Ob in Zukunft auf der Gäubahn der ICE-Neigetechnik der DB oder von der SBB der Alstom-Neigezug ETR 610 (Foto) fahren werden, steht noch in den Sternen. Foto: privat/SBB

Umweg-Planung torpediert den Staatsvertrag mit der Schweiz. Rainer Kaufmann erklärt Details.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Idee, in die Gäubahntrasse Reutlingen und Tübingen einzubeziehen, ist auf den ersten Blick nicht von der Hand zu weisen.

Bei genauerer Betrachtung bedeutet dies eine Verlängerung der Fahrzeit zwischen Zürich und Stuttgart von mindestens 30 Minuten, damit die Taktknoten eingehalten werden, erklärte Rainer Kaufmann von der Interessengemeinschaft Gäubahn. Sollte das Stuttgarter Verkehrsministerium diese Diskussion zulassen, würde der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke in den Süden erst in unbestimmter Zeit erfolgen können.

Kaufmann versicherte aber, dass dem fünf Kilometer langen Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen bis 2018 nichts im Wege stehe. Laut Kaufmann wird der Vorstoß der Region Reutlingen/Tübingen ins Leere laufen. Dabei müssen die Mehrkosten des Trassenausbaus von Horb nach Tübingen samt Elektrifizierung noch nicht einmal berücksichtigt werden. Allein der Staatsvertrag mit der Schweiz von 1996 steht solch einem Ansinnen im Weg.

Der Schaffhauser Nationalrat Hans-Jürg Fehr brachte im Berner Bundesparlament zur Gäubahn eine Anfrage zur Beratung ein. Er kritisiert, dass die Schweiz den Streckenausbau bereits vollzog und auf deutscher Seite noch nichts in Angriff genommen wurde. Ende 2012 sollte der ICE auf der Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich in zwei Stunden und 15 Minuten die Strecke bewältigen. In der Praxis beträgt die Fahrzeit derzeit knapp drei Stunden mit normalen Intercityzügen ohne Neigetechnik.

Nachlässigkeit in der Umsetzung

Der Schweizer Bundesrat sieht schon eine Nachlässigkeit in der Umsetzung des Ausbaus auf deutscher Seite. Die Eidgenossen sehen die Verzögerung in der Diskussion um Stuttgart 21. Die Gäubahn müsse darin in der Planung eingebunden werden.

Eine weitere Unbekannte ist der Flughafenbahnhof auf den Fildern. Geklärt werden muss, wie die Gäubahn angeschlossen werden kann.

Am Samstag, 16. Juni, findet der erste "Filder-Dialog S21" statt. Dort können die Bürger erklären, was sie möchten.

Die Deutsche Bahn will auch die Idee der Variante über Tübingen zulassen.

Für Rainer Kaufmann wäre dies das vorläufige Aus für den Gesamtausbau, wenn diese Variante in den Planungen zugelassen würde. Ob der ICE-Neigetechnikzug jemals wieder auf der Gäubahn fahren wird, steht in den Sternen.

Die neuen Radreifen erhöhen das Gewicht der Triebzüge, so können sie trotz Neigetechnik nicht mehr schneller als ohne fahren.

Alternativ könnten die Schweizer die ETR 610-Neigezüge zur Verfügung stellen, die im Frühjahr die Deutschlandzulassung erhielten. Möglich wäre auch, so Kaufmann, sich an die neuen Züge für das Gotthardbasistunnel anzuhängen.

Diese erhalten auch die Italien- und Deutschlandzulassung. Mailand-Zürich-Stuttgart-Nürnberg könnte wie vor vielen Jahren wieder im Fahrplan angeboten werden. Die Gäubahn wäre dann im Fernverkehr wieder attraktiv.