Martin Herrenknecht ist alles andere als zufrieden mit der aktuellen Regierung. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Frank Rumpenhorst

Martin Herrenknecht, Chef und Gründer des Schwanauer Tunnelbohrmaschinenherstellers, hält die aktuelle Bundesregierung für die schlechteste, die es je gab. Und auch die bürokratischen Hürden vor Ort lassen den 82-Jährigen kopfschüttelnd zurück.

„Wir müssen sehen, dass wir das letzte Ampel-Jahr bis zur Bundestagswahl irgendwie durchhalten“, erklärt der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Focus und äußert auch sonst scharfe Kritik an der aktuellen Regierung.

Laut dem 82-Jährigen sei es „todsicher die schlechteste Regierung, die die Bundesrepublik je hatte“ – das sei ein Grund, weshalb er persönlich die Bundesregierung grundsätzlich nicht mehr auf Delegationsreisen begleite.

Als Beispiele nennt der Unternehmensgründer viele aktuelle Entwicklungen – etwa den Ukraine-Krieg: Dieser sei nur „eine Entschuldigung“ für die, wie er findet, miese Leistung der Regierung. „Ich behaupte sogar, dass Scholz das Thema Ukraine ebenfalls vermasselt hat“, so Herrenknecht. Für ihn seien die Panzer- und Materiallieferungen zu Beginn des Krieges deutlich zu spät gekommen. Für die Regierungsparteien hagelt es Kritik aus Allmannsweier: „SPD und FDP – kaum noch erkennbar. Und die Grünen sind mehr denn je eine Glaubensgemeinschaft.“

Firmenchef möchte keine Wahlempfehlungen geben

Die Grünen würden „nur noch die Autobauer beschimpfen“ und hätten dabei selbst den Ausbau der Ladeinfrastruktur verpennt. Auch für die AfD hat Herrenknecht wenig übrig: „Ich bin der Überzeugung, dass auch eine AfD an der Realpolitik scheitert und sich für die Wähler als das entpuppt, was sie ist: ein Luftschloss.“ Die Union bleibe die einzige Hoffnung für Leute, die sich eine effiziente Realpolitik wünschen würden. „Friedrich Merz hat die CDU wieder klar positioniert.“ Von Wahlempfehlungen lässt Herrenknecht in seiner Firma nach eigenen Angaben jedoch die Finger.

Ein für den Unternehmer nachvollziehbar wichtiges Thema: die Lage der Wirtschaft in Deutschland. „Die hiesige Industrie steht am Abgrund“, kritisiert Martin Herrenknecht, „es ist nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach.“ In Berlin gebe es nur noch drei Themen: „Klima, Klima, Klima.“ Für die Wirtschaft werde dagegen gar nichts mehr getan. „Der Glaube an den Standort Deutschland geht verloren“, sagt er. Dies würde ihm auch regelmäßig auf Reisen gespiegelt werden. Über Deutschland höre er da, „dass die Ampelregierung den Mythos Made in Germany kaputtgemacht hat“.

Ein weiteres Problem, das Herrenknecht ausgemacht hat: der „Bürokratie-Wahnsinn“. Dieser werde dem Land und ganz Europa „den Rest geben, wenn es so weitergeht.“ Der Chef von Tausenden Mitarbeitern hat Beispiele parat, wie sich das konkret auf sein Unternehmen auswirke: So sei etwa die Einstellung von Schweißern aus dem Ausland ein großer bürokratischer Aufwand und auch der Bau eines großen Logistikzentrums am Schwanauer Hauptsitz würde sich angesichts „all der Vorgaben der Behörden“ verzögern. „Das Einzige, was noch gefehlt hätte: dass das Landratsamt uns die Würmer im Boden zählen lässt. Ein unfassbares Theater“, kritisiert der Unternehmer.

Den Standort ins Ausland verlegen möchte der Schwanauer Firmengründer trotzdem nicht. „Wir gehen hier nicht weg“, erklärt Herrenknecht auf den Einwurf, er könne doch ins benachbarte Frankreich ziehen: „Wir haben hier gute Leute und noch ein gutes Ausbildungssystem. Unsere Kunden kommen ja weiterhin zu uns.“ Und: Übernahmeangebote – die letzten hätten laut Herrenknecht bei zwei Milliarden Euro gelegen – lassen ihn offenbar kalt: „Ich würde meine Firma niemals verkaufen.“

Licht am Ende des Tunnels zu erkennen, fällt Herrenknecht in der aktuellen Situation schwer. „Ich sehe da eher Wahnsinn“, sagt der Unternehmer und betont zum Ende des Interviews: „Gut, dass nächstes Jahr wieder gewählt wird.“

Rund 5000 Mitarbeiter

Das Unternehmen Herrenknecht hat rund 5000 Mitarbeiter und erzielte nach eigenen Angaben 2023 einen Umsatz von mehr als 1,2 Milliarden Euro. „Wir werden dieses Jahr wieder auf über eine Milliarde kommen“, so der Firmengründer im Gespräch mit Focus.