Der lärmende Freizeit-Spaß schmeckt nicht jedem. Foto: © .shock – stock.adobe.com

Eventunernehmen will Offroad-Touren durch Wald anbieten. Naturschutz wenig begeistert von lärmenden Bikes.  

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Sand, Schotter, Schweiß: Der Schwarzwald ruft! Ganz egal, was für eine Enduro Du fährst, vollkommen egal ob Dein Motorrad schlank, flink, bissig, fett oder furchteinflößend ist – Hauptsache Stollen! Komm zu uns in den Schwarzwald".

So wirbt ein Eventunternehmen für eine Abenteuertour mit dem Motorrad, die in diesem Juni auch durch den Schwarzwald-Baar-Kreis führen soll. Das Unternehmen, so Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Anfrage, habe um eine zweitägige Genehmigung im Rahmen der "Touratech Activ Adventure" gebeten.

"Wir haben der Veranstaltung grundsätzlich zugestimmt", erklärte Frank. Der Schwarzwald-Baar-Kreis sei eine der Stationen der Tour. Betroffen sein soll, wie zu erfahren war, ein Privatgrundstück in Furtwangen. "Wir wollen die Natur erleben mit waldtauglichen Motorrädern", schildert Alexander Schönborn, Marketingleiter der Niedereschacher Firma Touratech, die beim Travel-Event mit im Boot ist. Es werde mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 Kilometern pro Stunde gefahren, schränkt er ein. Und zwar, wie Robert Strumberger, Bürgermeister von Vöhrenbach, aus Erfahrung weiß, auf Waldwegen, auf denen sonst 16- oder 30-Tonner als Holzfahrzeuge fahren.

Behörden legen Steine in den Weg

Motorradfahrer aus der ganzen Republik kamen 2016 in den Vöhrenbacher Stadtwald. Dort gestattete das Landratsamt in diesem Jahr geführte Offroad-Touren für schwere BMW-Enduro-Maschinen an sechs Terminen in den Monaten Mai bis Oktober. Voraussetzung war, dass die Strecken sämtlich außerhalb von Natura-2000-Gebieten liegen. Sechs bis acht Biker waren es, erinnert sich Strumberger. Voraussetzung war nämlich auch, dass die Gruppen nicht zu groß werden.

Laut Beobachtung des Bürgermeisters gefiel es den Bikern in Vöhrenbach. Dennoch ist er enttäuscht. Denn einer Fortsetzung im Jahr 2017 wurden behördliche Hürden in den Weg gelegt. Dabei seien solche Offroad-Touren durchaus als mögliches Angebot im Tourismus-Konzept des Landkreises enthalten. Das Konzept erarbeiteten die Kreisräte gemeinsam mit der Kreisverwaltung. "Ich war für das Projekt, obwohl ich weder Offroad noch Motorrad fahre", schildert Strumberger. Und er fügt hinzu: "Wir brauchen Leuchtturmprojekte im Schwarzwald-Baar-Kreis." "Enduro-Wandern", so das Stichwort, bei dem der Vöhrenbacher Chancen witterte, den Tourismus im Bregtal zu beleben.

Doch auch ein Beobachter vom Naturschutzbund bemerkte das Geschehen im Vöhrenbacher Stadtwald und meldete es an Regierungspräsidium und schließlich das zuständige Ministerium. Das Ergebnis war, dass eine Genehmigung der Offroad-Touren im Stadtwald von Vöhrenbach in Zukunft nur möglich ist, wenn vorher eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wird. "Da hätten wir natürlich Geld in die Hand nehmen müssen", stellt Strumberger fest. Ein Gutachten zur Offroad-Konzeption wäre notwendig geworden. "Das hätten wir vorfinanzieren müssen."

So kamen die Offroad-Touren in Vöhrenbach 2017 nicht zustande und auch 2018 wurden die neu beantragten Motorrad-Offroad-Touren im Rahmen des Touratech-Travel-Events vom Landratsamt abgelehnt.

Es sei im Grunde genommen eine ähnliche Problematik wie bei Mountain-Bike-Strecken im Wald, meint Strumberger. Bevor jeder seine eigenen Weg fahre, sollten Strecken für alle ausgewiesen werden. "Wenn ich im Wald jogge, bin ich schon oft einem Rollerfahrer begegnet, dessen Fahrzeug kein Nummernschild hatte".

Bürgermeister bedauert Scheitern von Projekt

Auch beim Schneeschuhwandern oder durch Loipen müsse man auf gespurte, beziehungsweise dafür ausgewiesene Strecken ausweichen. "Ich finde es schade, dass das Projekt nicht zum Laufen kommt", sagt Strumberger. Beim Urlaub im Ausland habe er durchaus gesehen, dass solche Touren in anderen Ländern angeboten werden. Auch auf der Schwäbischen Alb gebe es schon geführte Motorradtouren und bei Freudenstadt etwas Ähnliches mit Raupenfahrzeugen. Schließlich sei die Offroad-Konzeption sogar im Tourismuskonzept des Kreises enthalten. "Wer Tourismus will, muss neue Ideen ausprobieren können. Aber vielleicht sind wir nicht fortschrittlich genug gewesen für das Land."

In dem Werk zum Tourismus im Kreis sei auch die sogenannte "Hüttenkonzeption" nennt Strumberger ein weiteres Beispiel. So genannte "Bubble tents", aufblasbare Zelte, seien zunächst enthusiastisch begrüßt worden, hätten sich aber ebenfalls als problematisch im Hinblick auf den Naturschutz erwiesen.

Naturschutz- und Forstbelange standen, so bestätigt Heike Frank, 2018 den neu beantragten geführten Motorrad-Offroad-Touren im Rahmen des "Touratech Travel Events" entgegen. Diese hätten im Falle einer Fortführung stärker gewichtet werden müssen, wobei eine Natura-2000-Verträglichkeitsprüfung erforderlich gewesen wäre. "Ganz konkret standen dem Vorhaben die Belange des Naturparks ›Südschwarzwald‹, eine mögliche Beeinträchtigung des Vogelschutzgebiets ›Mittlerer Schwarzwald‹ (Natura 2000-Gebiet) sowie die Beeinträchtigung der Funktionen des Walds entgegen".

Mountainbike-Strecken sind in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde und der Forstbehörde übrigens schon in Bräunlingen, Schonach und Königsfeld genemigt worden. Eine Single-Trail-Stecke in Bad Dürrheim sei in der Vorbereitung, teilte Frank mit.