Das Hebammenteam und Markus Keller, leitender Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Schwarzwald-Baar-Klinikum ziehen eine positive Bilanz. Foto: Neß

Die im Schwarzwald-Baar-Klinikum tätigen Hebammen haben den mutigen Schritt in die Freiberuflichkeit gewagt. Ihr erstes Fazit ist nach einem Vierteljahr durchweg positiv.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Zufriedenheit ist dem Hebammenteam am Schwarzwald-Baar-Klinikum sichtlich anzumerken. Der mutige Schritt, den das Team im vergangenen Jahr gegangen ist, hat sich ausgezahlt. Im Oktober 2021 haben sie sich dazu entschieden in die Freiberuflichkeit zu gehen. Jetzt sind die Hebammen des rund 30-köpfigen Teams als sogenannte "Dienstbeleghebammen" im Klinikum tätig. Die organisatorische Änderung ist für die werdenden Mütter und Schwangeren dabei nicht sichtbar. Sie bringt sogar einige Vorteile mit sich.

Man habe lange überlegt, wie man für eine bessere Zufriedenheit der Hebammen sorgen könne, schildert Hebamme Stefanie Tröndle die Hintergründe der Freiberuflichkeit. Mut gemacht habe ihnen dabei die Klinik in Ingolstadt, an der dieses Konzept schon länger umgesetzt wird, meint ihre Kollegin Janika Kretschmer. Durch die Freiberuflichkeit organisieren sich die Hebamme nun selbst. Eine Chefin gebe es nicht. Dennoch habe jeder einen bestimmten organisatorischen Zuständigkeitsbereich, in dem er tätig ist.

Individuellere Betreuung der Frauen möglich

"Wir arbeiten im Drei-Schicht-System", erzählt Tröndle. Pro Schicht seien rund drei bis vier Hebammen im Einsatz. Während eine Hebamme in Vergangenheit unter Extrembedingungen teils drei bis vier gebärende Mütter auf einmal betreuen musste, betreue eine Hebamme durch das neue Konzept inzwischen maximal zwei Frauen zur selben Zeit. Dadurch könne eine individuellere Betreuung im Kreißsaal ermöglicht werden.

Zusätzlich habe das Hebammenteam sein Angebot erweitert. "Durch den besseren Betreuungsschlüssel möchten wir das Bonding nach der Geburt fördern", erklärt Vanessa Benz vom Hebammenteam. Den Hebammen liege viel daran, dass die Frauen beziehungsweise die Paare glücklich nach Hause gehen. In den insgesamt fünf Kreißsälen stehe eine Gebärwanne für Frauen bereit, die sich eine Wassergeburt wünschen. Zusätzlich gebe es die Möglichkeit in der Entspannungswanne ein Bad zu nehmen, wodurch die Schmerzen gelindert werden können. Auch der Einsatz von Lachgas und Schmerzmitteln sei auf Wunsch der Mutter möglich. Und trotz der Umstellung betreue ein Arzt selbstverständlich nach wie vor die Geburt.

"Geburten sind per se nicht planbar", erklärt Kretschmer. In Zeiten, in denen weniger Geburten stattfinden, hätte das Hebammenteam dadurch freie Kapazitäten. Die freie Zeit werde nun anderweitig genutzt. Zum einen bieten die Hebammen an, die Frauen auf der Wochenbettstation zu besuchen. Das Angebot werde sehr gut angenommen, freut sich Kretschmer. Für Frauen, die für die Zeit nach der Entlassung aus dem Klinikum keine nachsorgende Wochenbetthebamme finden können, gebe es die Möglichkeit, sich ambulant im Klinikum vorzustellen. Hierfür könne ein Termin im Kreißsaal vereinbart werden.

Hebammensprechstunde findet wieder statt

"Froh und glücklich, sind wir darüber, dass auch die Hebammensprechstunde wieder stattfinden kann", gibt Kretschmer bekannt. Dabei hätten die werdenden Mütter die Möglichkeit, mit den Hebammen in Kontakt zu treten, Fragen zur Geburt zu stellen oder den erforderlichen Papierkram schon im Voraus zu erledigen. So könne sich die Mutter am Tag der Geburt ganz auf die Geburt konzentrieren. Vielen nehme ein erster Kontakt mit den Hebammen oder ein Blick in den Kreißsaal auch die Angst vor der Geburt.

Zu Beginn sei der Wunsch der Hebammen, freiberuflich tätig zu werden, intern natürlich auch auf Bedenken gestoßen, schildert Markus Keller, leitender Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Schwarzwald-Baar-Klinikum. Doch an der Zusammenarbeit habe sich durch die organisatorische Änderung rein gar nichts geändert. "Es funktioniert wie vorher auch", erklärt er und betont nochmals, dass die Geburt nach wie vor von einem Arzt begleitet werde, der im Fall von Komplikationen einschreiten könne. Ein Oberarzt stehe 24 Stunden am Tag im Klinikum zur Verfügung.

Im Schwarzwald-Baar-Klinikum sind in den letzten drei Jahren jeweils 2500 Babys zur Welt gekommen. Als ausgewiesenes Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe können auch alle schwerkranken Früh- und Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm versorgt werden.

Impfung auch für Schwangere empfehlenswert

Abschließend betont Tröndle, dass es während der Pandemie keinen Zeitpunkt gegeben habe, an dem der Vater des Kindes oder eine Begleitperson nicht bei der Geburt dabei sein durften. Auch das sei nach wie vor selbstverständlich möglich. Im Hinblick auf die Pandemie hebt Keller nochmals hervor, wie wichtig es sei, dass sich auch schwangere Frauen impfen lassen. Auch im Schwarzwald-Baar-Klinikum habe es schwangere Frauen gegeben, die am Corona-Virus erkrankt seien und einen schweren Verlauf erleiden mussten. Drei Frauen, die an Corona erkrankt waren, hätten ihr Kind zwischen der 34. Schwangerschaftswoche und dem Termin verloren. "Die Risiken für Schwangere sind sehr hoch", mahnt Keller. Deshalb empfehle er eine Impfung zum eigenen Schutz und dem Schutz des Kindes.

Info: Anmeldung

Eine Anmeldung für die Hebammensprechstunde ist im Kreißsaal unter, Telefon 07721/93 31 60, möglich.