"Doppelt hält besser" ist das Motto Akteure aus Deutschland und dem Kanton Schaffhausen besiegeln die Freundschaft. Vorne links Bürgermeister Bernhard Kaiser, die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun, verdeckt Jochen Cabanis, Alexander Knobel, Sven Hinterseh, Minister Thomas Strobl, Regierungspräsident Christian Amsler, Regierungsrat Martin Kessler und Jürgen Roth. Foto: Schück

Digitaler Brückenschlag. Glasfasernetz des Zweckverbandes Breitbandversorgung künftig auch über Zürich angeschlossen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Als einziger Landkreis in Baden-Württemberg ist der Schwarzwald-Baar-Kreis künftig gegen Internetausfälle doppelt geschützt. An den deutschen Knotenpunkt Frankfurt ist das Glasfasernetz des Zweckverbandes Breitbandversorgung künftig auch über Zürich angeschlossen.

"Die digitale Welt macht nicht an den Grenzen halt", erklärte Thomas Strobl, Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration, angesichts der offiziellen Inbetriebnahme des ersten digitalen Brückenschlags zwischen Deutschland und der Schweiz.

Das Glasfaser-Netz des Zweckverbandes Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar wird als erstes kommunales Netz sowohl eine Verbindung zum Internet-Hauptknotenpunkt Frankfurt als auch nach Zürich erhalten. Durch die Anbindung an die Schweiz ist das kommunale Glasfasernetz noch besser geschützt. Diesen Service gegen Internetausfälle könne momentan kein anderer Landkreis bieten, hob Landrat Sven Hinterseh hervor. Über Basel und Zürich ist die Verbindung jetzt auch nach Frankfurt möglich. Aber wenn es in Zürich oder Frankfurt einen Netzausfall geben sollte, ist eine Alternative vorhanden.

Noch auf dem Gelände des Kantons Schaffhausen, einen Schritt entfernt von deutschem Gebiet, war das Rednerpult für Politprominenz aus Deutschland und der Schweiz aufgebaut. Dies nur ein paar Zentimeter entfernt von einem demonstrativ geöffneten tiefen Graben, in welchem das Backbone des Schwarzwald-Baar-Kreises in Verbindung mit Schweizer Kabeln zu sehen war.

Andere Kreise erwägen ebenfalls Anschluss

"Der Kasten ist aus Plastik", erklärte Zweckverbands-Geschäftsführer Jochen Cabanis die Konstruktion. Auf Schweizer Seite wurden einige Anstrengungen für den Anschluss bewältigt, zum Beispiel eine Panzersperre mit einer Spezialfirma durchbrochen, wie ein Vertreter des Schweizer Netzbetreibers "sasag Kabelkommunikation" erklärte. Staunend bewunderten Landrat Sven Hinterseh, Jürgen Roth, sein Stellvertreter im Zweckverband Breitband und andere Politiker die geöffnete Grube, erfuhren, dass sich 96 Fasern im roten Kabel befinden und das Schweizer Kabel in Rot und Orange gehalten ist. "Wo ist die Grenze?", wollte Hinterseh wissen. Diese befindet sich, so war zu erfahren, direkt dort, wo der Schacht ist. Vier Millisekunden dauert es laut Alexander Knobel von der Betreiberfirma Stiegeler bis zum Knotenpunkt Frankfurt. Die zusätzliche Anbindung an Zürich kostet Geld, das in Form einer jährlichen Miete bezahlt wird, wie viel, wurde allerdings nicht gesagt. Andere Landkreise wie Konstanz und der Kreis Waldshut erwägen ebenfalls einen Anschluss an den Knotenpunkt .

"Schön ist es bei Ihnen", lobte Innenminister Thomas Strobl angesichts des "schönen, sonnigen Anlasses". Er freue sich, dass das grenzüberschreitende Projekt gelungen sei. Digitalisierung sei ihm ein Anliegen. Er stehe zu der Aussage, dass alle Schwarzwaldhöfe ans schnelle Netz angeschlossen werden müssten, auch wenn ihm das Fortschreiten der Digitalisierung manchmal "gespenstisch" vorkomme. Schnelles Internet werde überall gebraucht, weil es zwingende Voraussetzung für 5G sei. "Wo gar nix war, können jetzt Filme geguckt und E-Mails empfangen werden", brachte er es auf den Punkt.

23 Millionen Euro schon bereitgestellt

Der Innenminister hatte ein Lob für das Unabhängigkeitsdenken der Schweizer. Christian Amsler, Regierungspräsident des Kantons Schaffhausen, hob hervor, dass er und Strobl mit ihren Ehefrauen bereits in Neoprenanzügen den Rhein durchschwommen hätten. "Das blaue Band Rhein verbindet. Die Grenze ist nur auf der Landkarte und weniger in den Köpfen vorhanden", sagte er und lobte das "unkomplizierte und freundschaftliche" Verhältnis. Digitalisierung sei "mehr als ein Modewort" und ein Schwerpunkt seines Präsidialamtes.

Regierungsrat Martin Kessler vom Schaffhauser Baudepartment dankte dem Schweizer Bundesamt für Straßen. Er mahnte allerdings die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke und den Ausbau der Gäubahn gemäß dem Vertrag von Lugano an. Landrat Sven Hinterseh bedankte sich beim Innenminister für die großartige Unterstützung des Landes beim Ausbau des schnellen Internets und dafür, dass er zum Anlass in der Schweiz eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt habe. 23 Millionen Euro habe das Land schon bereitgestellt. "350 Kilometer Backbone liegen wie eine Spinne über dem Kreis." Ziel sei Glasfaser-Anschluss für jedes Gebäude.