Großes Interesse an der Gedenkveranstaltung zum 100. Todestag des SPD-Politikers aus Nonnenweier
Von Hans Weide
Nonnenweier. "Ein Europäer gefallen im Ersten Weltkrieg: Ludwig Frank – ein tragisches jüdisches Schicksal" – unter diesem Titel hatten der SPD-Ortsverein Schwanau-Meißenheim und der Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim zu einer Gedenkfeier eingeladen. Zahlreiche Zuhörer fanden den Weg ins Heimathaus.
Die Veranstaltung zum Gedenken an den jüdischen SPD-Politiker Ludwig Frank, der vor 100 Jahren, am 3. September 1914, als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel, fand unerwartet großes Interesse, sodass die Zuhörer nur mit vielen zusätzlichen Stühlen noch einen Platz fanden. Nicht nur das Datum, sondern auch die Nähe von knapp 100 Metern des Veranstaltungsraums zum Geburtshaus von Ludwig Frank dürften zusätzlich dazu beigetragen haben.
Karl-Rainer Kopf, stellvertretender Kreisvorsitzender der SPD Ortenau, äußerte daher auch in seiner Begrüßung, dass man mit einem solchen Zuspruch nicht gerechnet hatte. Gleichzeitig sah er darin auch eine Bestätigung dafür, dass man den Nonnenweierer Ludwig Frank nicht vergessen habe. Mit ihm sei ein Europäer nur etwa 100 Kilometer von seiner Heimat entfernt gefallen. Dagmar Frenk, Ortsvorsteherin von Nonnenweier, sah in der Veranstaltung ein Zeichen der Verpflichtung, die man gegenüber des "größten Sohnes der Gemeinde" habe. Ruben Frankenstein von der Freiburger Gesellschaft für deutsch-jüdische Zusammenarbeit führte an, dass man erst 1930 die erste Straße in Freiburg nach einem prominenten jüdischen Mitbürger benannt habe – dies sei Ludwig Frank gewesen. Unter den Nationalsozialisten hätte man sie umbenannt. Mit dem Ludwig-Frank-Weg gebe es im Stadtteil Haslach jedoch wieder eine Straße mit seinem Namen.
Viele Juden hofften, als Kriegsfreiwillige Anerkennung zu finden
Für den Förderverein "Ehemalige Synagoge Kippenheim", der als Mitveranstalter fungierte, gab der Vorsitzende Jürgen Stude einen Überblick über die Geschichte der Juden insbesondere in Baden und im ehemaligen Kreis Lahr im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg. Die Juden hätten ihrem "Vaterland" damals viele Opfer gebracht, vor allen Dingen als Kriegsfreiwillige, in der Hoffnung, dadurch als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft anerkannt zu werden. Ludwig Frank wurde dabei an erster Stelle genannt, er verkörpere die Person des jüdischen Einsatzes für Deutschland.
Die Juden seien nach dem Krieg jedoch durch den damals schon beginnenden Antisemitismus bitter enttäuscht worden. Sie wären zum Beispiel nicht in die Trauer über die Kriegstoten eingebunden worden und fehlten daher auf den meisten Gedenksteinen. Darüber hinaus dokumentierte der Vorsitzende Einzelschicksale aus Kippenheim und Nonnenweier im Rahmen der Deportationen in der NS-Zeit.
Den Widerspruch zwischen Ludwig Franks pazifistischen Haltung und der Meldung als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg versuchte anschließend Walter Caroli zu erklären. Dieses Verhalten lasse sich vielleicht damit begründen, dass Frank, wie viele Juden, ein "guter Deutscher" sein wollte, sagte Caroli dazu. Darüber hinaus dürfe man nicht vergessen, was Frank für die Sozialdemokratie in Deutschland getan und bewirkt habe (wir haben berichtet). Umrahmt wurde die Gedenkfeier von dem Projektchor "Rote Socken" unter der Leitung von Petra Mayer-Kletzin.