Sieben Jahre hat das Schwalbenhaus in Stetten leergestanden, seit drei Jahren hat das luftige „Hotel“ in fünf Metern Höhe endlich dankbare Bewohner gefunden. Dabei sollte der Turm vor einigen Jahren schon fast abgebaut werden.
Bald zehn Jahre steht das Schwalbenhaus am Ortseingang von Haigerloch-Stetten. Es wurde im Jahr 2014 als erstes seiner Art im Landkreis installiert. Auf das Pilotprojekt sollten in den Jahren darauf sechs weitere im Zollernalbkreis folgen. Doch obwohl es das erste Schwalbenhaus war, das der Nabu-Kreisverband Zollernalb installiert hatte, dauerte es viele Jahre, bis das Projekt auch wirklich Früchte trug.
Im fünf Meter hohen Schwalbenturm an der Salinenstraße stehen für die Vögel, die auch als Glücksbringer gelten, 42 Nester zum Bezug bereit. Die blieben aber sieben Jahre lang unberührt. Während die Folgeprojekte – etwa in Schörzingen, Täbingen und Zimmern unter der Burg – längst von Schwalben besiedelt waren, wollten im Stettener Turm partout keiner der Vögel einziehen – und das, obwohl sich am Ivo Lavetti-Fabrikgebäude in unmittelbarer Nähe etwa hundert Nester befanden, die von den Mehlschwalben selbst gebaut wurden – und bis heute noch genutzt werden.
Turm steht mitten im „Schwalbengebiet“
Der gewählte Platz war also „Schwalbengebiet“ und galt beim Bau als „sehr gut geeignet“ für ein Taubenhaus. Der Naturschutzbund habe sogar versucht, die Vögel mittels akustischer Signale anzulocken und ihnen den Turm „schmackhaft“ zu machen – ohne Erfolg.
Als einer der Gründe, wieso die Schwalben das Hotel nicht angenommen hatten, wurde die Höhe vermutet: Schwalben bevorzugen lieber höhere Gebäude als den nur fünf Meter hohen Nistturm.
Im Jahr 2018 hatte der Stettener Ortschaftsrat sogar darüber beraten, ob der Turm nicht an eine andere Stelle umziehen solle. Allerdings wäre diese Entscheidung mit hohen Kosten im vierstelligen Bereich verbunden gewesen. Eine Entscheidung wurde aber nicht getroffen, ebenso wenig, als sich das Gremium im Mai 2019 erneut mit dem Thema befasste und ebenso auf keinen Nenner gekommen war.
Nachdem zwischenzeitlich sogar die Rede davon war, das Schwalbenhaus komplett aus Stetten zu verbannen, passierte dann ein Wunder: Eine Mitarbeiterin von Ivo Lavetti entdeckte an dem Turm tatsächlich ein zwitscherndes Schwalbenpaar. Diese waren nicht nur auf Futtersuche, sondern flogen auch in den Nistlöchern des Turmes ein- und aus.
Spuren zeigen: 20 Nester sind belegt
Auf das erste Schwalbenpärchen folgten weitere: Fünf bis zehn Schwalbenpärchen seien laut Herbert Fuchs vom Nabu-Kreisverband Zollernalb jährlich im Turm zuhause. Warum sich die Vögel im Schwalbenhaus plötzlich doch wohlfühlen, wird weiter gerätselt. Auch in diesem Jahr wohnen wieder Vogelpärchen im Turm. An 20 der Nester seien laut Fuchs deutliche Kotspuren vorhanden. „Diese müssen also in der letzten Zeit belegt gewesen sein“, stellt er fest. Ob dort nun aktuell kleine Schwalben aufgezogen werden, lasse sich laut Fuchs allerdings nicht so ohne Weiteres feststellen. Mitunter seien die Altvögel, je nach Wetterlage, sogar tagelang weg. Die Jungtiere fallen in dieser Zeit in eine Art Starre, auch „Torpor“ genannt, und fahren ihren Stoffwechsel herunter. „Dabei können sie tagelang ohne Nahrung und Wasser auskommen“, erklärt Fuchs.
Wie viele Tiere es aktuell genau sind, lasse sich laut Fuchs nicht so genau bestimmen, „weil die Vögel nicht alle innerhalb eines kurzen Zeitraums an jeweilige Nest fliegen“: Aber immerhin habe sich die Unterkunft für die Vögel am Ende doch gelohnt – wenn auch später als geplant.
Geschützte Tiere
Schwalben
stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten. Verantwortlich dafür sind fehlende Nistmöglichkeiten und auch das Nahrungsangebot wird knapp. In Städten verschwinden Nester zum Beispiel durch Sanierungen an Gebäuden und auch Feldwege, Einfahrten und Dorfplätze werden zubetoniert, so dass Schwalben immer seltener Lehm für ihren Nestbau finden. Schwalben sind durch das Bundesnaturgesetz geschützt. Das Zerstören der Nester stellt daher eine Straftat dar.