünftälerstadt habe ihn an den Schwarzwald erinnert. Dort engagiert sich der Vater von zwei Kindern ehrenamtlich als einer von 35 Fahrern beim Bürgerbus. Das ist ein Zubringerdienst für den ÖPNV, so ähnlich wie in Furtwangen. "Gehbehinderte und allein lebende Senioren haben so die Möglichkeit, ins Tal hinunter zu kommen", sagt er. Der Bürgerbus fährt im Stundentakt und werde, so versichert der Bundestagskandidat, "relativ gut" angenommen. Das Amt als Busfahrer sei "erfrischend". Ein weiteres Ehrenamt ist seine Mitwirkung bei "Mini-Schramberg". Eine Woche lang gibt es in der Stadt eine Stadt für Kinder, die dann dort eine eigene Polizei, Feuerwehr und sogar eine eigene Bank haben. Sogar eine eigene Währung gibt es: Gezahlt wird mit "Schrammeln". "Dafür nehme ich eine Woche Extra-Urlaub", erzählt Volker Goerz. Momentan ist er in der Geschäftsleitung von Baumärkten und erstellt als Angestellter in deren Auftrag Preisanalysen. Er reist durch Baden-Württemberg, besucht Baumärkte inkognito "Das macht viel Spaß", sagt der Fachmann. Er kennt alle 120 000 Artikel im Sortiment seiner Arbeitgeber und muss herausfinden, wie die Wettbewerber aufgestellt sind. Dabei geht es zum einen um den Preis, zum anderen um die Qualität. Diese Art "verdeckte Ermittlung" macht dem "grünen Schwarzwälder" Freude.

In die Politik ist er erst 2012 eingestiegen, als er Mitglied der Grünen wurde. "Die Zeit war da, sich in diesem Bereich zu engagieren", blickt Volker Goerz zurück. Die beiden Kinder, ein Sohn und eine Tochter, waren erwachsen. Bei den Grünen stieg Goerz, Gründungsmitglied der Grünen Ortsgruppe Schramberg-Lauterbachschnell auf, ist seit 2014 Mitglied des Grünen Kreisvorstandes Rottweil und arbeitet bei der grün-alternativen Partei Buntspechte in Schramberg mit. 2016 war er Zweitkandidat von Bündnis 90/Die Grünen in Rottweil zur Landtagswahl. Weil es in Rotttweil schon einen Bundestagskandidaten der Grünen gab, stellte sich Volker Goerz im Schwarzwald-Baar-Kreis zur Verfügung. Eine andere Partei kommt nicht für ihn in Frage. "Einhelliges Ziel ist es eine Natur, die lebenswert ist, zu erhalten", sagt Volker Goerz ernst und betont: "Wir haben nur den Planeten, auf dem wir leben." Sein Kernfelder sind neben der Atom- und Energiepolitik der öffentliche Nahverkehr sowie die Verkehrspolitik. Volker Goerz kennt sich aus mit Themen wie energetische Sanierung und energieeffizientes Bauen.

Er schätzt regionale Erzeugnisse und Bauernläden. "Probieren Sie mal ein Ei aus Biohaltung und dann ein Ei vom Supermarkt. Der Geschmack ist ein Unterschied wie Tag und Nacht", so der grüne Politiker. Der Wind habe sich verändert. "Bio setzt sich immer mehr durch. Vor 20 Jahren wäre eine Bioecke bei Aldi oder Lidl doch undenkbar gewesen", meint Goerz. Er und seine Frau schätzen aber auch italienische Nudeln und Kultur.

Ein weiteres Hobby des Ehepaares ist nämlich das Reisen, und zwar in die Toskana und in die Nähe von Venedig. "Wir lieben Italien", erklärt der "grüne Schwarzwälder". Mit seinen Kindern unternahm das Ehepaar auch Reisen auf einem gemieteten Schiff. "Das werden die Kinder bestimmt nie vergessen", ist Volker Goerz überzeugt. Und erzählt von einem eher ungemütlichen Ausflug nach Holland, wo die Familie auf schwere See geriet und nach einer Notlandung zwei Tage festsaß. "Seitdem wollten die Kinder nicht mehr aufs Boot". Aber auch die eher ruhigen Kanäle in Holland fuhr er schon mit dem Schiff entlang ."Es ist ein Gefühl der Freiheit, anders als mit dem Auto", schildert Goerz. "Es ist ruhig, man kann die Natur genießen". Natürlich ist eine solche Urlaubsreise nicht billig. "Andere Leute geben das Geld für Mallorca aus. Man hat nur ein Leben und kann nichts mit ins Grab nehmen", ist er überzeugt und zitiert seine Großmutter: "Das letzte Hemd hat keine Taschen".

Volker Goerz schätzt auch Urlaub in den Center Parcs. So etwas würde auch in den Schwarzwald passen, ist er überzeugt. "Das wäre toll für die Region und den Tourismus. Die Leute lassen dort auch Geld liegen."

In St. Georgen, Villingen und Bad Dürrheim leben Familienangehörige und Freunde Was sagen sie zur Kandidatur? "Jetzt sind sie alle begeisert", antwortet Volker Goerz. Ihm selbst macht der Wahlkampf erklärtermaßen viel Spaß. "Es ist toll, mit den Bürgern in den Dialog zu kommen. Es gibt mir viel zurück", sagt er und sieht das Ziel langfristig. "Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn sich das Wunder vom Schwarzwald wiederholt", sagt er in Anspielung auf Martina Braun, die das Direktmandat für den Landtag gewonnen hat. Volker Goerz steht auf Platz 32 der Landesliste seiner Partei. "Am meisten freue ich mich natürlich auf ein gutes Ergebnis am 24. September", sagt er.