Foto: Halfpoint – stock.adobe.com

Es ist wie so oft: Ganz Deutschland wartet auf die ins Auge gefassten ­Lockerungen im Zuge der Corona-Pandemie. Doch der Schwarzwald-Baar-Kreis und seine Kommunen hängen in der Luft.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Schwarzwald-Baar-Kreis - Landrat Sven Hinterseh formuliert es gewohnt diplomatisch: "Die Vorgaben hierzu werden durch eine Rechtsverordnung des Landes gegeben, diese Regelungen müssen wir abwarten. Noch ist dazu nichts Konkretes bekannt."

Und auch der Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen, Jürgen Roth, lässt in seiner Antwort kaum einen Schluss darauf zu, wie zermürbend diese andauernden Hängepartien auf lokaler und regionaler Ebene nach auf Bundesebene gefassten Beschlüssen ist: "Die Landesverordnung muss abgewartet werden", sagt er auf Anfrage des Schwarzwälder Boten schlicht. Doch wer den Erlass von Verordnungen seit Beginn der Pandemie beobachtet, der weiß: In den Verwaltungen von Kreis und Städten scharren die Mitarbeiter ungeduldig mit den Hufen und warten auf den notwendigen vom Land gesetzten Rahmen, um vor Ort handeln zu können. Oft dauert es mehrere Tage, bis hier Taten folgen können. "Wenn am Montag Veränderungen kommen sollen, werden diese ja hoffentlich bald veröffentlicht. Ich kenne bisher keine Details", sagte Roth am Donnerstagnachmittag.

Mit 28,2 niedrigste Inzidenz in BaWü

Dabei stehen die Zeichen eigentlich alles andere als auf Frust: Mit einer Inzidenz von 28,2 am Mittwoch stach der Schwarzwald-Baar-Kreis sogar landesweit positiv aus der Statistik heraus. "Natürlich bin ich erleichtert, derzeit haben wir im Schwarzwald-Baar-Kreis tatsächlich einen über mehrere Tage relativ stabilen Inzidenzwert. Seit dem 19. Februar hat sich dieser Wert im Schnitt bei 35 eingependelt, am 3. März war er dann sogar mit 28,2 unter 30", schildert Hinterseh die Lage. Allerdings könne das durchaus trügerisch sein: "Letztlich sind wir keine Insel und ich befürchte, dass wir uns auch nicht komplett gegen den allgemeinen Trend von leicht steigenden Zahlen stemmen können. Die Virusmutationen sind derzeit das große Problem."

Trotzdem: Die "Disziplin und der Lockdown, wie auch die Einschränkungen der letzten Tage" tragen in den Augen des VS-OBs nun Früchte. Hinterseh sieht das ähnlich: Die Corona-Pandemie zeige, "wie instabil solche Werte sind. Es kann ganz schnell gehen und die Sieben-Tages-Inzidenz schnellt in die Höhe, weil es ein Infektionsgeschehen gibt, welches sich als diffus erweist." Dennoch hätten die Bürger "mit einer großen Disziplin einen ganz entscheidenden Beitrag geleistet", lobt HInterseh, "dafür bin ich dankbar". Das Gebot der Stunde sei es weiterhin, Kontakte zu reduzieren – "noch haben wir die Pandemie nicht überwunden!"

Mit Augenmaß will man sich nun den Lockerungen nähern. Im Landratsamt wartet man noch auf die detaillierten Verordnungen des Landes.

Kommunale Testzentren in der Planung

Hinter den Kulissen mancher Kommune hingegen gibt man trotz der Warteschleife, in der man aktuell hängt, schon Gas: "Wir in VS sind schon in der Planung zum Thema kommunale Testzentren", lässt Jürgen Roth beispielsweise wissen. Die Testungen in Schulen und Kindertageseinrichtungen laufen bereits mit 75 Testern vor Ort und regelmäßig und fänden auch guten Anklang. Schnelltests für die Mitarbeitenden der Verwaltung gebe es schon seit acht Wochen zu deren Verfügung.

Die genannten Testungen der Bevölkerung aber bedeuteten für die Kommunen einen immensen Kraftaufwand. "Diese werden durch Angebote weniger Apotheken und auch Arztpraxen unterstützt. Mit Berechtigungsscheinen kann man dort kostenfreie Tests vornehmen lassen", erklärt Jürgen Roth und meint, das kommunale Testcenter werde erst richtig angenommen, "wenn dies in Abhängigkeit zu Zutritten in Geschäften oder Gaststätten gesehen wird, will heißen: Mit dem Schnelltest habe ich 48 Stunden die Möglichkeit einkaufen zu gehen, Gaststätten, Kinos, Konzerte... zu besuchen. Das könnte gut über das Handy (oder wenn es sein muss über eine Bescheinigung) abgedeckt werden." Er sei gespannt, "was da der Verordnungsgeber anbietet. Ich würde es auch begrüßen, wenn uns Kommunen mehr Handlungsspielraum gegeben wird. Wir kennen die Player vor Ort und können maßgeschneiderte Lösungen in Abhängigkeit der Sieben-Tages-Inzidenz anbieten" – der "Rasenmäher aus Stuttgart" sei nicht das geeignete Mittel.