Die DB-Netz saniert in der Region das Streckennetz. Vor allem die Pendler finden dies langsam nicht mehr lustig. Foto: DB

Sechs Wochen lang ist ab Singen Zug-Strecke in den Norden gesperrt. Schienenersatzverkehr.

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Bahnreisende erleben in diesem Jahr immer wieder Überraschungen, wenn sie aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg den Zug nehmen. Je nach Richtung werden sie mit dem Kürzel "SEV" (Schienenersatzverkehr) konfrontiert. Dies bedeutet, Züge werden durch Busse ersetzt, da die Schienen erneuert werden. Dies geht noch einige Monate so weiter. Für Reisende und Pendler ist dies nicht immer hinnehmbar, da sich die Fahrzeiten erheblich verlängern und die Busse nicht immer optimal fahren. Vor einigen Wochen war dies der Fall zwischen Schwenningen und Rottweil.

Da wartete der Bus nicht auf den Zug. Derzeit dürfen Reisende in Richtung Freiburg die Busfahrt genießen, da die Strecke im Höllental zwischen Freiburg und Titisee gesperrt ist. Bis zum 5. Oktober wird die Strecke erneuert. Ganz dick kommt es dann ab 8. Oktober. Sechs Wochen lang, bis zum 18. November, wird der westliche Bodensee auf der Schiene abgehängt. Die Züge der Schwarzwaldbahn aus Karlsruhe und Villingen sowie der Intercity aus Hannover enden in Immendingen.

Der Wochenend-Intercity von Emden nach Konstanz endet während der Bauzeit bereits in Karlsruhe. Die Züge auf der Gäubahn verkehren nur zwischen Stuttgart und Tuttlingen. Von Immendingen und Tuttlingen aus werden dann Busse die Fahrgäste nach Singen transportieren. Gesperrt ist auch die Strecke zwischen Engen und Singen. Zwischen Singen und Konstanz werden die Seehas-Züge der Schweizer Bundesbahnen den gesamten Verkehr aufrechterhalten, einmal als Nahverkehrszüge sowie als Regionalexpress-Züge mit weniger Haltepunkten.

Bestandpflege des Schienennetzes vernachlässigt

Die Deutsche Bahn kann auf dieser Strecke die Schwarzwaldbahn nicht fahren lassen, da wegen der fehlenden Elektrifizierung auf der Hochrheinbahn diese nicht zur Wartung nach Freiburg überführt werden können. Nachdem durch den geplanten Börsengang einige Jahre die Bestandpflege des Schienennetzes vernachlässigt wurde, wird dies alles nachgeholt.

Die Reisenden müssen dies ausbaden. Zwischen Immendingen, Tuttlingen, Hattingen, Engen und Singen werden 120 Kilometer Schienen neu verlegt. An Erdarbeiten werden 106 000 Tonnen Boden bewegt und 90 000 Schwellen ausgewechselt. Insgesamt kostet diese Baumaßnahme rund 18 Millionen Euro. Vor allem für die Pendler heißt dies täglich längere Fahrzeiten. Von Konstanz nach Villingen fahren alle Züge im Normalverkehr 70 Minuten.

Während der Streckensperrung verlängern sich die Reisezeiten von einer Stunde und 38 Minuten (Regionalexpress), über eine Stunde und 44 Minuten (IRE) bis eine Stunde und 54 Minuten (Intercity). Vor allem die Abfahrtzeiten zwischen Konstanz und Singen sind eine halbe Stunde früher als im derzeit gültigen Plan. Von Konstanz nach Tuttlingen müssen rund 90 Minuten eingeplant werden, sonst sind es 63 Minuten. In Gegenrichtung sind ähnlich längere Fahrzeiten einzurechnen. Handicap für Behinderte ist auf der Fahrt nach Singen, dass sie nicht barrierefrei zum anderen Bahnsteig wechseln können und mit dem Bus noch eine kleine Rundfahrt durch Singen unternehmen müssen.

Und dann gibt es noch die Radfahrer, die mal schnell den Bodensee umradeln wollen und mit dem Zug anreisen möchten. In den Bussen des SEV werden keine Räder mitgenommen. Da bleibt nur der Umstieg aufs Auto.