Dagmar Frenk (Zweite von rechts) führt ihre Gruppe beim geschichtlichen Rundgang durch Nonnenweier auch an dem Gedenkstein für die jüdischen Gemeindemitglieder vorbei. Zunächst waren jüdische Vertreter 2003 gegen die Aufstellung des Steins. Foto: Bühler

Ortsvorsteherin Dagmar Frenk beleuchtet informativ die Geschichte der Nonnenweierer Juden

Die ehemalige jüdische Gemeinde Nonnenweiers ist Thema bei einem Rundgang von Ortsvorsteherin Dagmar Frenk gewesen. Der Historische Verein Schwanau hatte zu diesem informativen Vortrag eingeladen.

Nonnenweier. Der Rundgang gab den rund 30 Teilnehmern ausführliche Einblicke in die wechselvolle Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Nonnenweier. Auf Einladung des Historischen Vereins waren auch Besucher aus der näheren Umgebung gekommen.

Nachdem sich die Teilnehmer am "Heimethüs" getroffen hatten, ging es zum Rathaus, wo das Mahnmal zur Erinnerung an die Deportation der Nonnenweierer Juden nach Gurs steht. Frieder Kern, Steinmetz aus Nonnenweier, hatte für dieses Mahnmal am 9. November 2010, anlässlich der Erinnerung an die Reichspogromnacht mit Pfadfindern am Rathaus errichtet. Die andere Hälfte des Steins in Regenbogenfarben steht laut Kern in Neckarzimmern.

Wie Frenk erklärte, beheimatete Nonnenweier ab 1707 eine bedeutende jüdische Gemeinde. Weiter führte der Rundgang in die Poststraße zum ehemaligen Wohnhaus von Ludwig Frank, dem bekanntesten Juden von Nonnenweier. Frenk erklärte, dass Frank, als SPD-Abgeordneter, freiwillig als Soldat für den Ersten Weltkrieg gemeldet hatte. Gleich zu Beginn des Krieges wurde er getötet.

Synagoge wurde 1938 komplett zerstört

Die Grundschule ist nach ihm benannt. Weiter ging es in der Poststraße, wo ein in Nonnenweier bekannter und gefürchteter Ortsgruppenleiter der NSDAP in unmittelbarer Nachbarschaft mit Emil Dreyfus lebte. "Mir schaut kein Jud in den Hof", soll dieser Ortsgruppenleiter gesagt haben. Deshalb habe er eine Scheune zwischen sein Gebäude und das von Dreyfus gebaut.

Während der Tour unterhielten sich die Teilnehmer darüber, ob man die Diskriminierung der Juden hätte verhindern können. Auf dem Rundgang ging es in die Schmidtenstraße, zum Gedenkstein, gegenüber der ehemaligen Synagoge, die in der Reichspogromnacht zerstört, allerdings nicht niedergebrannt wurde. Ein Zeitzeuge erzählte: "Eine Lahrer Truppe wollte die Synagoge anzünden. Doch die Leute haben sich dagegen gewehrt, um das Abrennen der Nachbarhäuser zu verhindern." 2003 wurde vor Ort ein Gedenkstein für die ehemaligen jüdischen Gemeindemitglieder eingeweiht.

Frenk erzählte, dass das Aufstellen des Gedenksteins zunächst am Veto der jüdischen Vertreter gescheitert. Diese seien der Meinung gewesen, dass die Schuldfrage zuerst hätte geklärt werden müssen. Während des Rundgangs verwies die Pädagogin auch auf die zahlreichen ehemaligen jüdisch geführten Gaststätten und Geschäfte.

INFO

Viel Tradition

Unter dem Schutzrecht der Freiherrn von Rathsamhausen siedelten sich zu Beginn des 18. Jahrhundert erstmals Juden in Nonnenweier an. Daraus entwickelte sich eine blühende Gemeinde, deren Synagoge 1771 erbaut wurde. Ab 1880 hatte die jüdische Gemeinde einen eigenen Friedhof, der im Gegensatz zur Synagoge, die 1938 zerstört wurde, die Greueltaten der NS-Zeit überstand.