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Statt wie üblich 120 bis 140, kommen aktuell täglich nur zwischen 80 und 100 Patienten.

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Wir haben jetzt wieder eine Trendumkehr, das gilt es zu beobachten", sagt der Leiter des regionalen Gesundheitsamtes Jochen Früh. Auf einen konstanten Anstieg der Corona-Infektionen im Kreis war in der Woche vor Ostern ein Abflachen der Kurve beobachtet worden, jetzt steigen die Zahlen wieder.

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Panik herrscht im Landratsamt noch lange nicht. Im Gegenteil: Mit großer Zufriedenheit registriert man, dass die getroffenen Maßnahmen Früchte tragen - hinsichtlich der nun beschlossenen Lockerungen aber will man weiterhin wachsam sein und mit Augenmaß agieren.

405 bestätigte Corona-Fälle hat es bis Donnerstag gegeben, darunter mittlerweile elf Tote, die laut Jochen Früh alle schwer chronisch krank und im Durchschnitt 80 Jahre alt gewesen seien. 193 Infizierte sind wieder gesund, demnach liegt die Zahl aktiver Erkrankungen bei 201.

42 Patienten in der Fieberambulanz

Am Mittwoch wurden 42 Patienten in der Fieberambulanz in Schwenningen behandelt, von allen sei ein Abstrich genommen worden. Die Kriterien für solche Abstriche würden hier schon seit Tagen lockerer ausgelegt, was dazu geführt habe, dass tatsächlich bei allen, die kamen ein Abstrich genommen worden sei, so Früh. Eine strenge Trennung nach den Kriterien finde hier nicht mehr statt.

Stabil ist die Zahl jener, die stationär im Klinikum liegen mit 49. Zwölf davon werden beatmet – von den elf Todesfällen am Klinikum entfallen sieben auf den Schwarzwald-Baar-Kreis, zwei auf den Kreis Rottweil, einer auf den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und einer auf den Zollernalbkreis.

Eine kuriose Situation erleben derzeit die Mitarbeiter in der Notaufnahme des Schwarzwald-Baar-Klinikums: "Die Bevölkerung hat Angst zu kommen wegen der Coronapatienten", macht Bernhard Kumle, Arzt der Notaufnahme, im Pressegespräch deutlich. Die Krux sei, dass sich die Menschen derzeit so stark zurückhalten, dass sich manche mit ihren Beschwerden eine Woche lang nicht ins Klinikum trauen. Statt wie üblich 120 bis 140, kommen aktuell täglich nur zwischen 80 und 100 Patienten. Die Folge: In der Notaufnahme in Villingen-Schwenningen habe man es plötzlich mit wesentlich aufwendigeren Patienten zu tun.

Angst unbegründet

Diese Angst aber sei unbegründet, stellt Kumle klar. Die Patienten in der Notaufnahme würden strikt getrennt nach corona-verdächtigen Patienten, etwa weil sie Fieber haben, Husten oder Luftnot, und andere Symptome. Diese Klientel werde sofort strikt voneinander getrennt. Um das möglich zu machen, wurde auch räumlich umstrukturiert – die Notaufnahme sei deutlich erweitert worden in Richtung Kinderklinik, die Notfallpraxis etwa sei nun im hinteren Bereich der Kinderklinik zu finden. "So wird versucht, das zu kontrollieren und das scheint zu funktionieren."

Gut vorgesorgt ist aktuell offenbar auch hinsichtlich der Kapazität für Coronapatienten der Standort Donaueschingen. Bis zu 110 könnten aufgenommen werden, etwa 50 der Betten sind aktuell belegt, "das sind zwei Stationen plus die Patienten auf der Intensivstation".

Und wie geht man mit den Todesfällen um? Wie mit anderen Verstorbenen nach infektiösen Krankheiten auch, sagt Kumle – "Corona ist nicht Ebola", betont er, es bestehe nicht die Gefahr, dass einzelne Viren gleich ein Schreckensszenario ausbildeten.

Wie die Lage der Städte und Gemeinden ist, wurde aus der Stellungnahme von Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen, deutlich.

Mensen, ÖPNV, städtische Dienststellen - es gibt viel zu klären

Für Freitagabend rechnet man dort mit der Verordnung des Landes – und erst danach könnten die tatsächlichen Auflagen für Villingen-Schwenningen gefasst werden. "Wir müssen die Verordnung abwarten, ehe wir konkreter werden können", bat Brunner um Verständnis dafür, dass die Verwaltung noch keine konkreten Angaben machen könne. Mit Hochdruck soll dann auch bis zum 4. Mai an der Infrastruktur von Schulen und dem ÖPNV gearbeitet werden – welche Infrastruktur ist bereitzustellen, muss Schutzkleidung getragen werden, wie kann es gelingen die Klassenstärken entsprechend der Verordnung zu regulieren, welche Abstände sind wie zu wahren, Mensen und Betreuung müssten in Teilen wieder hochgefahren werden – und wie sieht es eigentlich mit den städtischen Dienststellen aus, was kann geöffnet werden, was bleibt dicht... "Da wird noch viel zu organisieren sein", ist Oxana Brunner sicher.